Von Aaf bis Zobbeboll

TRIER. Platt, aber herzlich: Was TV -Leser aus den Wochenend-Ausgaben kennen und schätzen, gibt es nun auch in kombinierter Buch/CD-Form. Helmut Leiendecker stellte sein Mundart-Lexikon "Platt? Wat is dann dat?" im Theater-Foyer vor.

Unmut regte sich an diesem sonst überaus harmonischen Abend nur einmal. Als der frisch aus Hannover importierte Theater-Intendant und Hausherr Gerhard Weber auf die Frage von Moderator Dieter Lintz nach etwaigen Erfahrungen mit Trierer Platt antwortete: "Ja, ich bin sensibilisiert durch meine Saarbrücker Zeit", war lautstarkes Grummeln zu vernehmen.Morgen Signierstündchen im TV -Pressecenter

Dramaturgisch clever gemacht von Weber! Denn mit solchen Äußerungen schürt man den Lokalpatriotismus (und künstliche Aufregung) der Trierer erst recht. Zu den Einzigartigkeiten des Trierischen gehört natürlich auch die Sprache. Zu deren Pflege, Erhalt und Verbreitung leisten seit fünf Jahren Helmut Leiendecker und der Trierische Volksfreund einen populären Beitrag. Die samstäglichen Folgen des Platt-Lexikons sind beliebte TV -Rubriken. Der oft geäußerte Wunsch nach einem Sammelbändchen ist jetzt in Erfüllung gegangen. Mit Jörg Henerichs (Firma H&S Virtuelle Welten) hat sich ein findiger und engagierter Herausgeber gefunden, der Leiendeckers gesammelte Werke unters erwartungsfrohe Volk bringt. Das 60-seitige Mini-Lexikon "Platt? Wat is dann dat?" enthält pro Seite einen Begriff in Trierer Mundart von Aaf (Auge) bis Zobbeboll (Suppenkelle) und nebst Erläuterung einen gereimten Vierzeiler. Beispiel Duumstaan (Domstein): "Es dään Duumstaan bissie naaß, micht dat Rutschen vell mie Spaaß. Es en awer knochentroggen, bleifsde ewich lang drob hoggen!" Ein origineller Beitrag zur Völkerverständigung ist die Übersetzung ins Hochdeutsche, Luxemburgische, Französische und Englische. "Somit haben wir es also mit einem fünfsprachigen Werk zu tun", flachste Moderator Dieter Lintz bei der Präsentations-Veranstaltung im Theater-Foyer. Lintz, inzwischen Leitender Redakteur beim TV , hatte 1999 als Chef der Lokalredaktion die samstägliche Leiendecker-Kolumne eingeführt. Seinem Herzensanliegen, das lange Zeit verpönte Trierer Platt "wieder gesellschaftsfähiger zu machen", frönt Helmut Leiendecker überdies seit 18 Jahren mit seiner "Bloas". Passenderweise übernahm die beliebte Ethno-Pop-Band die musikalische Umrahmung der Lexikon-Präsentation. Das reich illustrierte Buch samt CD (Begriffe und Reime auf Trierer Platt gesprochen) kostet 12,90 Euro und ist erhältlich im TV -Pressecenter am Nikolaus-Koch-Platz sowie im Buchhandel. Morgen, Samstag, wird Leiendecker (mit musikalischer Unterstützung von Bloas-Gitarrist Joachim Rother) das Platt-Lexikon bei einer "Blitztournee" durch die Altstadt vorstellen und signieren. Start ist um 10 Uhr im TV -Pressecenter. Ab etwa 10.30 Uhr ziehen die beiden "quanten Hauzen" mit Bollerwagen und Klampfen weiter durch die Buchhandlungen der City. Einige Kostproben aus dem Lexikon:

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