Vom Suchen und Finden der Dokumente

Informationen recherchieren, sammeln und ordnen: Darin ist Ulrich Wirth Spezialist. Seine Kenntnisse gibt der wissenschaftliche Dokumentar weiter, denn der 38-Jährige leitet die Berufsfachschule für medizinische Dokumentationsassistenten an den Euro-Schulen Trier.

 Von wegen trockene Materie: Dokumentar Ulrich Wirth untersucht derzeit für seine Doktorarbeit Krimis aus den 20er-Jahren. TV-Foto: Kerstin Smirr

Von wegen trockene Materie: Dokumentar Ulrich Wirth untersucht derzeit für seine Doktorarbeit Krimis aus den 20er-Jahren. TV-Foto: Kerstin Smirr

Trier. "Es ist, als ob ich ein Stöckchen werfe und schaue, wo ich etwas finde", bringt Ulrich Wirth die Arbeit eines Dokumentars im Datendschungel auf den Punkt. Finden statt suchen - das ist die Devise. Wie das genau funktioniert, bringt der wissenschaftliche Dokumentar seinen Schüler bei. Ulrich Wirth leitet die Berufsfachschule für medizinische Dokumentationsassistenten an den Euro-Schulen Trier. Hier lernen Schulabgänger und Quereinsteiger, medizinische Daten aufzubereiten. Nach der zweijährigen Ausbildung an der privaten Schule arbeiten sie bei Pharmaunternehmen, Krankenkassen oder Kliniken. Ulrich Wirth deckt als Dozent den Bereich der Dokumentation und Recherche ab. Es sind die Fächer, die er aus seiner eigenen praktischen Arbeit kennt.Liebe und Studium zogen ihn nach Trier

Bereits vor dem Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Trier war sich Ulrich Wirth darüber im Klaren, dass ihm die Arbeit mit Daten und Dokumenten liegt. "In der Schule zum Beispiel ein Referat über Burgen zu halten, das war damals schon mein Ding." Von diesen Bauwerken gab es in seiner näheren Umgebung einige, denn Ulrich Wirth ist in Spay am Rhein, einem Dorf zwischen Koblenz und Boppard, aufgewachsen. "Wegen des Studiums und der Liebe bin ich nach Trier gekommen", erzählt er. Seine Abschlussarbeit schrieb er über Zeitungsbilder im 19. Jahrhundert in Frankreich und recherchierte dafür in Pariser Archiven. Nach dem Studium begannen Wirths Wanderjahre: Praktikum in der Unternehmenskommunikation bei Volkswagen, Fachjournalisten-Ausbildung in Dortmund und schließlich ein Volontariat in der Dokumentation der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Berufsbegleitend bildete er sich zum wissenschaftlichen Dokumentar weiter. "2002 gab es in Frankfurt wegen des Zeitungssterbens für mich keine Perspektive mehr", sagt Wirth. Er kam zurück nach Trier, auch wegen seiner Lebensgefährtin und der Tochter, die ihn zuvor nur am Wochenende sahen. Eine neue Anstellung folgte bald: "Ich habe eine E-Mail an die Euro-Schulen geschickt, weil ich dort einen Sprachkurs belegen wollte", erzählt er. Darin schrieb er, dass er Dokumentar sei. Wie der Zufall es wollte, suchten die Euro-Schulen gerade einen Leiter für ihre Berufsfachschule für medizinische Dokumentationsassistenten - so kam Ulrich Wirth zum neuen Job. "Es hat einfach gepasst", sagt er. Neben der Betreuung und Ausbildung seiner Schüler fährt er häufig auf Kongresse und schreibt wissenschaftliche Aufsätze für Fachzeitschriften. Ein Jahr lang hat er als Sachverständiger daran mitgearbeitet, den Lehrplan einer neuen, bundesweiten Weiterbildung zum Fachwirt für Informationsdienste mit Inhalten zu füllen.Auch wenn Ulrich Wirth als Dozent anderen das Recherchieren beibringt, hat er das Forschen in Archiven nicht aufgegeben. Er arbeitet er an seiner Promotion. Darin untersucht er Krimis aus den 20er-Jahren, die medizinische Inhalte aufweisen. "Ich lese selbst gerne Krimis. In der Arbeit kann ich Geschichte, Literatur, Medizin und die Recherche unter einen Hut bringen." Die Promotion sei "ein kleines Steckenpferd nebenher". "Ich brauche den Doktortitel weder für den Grabstein noch fürs Klingelschild." Ein Faible hat er auch fürs Kochen: "Abends trifft man mich meistens am Herd an." Und im Hintergrund läuft dann amerikanischer Jazz aus den 50er- und 60er-Jahren, den er von einer seiner 1200 Vinylplatten abspielt.

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