Von Dom zu Dom

Weibliche Bildhauer sind im Kommen. Zu ihren erfolgreichen Vertreterinnen zählt die aus Trier stammende Wahl-Münchnerin Annelie Kremer. Künstlerische "Spuren" hinterlässt die 47-Jährige auch in ihrer Heimatstadt.

 Stippvisite in der alten Heimat: Wahl-Münchnerin Annelie Kremer im Kreuzgang des Trierer Doms. TV-Foto: Roland Morgen

Stippvisite in der alten Heimat: Wahl-Münchnerin Annelie Kremer im Kreuzgang des Trierer Doms. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Es sind berufliche wie familiäre Gründe, die Annelie Kremer in ihre alte Heimatstadt ziehen. Diesmal ist die Wahl-Münchnerin nach Trier gekommen, weil ihre Eltern Horst und Marianne Kremer Goldene Hochzeit feiern. Der Abstecher in den Dom ist unvermeidlich: "Ein einzigartiges Gotteshaus. Im Kern mehr als 1600 Jahre alt."

Vom Inventar ist einiges sehr viel jüngeren Datums und stammt zu einem kleinen Teil von Annelie Kremer: Bistums- und Bischofswappen und als neuestes Werk der 2007 gefertigte Deckel des barocken Marmor-Taufbeckens. Ein Meisterstück aus graviertem Glas, gefasst in einen mit Weißgold-Ornamenten verzierten Rahmen aus Bronzeguss. Darauf ist die Bildhauerin "zugegebenermaßen sehr stolz. In diesem gewölbten Deckel steckt viel Arbeit. Er ist technisch sehr anspruchsvoll, auch wenn es der Laie auf den ersten Blick vielleicht nicht sieht".

Annelie Kremer freut sich, wenn sie künstlerische Spuren hinterlassen kann in der Hoffnung, "dass sich auch spätere Generationen daran erfreuen mögen". Was nicht einfach ist: "Zwei Drittel der Bildhauerei-Studenten sind weiblich. Aber immer noch geht der überwiegende Teil der Aufträge an Männer", beklagt sie "Schubladen-Denken und einen Mangel an Gleichstellung", vor allem bei Kunst am (staatlichen) Bau. Auch für Annelie Kremer war der Karrierestart schwer: "Ich musste mich mit Kind durchbeißen, habe aber Erziehung und Beruf gut hinbekommen." Sohn Philipp (25) studiert Maschinenbau in Erlangen, seine Mutter erntete ab 1992 bei der Innenrenovierung des Münchner Frauendoms erste überregionale Meriten. Dort traf sie auf einen ganz Großen der Bildhauer-Zunft: den Kölner Elmar Hillebrand (82).

Schnitzkurse für Schreinermeister



Es war der Beginn einer Zusammenarbeit, "die mich sehr gefördert hat. Ich bin mit den Herausforderungen gewachsen. Heute kann ich mit Fug und Recht sagen: Ich bin gut!".

Triers früherer Diözesankonservator Franz Ronig bestätigt das: "Annelie Kremer ist sehr kreativ und konsequent in der Entwicklung ihrer Ideen. Sie weiß, was sie will, und sie kann es." Kremer-Werke finden sich inzwischen in vielen deutschen Kathedralen.

Was sie nicht kann, ist sich vorstellen, dauerhaft in Trier zu leben: "So schön es hier ist und so prächtig sich die Stadt in den letzten Jahren entwickelt hat - aber ich hätte hier nicht die Chancen, die ich in München habe."

Mit elf Jahren hat die aus der Lindenstraße stammende Annelie Kremer ihre Heimatstadt verlassen, als es den Vater vorübergehend beruflich nach Mainz verschlug. Seit 1985 lebt und arbeitet sie als Bildhauerin in München und gibt nebenher im Auftrag der renommierten Werkzeughersteller-Firma Dick Schnitzkurse: "Es gefällt mir, dass ich gestandenen Schreinermeistern etwas beibringen kann."

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