Von Bastlern, Burgen und Brombeeren

Traben-Trarbach/Hundheim/Lückenburg · In zwölf Etappen reisen zwölf Volksfreund-Reporter von A wie Aach bis nach Z wie Zewen - einmal quer durch die Region Trier. Ihr Ziel ist es nicht nur, die eigensinnige Schönheit von Eifel, Mosel und Hunsrück zu ergründen und etwas Typisches zu essen. Sie machen sich auch auf die Suche nach dem Sinn des Lebens. Eine ungewöhnliche Sommerreise.

Traben-Trarbach/Hundheim/Lückenburg. Ein Mix aus Sonne und Regen begleitet mich auf meiner Sommerreise. Ich kann kaum schnell genug zwischen Sonnenbrille aufsetzen und Autoscheinwerfer anschalten wechseln. In Trarbach schlendere ich bei strahlendem Sonnenschein durch die mit Weinlaub berankten Gassen, während mich Hundheim mit einem Wolkenbruch begrüßt. Auf dem Weg nach Süden (Hundheim und Lückenburg halten als Ersatz-Orte für "U" her) merke ich deutlich, dass weder ich noch mein Auto für die kurvenreichen Waldstraßen gemacht sind. Hinter mir bildet sich eine Schlange, als ich mich vorsichtig durch die Serpentinen taste. Mein letztes Ziel ist der 200-Einwohner-Ort Lückenburg. Ich zähle einen Laien-Defibrillator, einen Briefkasten und (mindestens) eine Herde Ziegen, zwei Pferde, Hühner, einen Hahn, zwei Katzen und einen Schäferhund. Im ganzen Ort gibt es kein Verkehrsschild. Und auch niemanden, der in die Zeitung will. Ich gebe der schwarzen Katze die Schuld, die mir am Ortseingang über den Weg läuft.

Ein Andenken mitbringen: Uta Steinleger fertigt seit 15 Jahren Schmuck aus Silber und Edelsteinen. Zunächst war sie vor allem auf Kunsthandwerkermärkten unterwegs, doch seit dreieinhalb Jahren konzentriert sie sich auf ihren kleinen Laden laRana in Trarbach. "Ich wurde bebastelt von klein auf", erklärt sie ihre Leidenschaft für alles Handgemachte. Ihre Mutter war Kunst- und Handwerkslehrerin. "Es ist schon eine Sucht", gibt sie lachend zu. Bei der großen Auswahl im Geschäft fällt es mir nicht leicht, ein Schmuckstück auszusuchen. Meine Wahl fällt auf ein glitzerndes Paar Ohrringe aus Blaufluss, einem blau-schwarzen Glasstein mit Kupfereinschlüssen.

Eine Sehenswürdigkeit bestaunen: Es gibt Dinge aus meiner Kindheit, die mit den Jahren ihren Reiz verloren haben: Puppen, Fischstäbchen, Diddlemäuse und Boybands zum Beispiel. Burgen gehören nicht dazu. Und so fahre ich durch strömenden Regen von Hundheim in Richtung Burg Baldenau. Die Ruinen erheben sich nur schemenhaft aus dem Nebel, der über dem Tal hängt. Doch noch während ich meine Kamera zücke, bricht die Sonne durch und der Dunst lichtet sich. Mit einigen Touristen streife ich durch die Ruinen, klettere auf Mauerreste und lasse einen Stein in den mit einem Gitter abgedeckten Brunnen fallen. Der Pranger am Burgeingang ist leider mit einer Kette vor spielenden Kindern und TV-Reportern gesichert.

Einen Lieblingsplatz finden: Meinen Lieblingsplatz finde ich eher zufällig, als ich die Umgebung der Baldenau erkunde. Neugierig gemacht hatte mich zunächst ein Holzsteg, der über eine Wiese führt. Ich folge ihm. Unter meinen Füßen plätschert ein kleines Bächlein. Kurz darauf führt der Weg über einige weiße Kalksteine, die in die Wiese gelegt wurden, bevor er nach einem kurzen Rindenmulch-Stück in einen Wiesenweg mündet. In der Nähe steht eine Bank. Ich lege die Beine hoch, genieße den Blick auf die Burg. Vereinzelt schallen aufgeregte Kinderstimmen von der Burg herüber, Grillen zirpen, Kühe muhen. Ich nehme eine Auszeit.

Mit jemandem über den Sinn des Lebens reden: Vielleicht hätte ich doch im Buddha-Museum in Traben-Trarbach fragen sollen, denke ich mir, während ich durch menschenleere Straßen in Hundheim und Lückenburg streife. Doch dann sehe ich Dieter Elsen mit seiner Enkelin Adelina im Kinderwagen. Viele Kinderwägen sind ja inzwischen auf retro gemacht, doch dieser hier ist noch original. Schon seine Kinder hätten darin gesessen und nun die Enkel, wenn sie zu Besuch sind, erzählt Elsen. Kurz darauf kommt auch seine Frau Ingrid hinzu. Sie hat sofort eine Idee zum Sinn des Lebens: Familie! "Nicht unbedingt jeden Tag mit der Familie zusammen sein, aber wissen, dass man Familie hat, das finde ich schön." Dieter Elsen schubst derweil Adelina im Wägelchen die Garageneinfahrt hoch. Das kleine Mädchen quietscht vergnügt, als das Gefährt in Opas sichere Arme hinabsaust.

Etwas essen und trinken: Die einzige Gaststätte in Hundheim öffnet erst um 17 Uhr. Aber es gibt "Schinderhannes"-Toast mit Räucherschinken und Rührei. "Hunsrückischer geht es nicht", denke ich und beschließe zu warten. Doch als ich abends zurückkehre muss ich feststellen, dass die Küche geschlossen ist. Ich erinnere mich an einen Strauch wilder Brombeeren an meinem neuen Lieblingsplatz und fahre zur Burg Baldenau zurück. Bei einer Handvoll süßer Früchte lasse ich den Tag ausklingen.

Ausblick: Die nächste Etappe führt von Lückenburg nach Vierherrenborn.

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