Viel vom Leben wissen

Sein Domizil in der Weberbach ist fast leergeräumt, nur die Bücher müssen noch gepackt werden: Pastoralpsychologe Alwin Hammers freut sich nach 34 Jahren Priesterausbildung darauf, sich dem zu widmen, was ihm sonst noch wichtig ist.

 Alwin Hammers freut sich nach 34 Jahren in der Priesterausbildung auf den Ruhestand. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Alwin Hammers freut sich nach 34 Jahren in der Priesterausbildung auf den Ruhestand. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Er ist einer der Pioniere der Pastoralpsychologie in der Priesterausbildung, dem die menschliche Seite der Priesterausbildung, die soziale Kompetenz seiner Studenten, besonders wichtig war. Nach 34 Jahren wurde Alwin Hammers feierlich emeritiert. Aufgewachsen ist Alwin Hammers in Mürlenbach in der Eifel, "wo Karl der Große geboren sein soll". Dass er von ihm abstammt, ist nicht belegt, auch wenn sein Großvater Burgherr auf der Bertradaburg war. "Er hat dort Schnaps gebrannt und Bier gebraut." 1962 verließ der Enkel die Eifel, um im Trierer Priesterseminar Theologie zu studieren. "Ich wollte Priester werden. Doch dann merkte ich, dass das nicht das Richtige für mich ist." So studierte er zusätzlich Psychologie in München und Freiburg, wo er 1973 promovierte. Im gleichen Jahr kam er als Dozent zurück nach Trier. "Der damalige Leiter des Trierer Priesterseminars, Anton Arens, war sehr progressiv. Ich war Deutschlands erster hauptberuflicher Pastoralpsychologe in der Priesterausbildung." Dabei habe ihm sein Doppelstudium geholfen. "Ich habe gelernt, dass die Verbundenheit und Beziehungsfähigkeit mit Menschen den Priestern hilft, nicht das Wissen über etwas." Die in Freiburg begonnene Habilitation über die Persönlichkeitsstruktur von Priesteramtskandidaten brach er ab, als er feststellte, dass ihn seine Studie in Konflikt mit seinen Kandidaten brachte. 1982 wurde Hammers mit der Gründung des Instituts für Pastoralpsychologie und Homiletik zum Professor für Pastoralpsychologie ernannt. Die mannigfaltigen Anregungen und Lehrmöglichkeiten durch seine Tätigkeit als Lehrpsychotherapeut im psychosozialen Bereich mit Beratungsstellen, Ärzten, Lehrern und Erziehern seien für ihn bedeutend gewesen. "Bei der Ausbildung von Personen, die ständig mit Menschen in Not zu tun haben, habe ich viel gelernt. Ein guter Seelsorger muss viel vom Leben wissen." Deutschlandweit bekannt wurde der Pastoralpsychologe 1997, als er in der Sendung "Report" sagte, dass seinem Eindruck nach ein Viertel aller Priester zur Homosexualität neigen. "Ich kannte ihre schwierige Situation und innere Not aus meiner Arbeit. Ich wollte das Tabuthema angehen, den Betroffenen eine Stimme und einen besseren Platz geben. Das hat dazu beigetragen, dass sich die Verantwortlichen in der Kirche dem Thema stellen und sich profunder darüber informieren, und das ist gut so."Nach 34 Jahren Priesterausbildung verabschiedet sich der 65-Jährige jetzt in den Ruhestand. Langweilig wird ihm nicht. "Sicherlich werde ich noch Therapien und Supervision machen. Es gibt viele Möglichkeiten im Ehrenamt." Und: "Ich bin ein alt gedienter Jazzer." 20 Jahre hat er in Peter Güntzels Swing Company mitgespielt. "In der Ruhe, die kommen wird, kann ich gut in mir hören, was für mich sinnvoll ist." Der Vater zweier erwachsener Kinder freut sich auf sein Enkelkind, das im April erwartet wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort