Vom Spießbrater zum Sternekoch

Koch-Clubs, -Bücher und -Sendungen haben derzeit Konjunktur. Doch was gerade ein wenig nach Modetrend schmeckt, hat zum Teil ganz alte Wurzeln. Bis ins 13. Jahrhundert reicht etwa die Tradition der "Chaîne des Rôtisseurs" zurück, die nun zwei Sterne-Köche aus der Großregion in ihre Reihen aufnimmt: den Trierer Wolfgang Becker und den Saarbrücker Klaus Erfort.

Trier. (hw) Die "Chaîne des Rôtisseurs" bekommt prominenten Nachwuchs. Mit dem mit zwei Michelin-Sternen dekorierten Wolfgang Becker (Trier) und Drei-Sterne-Koch Klaus Erfort (Saarbrücken) hat die "Chaîne" zwei der besten deutschen Köche in ihre Zunft aufgenommen.

Die "Chaîne" hat ihre Anfänge bereits im Mittelater in Frankreich. Aufgrund der Bedeutung der Köche verlieh ihnen König Ludwig IX. von Frankreich im Jahre 1248 das Recht, sich zu einer Bruderschaft zusammenzuschließen. So entstand die "Confrérie des Rôtisseurs" - die Zunft der Spießbrater. Sie mussten die Kunst beherrschen, im Wechsel der Hitze bestes Fleisch in höchster Vollendung "à point" auf den Tisch zu bringen. Die Mitgliedschaft war streng limitiert, die Aufnahmeprozedur von jahrelangem "Dienen" abhängig - und die Leiter der Hierarchie konnte nur nach strengen Maßstäben erklommen werden. Doch in den Wirren der französischen Revolution schlug auch für die Organisation die (vorerst) letzte Stunde. Sie wurde 1788 verboten, und erst 1949 gab es in Paris eine Wiedergeburt der Zunft.

Die Idee des "Dîner Amical", des Freundschaftsessens, machte jedoch vor den Grenzen Europas nicht halt. Und so war es Jean Valby, der die ursprünglich für Frankreich vorgesehene Vereinigung zu einer internationalen Bruderschaft erweiterte. Im Jahre 1958 wurde im Kurhaus von Bad Soden im Taunus durch den Grand Chancelier Jean Valby und zwölf bekannte Persönlichkeiten die Bailliage National d'Allemagne gegründet. Das erste Grand Chapitre fand 1960 in München statt. In Deutschland gehören der "Chaîne des Rôtisseurs" über 2200 Mitglieder an. In der Großregion hat die Vereinigung insgesamt rund 50 Mitglieder. "Ziel ist es, gutes, kulturelles Essen mit angenehmen Gesprächen und Geselligkeit zu pflegen", sagt Mitglied Herbert Eberhard aus Trier. Seit gut zehn Jahren gehört er dazu. In der sogenannten Baillage (Gebiet) Pfalz-Saar-Mosel. Neben den Mitgliedern werden eben auch Mitgliedshäuser - also Restaurants - aufgenommen, alles aber nur auf Empfehlung der "Chaîne".

Im November werden nun die beiden Sterneköche aus der Großregion bei einer Chapitre, einem festlichen Zusammentreffen, in die Gemeinschaft aufgenommen. Der Trierer Spitzenkoch Wolfgang Becker hat schon bei einem Treffen in seinem Zwei-Sterne-Restaurant die "Chaîne"-Mitglieder überzeugt. Unter anderem servierte er den Gästen "Salat vom ‚blauen' Hummer", "gebratene Entenleber-Mirabellentarte mit Vanille" und "marinierte Ananas mit Kokos".

Wer Fragen zur "Chaîne des Rôtisseurs" hat, kann sich beim sogenannten Baille, Ulrich Schroeder, Im Herrenstück 1, 66693 Mettlach, Telefon 06864-1492 oder unter E-Mail u.schroeder-mettlach@t-online.de informieren.

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