Vom sterbenden Schwan an Mosel und Saar

TRIER. Tag und Nacht haben Mitglieder des Umwelt- und Katastrophenschutzes Trier e.V. die Ufer von Mosel und Saar beobachtet. Über mehrere Wochen haben sie das Verhalten der dort lebenden Schwäne studiert und dokumentiert. Die Ergebnisse sind alarmierend: Fast 80 Tiere sind seit Juli verschwunden. Die Wasserschutzpolizei Trier ermittelt wegen Wilderei.

Es begann mit einem Spaziergänger, der einen verletzten Schwan meldete. Der Umwelt- und Katastrophenschutz Trier - der Verein hat seinen Sitz in der Feyener Kaserne - kümmerte sich darum und fand Hinweise auf den bisher möglicherweise größten Fall von Wilderei an Mosel und Saar in der Region Trier.Bis zu zehn Stunden pro Tag am Wasser

"Wir haben alle Schwanenreviere an der Mosel von Wasserliesch bis zur Staustufe und an der Saar zwischen Konz und Saarburg katalogisiert", sagt Lothar Lorig. Der Krankenpfleger ist zum Experten für Schwäne, deren Sozialverhalten und ihre Reviergröße geworden. Zusammen mit anderen Mitgliedern des Umwelt- und Katastrophenschutzes Trier hat er sehr viel Zeit am Wasser verbracht. "Wir waren bis zu zehn Stunden pro Tag unterwegs." Schwäne können 60 Jahre alt werden, mit sechs oder sieben Jahren haben sie Familien gebildet und ihre Reviere deutlich abgegrenzt. "Es war uns klar, dass wir unseren Verdacht mit Fakten belegen mussten", erläutert Lorig. "Wir haben die Tiere beobachtet und haben Leute gefragt, die sich oft am Wasser aufhalten." Der Umwelt- und Katastrophenschutz Trier schätzt, dass diese Aktionen in Zusammenarbeit mit der Wildvogelstation von Jürgen Meyer ein "zu 95 Prozent präzises Bild" liefern konnten. Das Resultat ist erschreckend: Fast 80 Schwäne sind verschwunden - hauptsächlich Jungtiere. Die Wasserschutzpolizei Trier ermittelt. "Wir observieren in den betroffenen Gebieten", sagt Stationsleiter Dietmar Esch. "Wilderei und Fallenstellerei liegen hier mit Sicherheit vor." Lothar Lorig und seine Mitstreiter haben viele Überreste von Fallen und Schlingen gefunden. "Mehrere Zeugen haben uns erzählt, sie hätten im Uferbereich mehrfach einen grauen Bus gesehen, in den Gitterboxen eingeladen wurden", berichtet Lorig. "Unsere Daten zeigen, dass die Täter quasi eine Tournee an Mosel und Saar entlang gemacht und die Tiere eingesammelt haben." Was mit den verschwundenen Schwänen passiert ist, bleibt ein Rätsel. Der Umwelt- und Katastrophenschutz informierte auch Kreisveterinärin Ute Marx. "Die Besorgnis ist begründet, es gibt viele Pärchen ohne Nachwuchs", bestätigt sie. Fischereiaufseher Guido Eberhardt berichtet von Vandalismus an Uferzonen. "Wilde Angler und betrunkene, die illegal dort zelten, sind ebenfalls eine Gefahr für die Schwäne." Doch hier geht es um Wilderei. Lothar Lorig und sein Verein wollen diese Situation nicht akzeptieren. "Wir müssen die Ursache finden und eine Basis für die weitere Existenz der Tiere schaffen. Wenn die sozialen Gefüge derart gestört sind, überleben auch die übrigen Schwäne nicht lange." Drei noch nicht selbstständige Jungvögel versorgt der Verein mittlerweile mit Unterstützung des Kreisveterinäramtes in der Feyener Kaserne. "Wir wollen nicht in die Natur eingreifen, es sollen wilde Vögel bleiben", betont Lothar Lorig. "Zur Weiterführung des Projekts sind wir auf finanzielle Unterstützung angewiesen." Die Observationen werden fortgesetzt - auch 2005, falls die Täter eine zweite Tournee planen.

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