Vom Rechenstab zum PC-Profi

TRIER. Nach 40 Dienstjahren am Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG) Trier wurde der dienstälteste Oberstufenleiter in Rheinland-Pfalz in den Ruhestand verabschiedet. In dieser Zeit hat Studiendirektor Karl Heinz Kraus viel erlebt und das Schulwesen maßgeblich mitgestaltet.

 Nach 40 Dienstjahren am AVG verabschiedet: Studiendirektor Karl Heinz Kraus. Foto: Kim-Björn Becker

Nach 40 Dienstjahren am AVG verabschiedet: Studiendirektor Karl Heinz Kraus. Foto: Kim-Björn Becker

Für die Einführung der "Mainzer Studienstufe" war er an seiner Schule ebenso verantwortlich wie für die insgesamt über 4000 Oberstufenschüler, die das AVG in dieser Zeit besucht haben. Das Auguste-Viktoria-Gymnasium könnte man als seine zweite Heimat bezeichnen. Seit 1967, zunächst als Referendar, unterrichtete Karl Heinz Kraus Mathematik und Physik am AVG. "Meine Frau kommt aus der Gegend von Trier, daher habe ich mich auch in Trier um ein Referendariat beworben", sagt der gebürtige Kaiserslauterner. Nach dem Studium der Mathematik und der Physik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hat es ihn deshalb an die Mosel verschlagen und seitdem auch dort gehalten. "Ich hatte ein sehr kooperatives und freundschaftliches Kollegium, es hat Freude gemacht, dort zu arbeiten", sagt Kraus über seine ehemalige Schule. "Wenn man so lange so gut zusammengearbeitet hat, ergeben sich Bindungen, die man nicht von heute auf morgen abschneiden kann." In den nunmehr fast 40 Dienstjahren hat Kraus einiges erlebt: "Ich erinnere mich noch gut an die erste mündliche Abiturprüfung, bei der ich als Referendar anwesend war. Der Prüfer fragte den Schüler, ob er die Zahl Pi auf sechs Nachkommastellen auswendig wüsste. Ein Aufsichtsbeamter aus Mainz rief dazwischen: Zwei Nachkommastellen reichen völlig aus, ich weiß auch nicht mehr." Auch den technischen Wandel erlebte Kraus mit seinen Schülergenerationen mit. "Früher hat man noch mit einem Rechenstab gearbeitet. Heute wissen die Schüler oft gar nicht mehr, was das überhaupt ist." Die Umstellung des Oberstufensystems auf die "Mainzer Studienstufe" im Schuljahr 1975/1976 hat Kraus am AVG durchgeführt. Vorher gab es einen Klassenverband bis hin zu den Abiturprüfungen, mit der so genannten "MSS" konnten die Schüler erstmals Grund- und Leistungskurse wählen. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und MSS-Leiter hat sich Kraus die Lehrbefähigung für das in den 80ern noch junge Fach "Informatik" erworben. Mit seinen Computerkenntnissen hat Kraus ein Programm geschrieben, das für die Oberstufe von den Stundenplänen über die Fehlstundenzahl bis hin zu allen Zeugnissen und Qualifikationsberechnungen der einzelnen Schüler alle Daten verarbeitet. "Das Programm ist genau auf die Bedürfnisse des AVG zugeschnitten und wird auch heute noch verwendet", sagt Kraus. Die Arbeit als Leiter der MSS hat ihm deshalb so gut gefallen, weil sie "organisatorische und pädagogische Aufgaben verbindet". Schulleiter Bernhard Hügle lobte, dass Kraus "bis heute die MSS am AVG souverän und mit großer Umsicht geleitet" habe und bezeichnete ihn " als Urgestein der MSS in Rheinland-Pfalz". Und was wird der Jubilar mit der vielen Zeit anfangen? "Reisen, lesen und mit Sicherheit mehr Zeit für die Familie haben", sagt Kraus, "und auch erstmal generell zur Ruhe kommen."

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