Vom Bauernjungen zum Kardinal

Trier. (red) Am 24. Dezember hätte Joseph Kardinal Höffner. seinen 100. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Grund würdigte ihn nun die Theologische Fakultät in einer Gedenkfeier.

1906 wurde Joseph Höffner als Sohn einer Bauernfamilie in Horhausen im Westerwald geboren. Er wurde Priester, schrieb vier Doktorarbeiten, war Professor am Priesterseminar und an der Theologischen Fakultät Trier, wurde Erzbischof in Köln, Kardinal und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. 1987 starb Joseph Kardinal Höffner im Alter von 80 Jahren. Mit einer Gedenkfeier würdigte die Theologische Fakultät Trier am 19. Dezember den - wie Rektor Reinhold Bohlen sagte - "wohl größten Professor in der Geschichte unserer noch jungen Fakultät". Der Trierer Bischof Reinhard Marx betonte zu Beginn, dass es gut und wichtig sei, dass das Heimatbistum Joseph Höffner nicht vergesse: "Das Bistum Trier darf auf diesen Priester stolz sein." Großer Vertreter der Soziallehre

Der Bischof erinnerte an Höffner als "großen Vertreter der Katholischen Soziallehre". Dabei sei es für Höffner selbstverständlich gewesen, sich auf den konkreten Menschen zu konzentrieren und sich der Sorgen der Menschen anzunehmen. Er habe deutlich gemacht, dass die menschliche Freiheit im Mittelpunkt der Katholischen Soziallehre stehe, aber eine Freiheit, die verantwortet sei. Heute, so sagte der Trierer Bischof, wäre Joseph Höffner sicher entsetzt, wenn er die reine Profit-Orientierung mancher Unternehmen und die oft ausschließliche Orientierung der Wirtschaft an der Kapitalrendite sähe. In Kurzvorträgen gingen die Trierer Professoren Bernhard Schneider und Wolfgang Ockenfels anschließend auf Joseph Höffner als Trierer Bistumspriester beziehungsweise als Sozialethiker ein. Schneider betonte, dass Joseph Höffner immer in seinem Heimatbistum verwurzelt geblieben sei und dass die Erfahrungen, die er hier als Seelsorger sammelte, stets wichtig für ihn gewesen seien. Unter anderem erinnerte Schneider daran, dass Höffner in der Zeit des Nationalsozialismus Juden versteckt und geschützt habe. Hierfür wurden Höffner und seine Schwester 2003 von der Israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem mit dem Ehrentitel "Gerechte unter den Völkern" ausgezeichnet.Im christlichen Menschenbild verankert

Ockenfels betonte, dass der Titel von Höffners erster Doktorarbeit "Soziale Gerechtigkeit und soziale Liebe" ein Leitthema für diesen gewesen sei. Als Bischof habe Höffner immer auch sozial gewirkt, als Sozialethiker bischöflich und priesterlich. Höffners Sozialethik sei dabei immer im christlichen Menschenbild verankert gewesen. Joseph Höffner habe sich nie in den Elfenbeinturm der Wissenschaft zurückgezogen, seine Studenten hätten ihn "Vater Joseph" genannt, und er habe sich eingesetzt für eine Kirche, die die Zeichen der Zeit erkennen müsse. Das Eintreten der Kirche für Gerechtigkeit und Politik habe Höffner dabei jedoch nicht als Politik, sondern als Seelsorge verstanden, die allerdings immer in einem konkreten politischen Kontext stehe. "Glaubensstark, hellsichtig, unbestechlich, bescheiden" - unter anderem so sei die "normative Bischofsgestalt" Joseph Höffner zu Recht charakterisiert worden, sagte Ockenfels.

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