Vom Horror an den Schulen

Alle Diskussionen, geplanten Konzepte und runden Tische konnten bisher nichts daran ändern: Manche Trierer Schulen sind in einem katastrophalen und völlig inakzeptablen Zustand. So wird der aktuelle Zustandsbericht zu einem "Horror-Szenario". Dieses Stichwort fiel in der jüngsten Stadtratssitzung.

Trier. "Zum Glück müssen wir dieses Papier nicht beschließen, sondern nur zur Kenntnis nehmen", sagte Dorothee Bohr (CDU). Das "Horror-Szenario" fiel ebenfalls in ihrer Rede. Dabei ging es im Stadtrat nur darum, sich den Schulbauzustandsbericht anzusehen. Hinter diesem amtlich-steril klingenden Begriff verbergen sich in Trier finanzielle Abgründe in zweistelliger Millionenhöhe. Summen, die nach Ansicht von Dorothee Bohr "nicht mehr vorstellbar" sind.Es war Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani (CDU) und vor allem Schuldezernent Ulrich Holkenbrink (CDU) deutlich anzusehen, wie unwohl sie sich mit diesem Thema fühlen. Die sich dahinter verbergende Botschaft ist schließlich fatal: Die Römer- und Bischofsstadt Trier, stolze Gastgeberin von Großereignissen wie der ADAC-Rallye und der Konstantin-Ausstellung, schafft es nicht, die Schulen in ihrer Trägerschaft in einen vertretbaren Zustand zu versetzen. Mangelhafter Brandschutz, Sicherheitsmängel, katastrophale Bausubstanz: Die Stadt schafft es gerade mal eben, die schlimmsten Symptome punktuell zu bekämpfen. Um die Ursachen zu beheben, fehlen 20 Millionen Euro. Immerhin: Sollte die Gesundheit der Schüler gefährdet sein, greift die Stadt trotz der leeren Kassen sofort ein, versicherte Dezernentin Kaes-Torchiani.Das von ihrem Kollegen Holkenbrink initiierte Schulentwicklungskonzept 2020+ ist in diesem Zusammenhang schon seit Jahren ein Hoffnungsträger, soll es doch Reaktionen auf die immer weiter sinkenden Schülerzahlen und den enormen Sanierungsstau anbieten. Doch als der Ortsvorsteher von Trier-Süd, Werner Schulz, konkret fragte, wann dieses Konzept denn nun vorliege, reagierte Holkenbrink im Rat nicht mit harten Fakten. "Wir haben dieses Projekt gemeinsam beschlossen und werden es gemeinsam umsetzen." Meinung Trier will es endlich wissen Seit zwei Jahren arbeitet der runde Tisch an Möglichkeiten, den Sanierungsstau aufzulösen und auf sinkende Schülerzahlen zu reagieren. Der Stadtrat hat im Mai einen Statusbericht erhalten. Wer darin jedoch nach konkreten Aktionen und Erkenntnissen sucht, wird enttäuscht. Wenn der runde Tisch über solche verfügt, dann behält er sie für sich. Auch der erschreckende aktuelle Bauzustandsbericht lässt besorgte Eltern und gefrustete Schüler und Lehrer im Regen stehen. Dezernent Ulrich Holkenbrink bleibt dort vage, wo er konkret werden sollte. Trier will endlich wissen, wie das Schul-Problem gelöst werden kann. Deshalb fordern heute mehr als 3000 Eltern mit ihren Unterschriften mehr Geld für die Sanierung ihrer Schulen. j.pistorius@volksfreund.deRunder Tisch Die Basis des Schulentwicklungskonzepts 2020+ ist ein runder Tisch, der Ende 2005 seine Arbeit aufgenommen hat. Mit dabei sind Vertreter aller Schularten und der Fraktionen, die Kammern, die Stadtverwaltung und die ADD.

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