Vollzugsdienst braucht Verstärkung

TRIER. Trier hat acht kommunale Vollzugsbeamte, deren Dienst von der gesamten Bandbreite menschlichen Elends geprägt wird. "Ich könnte dreimal so viele Mitarbeiter einstellen und hätte nicht das Gefühl, es wäre genug", sagt Ordnungsdezernentin Christiane Horsch. "Die Grenze der Belastbarkeit ist überschritten."

Wer Roman Schmitz nach Anekdoten aus seinem Berufsalltag fragt, muss mit der Schilderung von Szenen rechnen, die aus einem Horrorfilm stammen könnten. Der gelernte Sozialpädagoge leitet den kommunalen Vollzugsdienst - acht uniformierte Beamte, die als langer Arm des Trierer Ordnungsamts ohne Blaulicht, Martinshorn und Schusswaffe für Sicherheit im öffentlichen Raum sorgen müssen. Wenn Gewalt ins Spiel kommt, muss zwar die Polizei ran. Da auch deren Personalstärke von einem Optimum weit entfernt ist, deckt der Vollzugsdienst einen riesigen Verantwortungsbereich ab. "Wir müssen verstorbene alte Menschen aus ihren völlig verdreckten Wohnungen holen, wenn ein Nachbar endlich den Verwesungsgeruch im Treppenhaus bemerkt hat", erläutert Schmitz. "Wir müssen suchtkranke Menschen daran hindern, sich selbst oder andere zu verletzen, und sie gegen ihren Willen ins Krankenhaus bringen." Das einzige dafür gerüstete Krankenhaus steht in Parsberg, einer Stadt zwischen Nürnberg und Regensburg. Wenn eine Streife des Vollzugsdiensts einen beißenden und spuckenden Kranken dorthin bringt, fällt sie für eine komplette Schicht aus. "Von der ständigen nervlichen Anspannung ganz zu schweigen", betont Schmitz. "Das Alltagsgeschäft frisst uns auf", sagt der Leiter des Vollzugsdiensts. "Ich bin zwar noch nicht ausgebrannt, aber eine Verstärkung würde mir sehr gut tun." Besonders die Kriminalprävention leidet unter der ständigen Überlastung. "Sicherheit kostet Geld", kommentiert Ordnungsdezernentin Christiane Horsch die Situation. Zumindest eine zusätzliche Stelle werde dringend benötigt, "um Roman Schmitz in der Kriminalprävention zu unterstützen". Der Versuch, das Sicherheitsgefühl der Menschen in Trier durch private City-Scouts zu stärken, ist schnell gescheitert (der TV berichtete). Kann der Vollzugsdienst durch eine interne Stellenverschiebung in der Stadtverwaltung verstärkt werden? Christiane Horsch nimmt Stellung: "Solche Lösungen sind möglich, wenn wir die Qualität im freiwilligen Bereich weiter einschränken. Sollen wir das Personal des Bürgeramts oder der KFZ-Zulassungsstelle weiter reduzieren? Die Bürger müssten dann länger warten."Freiwilliger Polizeidienst

Die CDU Trier, Initiator der gescheiterten City-Scouts, will die Idee der Einbindung privater Sicherheitskräfte noch nicht fallen lassen. "Der freiwillige Polizeidienst funktioniert schließlich auch in anderen Bundesländern", sagt Stadtratsmitglied Thomas Albrecht. "Generell steht uns das Wasser bis zum Hals, jedes Dezernat fordert mit gutem Grund neue Stellen." Albrecht kündigt an, die Verstärkung des Vollzugsdienstes werde Bestandteil der Haushaltsberatungen.

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