Volksmund erinnert an ein Original

Offiziell heißt der Verbindungsweg zwischen Fleisch- und Metzelstraße "Vereinsbank-Passage", doch der Volksmund nennt ihn "Mohrs Gässchen". Die SPD-Stadtratsfraktion beantragt nun die Umbenennung.

 Sie wird derzeit wieder hergestellt: die während des Trier-Galerie-Baus von der Bildfläche verschwundene Vereinsbank-Passage zwischen Fleisch- und Metzelstraße. TV-Foto: Roland Morgen

Sie wird derzeit wieder hergestellt: die während des Trier-Galerie-Baus von der Bildfläche verschwundene Vereinsbank-Passage zwischen Fleisch- und Metzelstraße. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Es war eine Schnapsidee: In den 70er-Jahren holten Stammgäste des Wirtshauses "Im Stübchen" (Metzelstraße) den zwischen Paulinus-Druckerei und ehemaliger Hauptpost verlaufenden Weg aus der Namenslosigkeit. An der Einmündung zur Metzelstraße brachten sie ein Holzschild an. Aufschrift: "Mohrs Gässchen".

Der Coup fruchtete, und die Bezeichnung "Mohrs Gässchen" bürgerte sich ein. Sie überlebte das alte "Stübchen", das dem Bau des City-Parkhauses zwischen Zuckerberg- und Metzelstraße weichen musste und in der Nähe einen neuen Standort bekam, aber auch den Namensgeber selbst. Die "Stübchen"-Gäste hatten Franz Mohr überraschen und ihm eine Freude machen wollen.

Mohr, geboren 1893 in der Metzelstraße, ging ebenfalls im "Stübchen" ein und aus. Nachdem auch seine Wohnung dem Parkhaus-Bau zum Opfer gefallen war, lebte er in seinen letzten Jahren im Haus Zuckerbergstraße 1a. Er starb am 24. Februar 1980. "Mohrs Gässchen" lebte weiter, auch als Mitte der 80er Jahre die Bayerische Vereinsbank einen Neubau an der Fleischstraße errichtete und den darunter verlaufenden Verbindungsweg - inzwischen Privatstraße - zur "Vereinsbank-Passage" erklärte. Diese Bezeichnung setzte sich nie so richtig durch. Selbst als die Planungen zum Bau der Trier-Galerie anliefen, war immer wieder von "Mohrs Gässchen" die Rede. Die Gasse verschwand beim Bau des Einkaufszentrums und entsteht nach dessen Eröffnung nun neu.

Für SPD-Ratsmitglied Rainer Lehnart (60) bietet das "die Gelegenheit, den Verbindungsweg endlich offiziell umzutaufen. Denn der wegen der Trier-Galerie geänderte Bebauungsplan weist die Gasse nun als öffentlichen Weg aus." Lehnart hat im Namen seiner Fraktion einen Umbenennungs-Antrag an OB Klaus Jensen gestellt. Auch wenn "Mohrs Gässchen" damals im Scherz aus der Taufe gehoben wurde, hält Lehnart es für völlig gerechtfertigt, den Namen amtlich zu machen: "Ich habe ihn persönlich gekannt und erlebt. Franz Mohr war ein schlitzohriges, liebenswürdiges Original aus dem Metzelstraßen-Viertel, aber auch weit darüber hinaus vielen Trierern bekannt." Für die Arbeiterwohlfahrt war er viele Jahre als Hauskassierer tätig. 1977 machte ihn die Awo zum Ehrenvorstandsmitglied.

Stadtteil-CDU signalisiert Zustimmung



Für Straßenbenennungen zuständig sind in erster Linie die Ortsbeiräte. Lehnarts Vorstoß stößt in Trier-Mitte/Gartenfeld auf Zustimmung auch jenseits der SPD. "Wir sind für ‚Mohrs Gässchen!", sagt Stadtteil-CDU-Chef und Fraktionssprecher Udo Köhler (45) auf TV-Anfrage.

Rainer Lehnart ist an weiteren Infos über Franz Mohr und seinen Lebensweg interessiert. Wer etwas dazu weiß, kann sich telefonisch an ihn wenden (0651/35531).

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