Vom Jüngling zur Jugend

Trier · Den Jugendverein MJC kennt fast jeder Trierer, manche nennen ihn liebevoll "Miez". Seit vier Jahrhunderten prägt er die Stadt mit.

 Im Sportdress zur Springprozession: Wie auf unserem Foto aus den 1980er Jahren fährt die MJC auch heute noch zu der Veranstaltung in Echternach.

Im Sportdress zur Springprozession: Wie auf unserem Foto aus den 1980er Jahren fährt die MJC auch heute noch zu der Veranstaltung in Echternach.

Foto: (h_st )

Trier Eigentlich bedeutet das Kürzel MJC Marianische Jünglingscongregation. Der Gleichberechtigung wegen steht das "J" heute für die Jugend. Vielleicht liegt in genau dieser Anpassungsfähigkeit das Erfolgsrezept der Gemeinschaft, die 1617 gegründet wurde.
Was sich dagegen über die Jahrhunderte hinweg kaum verändert hat, ist das Leitmotto der Gründerväter: körperliche Ertüchtigung vereint mit geistiger Erbauung. Darauf bezieht sich auch Kai Wichmann, Leiter des Jugendzentrums Mergener Hof: "Unser Hauptaugenmerk liegt auf erzieherischer Hilfe, sozialem Engagement, Bildung und Sport."
Jesuiten gründeten einst die MJC, um den durchs Land streifenden Junghandwerkern eine Unterkunft zu bieten. Es war der Versuch, eine Laienorganisation zu schaffen, die der Mutter Gottes gewidmet war. Ihr Ziel: den Glauben zu festigen und Nicht-Ordensleuten ein christliches Leben zu ermöglichen.
Bis vor 20 Jahren führten Jesuitenpater die MJC, danach wurde der Verein weltlicher. "Nach dem Wechsel stand der katholische Glaube nicht mehr so sehr im Zentrum wie zuvor", meint Pater Wendelin Köster, ehemaliger Hausleiter und Geschäftsführer des Vereins von 1975 bis 1982. Er hebt jedoch das Zusammenspiel von Welt und Glaube hervor: "Man kann nicht Kirche machen und dabei die Welt ausschließen. Wenn es der MJC gelingt, diese beiden Pole zusammenzuhalten, dann wird sie nochmal 400 Jahre schaffen."
Die Begeisterung für den Sport ist geblieben und zum Aushängeschild der Vereinigung geworden. Am berühmtesten sind wohl die Handballerinnen des DJK/MJC Trier, die "Miezen". Neben den Handballern sind vor allem die Basketballer des Vereins bekannt. "Wir bieten alles außer Fußball", sagt Kai Wichmann.
Wer das Gebäude der MJC in der Rindertanzstraße betritt, merkt: Der Congregation ist der Schritt in die Neuzeit geglückt. Auch, wenn auf dem Weg dorthin viele Steine lagen. Die Aufhebung des Jesuitenordens durch den Papst von 1773 bis 1814 zum Beispiel. Oder der Versuch der Nationalsozialisten, die katholischen Verbände zu unterdrücken und sie als staatsfeindlich zu verleumden. Akten zeugen davon, wie MJC-Mitglieder von der Hitlerjugend verprügelt wurden. Nur noch im Geheimen konnte die Organisation wirken. Pater Paul Reus, der damalige Hausleiter, leistete in dieser schwierigen Zeit "Großes in unendlicher Kleinarbeit", wie es in einer Festschrift zum 350-jährigen Jubiläum der MJC heißt.
In den 1960er Jahren erweiterte Pater Bechtel das Programm über die Gruppenarbeit hinaus und integrierte auch offene Jugendarbeit ins Angebot der MJC. Damals traf man sich noch in der Dietrichstraße. Da die Räume dort zu klein wurden, zog der Verein 1960 um in die Rindertanzstraße. Im Jugendzentrum Mergener Hof standen den MJC-Mitgliedern nun ein Tischtennisraum, zwei Aufenthaltsräume und ein Büro zur Verfügung. Heute gehört das "Miez-Gebäude" dem Bischof.
"Die MJC war eine kleine Jugend-Volkshochschule", sagt Pater Köster. Durch die Mitgestaltung des geistigen und erzieherischen Lebens in der Moselstadt habe "die Miez" ein Stück Lokalgeschichte geschrieben.
Extra: BENEFIZABEND IN DER REICHSABTEI

 1965 zog die MJC in den Mergener Hof ein. Vorher war die Congregation in der Dietrichstraße im Ignatiushaus beheimatet.

1965 zog die MJC in den Mergener Hof ein. Vorher war die Congregation in der Dietrichstraße im Ignatiushaus beheimatet.

Foto: (h_st )
 Butterbrote zwischen Zeltschnüren: Pfingstzeltlager der MJC-Jugend in den 1950er Jahren.

Butterbrote zwischen Zeltschnüren: Pfingstzeltlager der MJC-Jugend in den 1950er Jahren.

Foto: (h_st )
 Schon in den frühen 1970ern bot die MJC Nachwuchsmusikern Auftrittgelegenheiten.

Schon in den frühen 1970ern bot die MJC Nachwuchsmusikern Auftrittgelegenheiten.

Foto: (h_st )
 Szene aus der Nachkriegszeit: Pater Peus beim Mittagessen mit einer MJC-Jungengruppe. Fotos (5): MJC Trier

Szene aus der Nachkriegszeit: Pater Peus beim Mittagessen mit einer MJC-Jungengruppe. Fotos (5): MJC Trier

Foto: (h_st )


Mit einem Benefizabend am Freitag, 1. September, ab 20 Uhr in der ehemaligen Reichsabtei Sankt Maximin feiert die MJC ihr Jubiläum. Kabarettist Lars Reichow führt durchs Programm. "Es wird ein schöner, bunter Abend, bei dem Ehemalige etwas über die Historie des MJC erzählen werden", kündigt Kai Wichmann an. Der Erlös kommt dem Jugendzentrum und der Vereinsarbeit zugute. (sjm) Das pädagogische Angebot der MJC umfasst Mittagstisch, Hausaufgabenbetreuung und ein Beschäftigungsangebot am Nachmittag. Es gibt Kurse und Workshops für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, ein breites Sport-Angebot, Ferienspaß, Sportfreizeiten, Zeltlager. Zum Angebot gehören auch Schulprojekte, Events und Konzerte, erzieherische Hilfen und Unterstützung bei persönlichen Problemen. Weitere Infos: <%LINK auto="true" href="http://mjctrier.de" text="mjctrier.de" class="more"%> Quelle: MJC (red)

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