Von Eiswassereimern, OB-Eis, Internet in Ruanda und Sprühkreide in Trier

Der Internettrend "Icebucketchallenge" (Eiseimerherausforderung) ist ja in aller Munde: Prominente kippen sich einen Eimer Wasser über den Kopf, filmen das und machen damit auf die Krankheit ALS aufmerksam. Jeder, der mitmacht, nominiert jemand anderen, der dann ebenfalls das Eiswasserbad nehmen soll.

Nachdem TV-Geschäftsführer Thomas Marx am Freitag die drei Trierer OB-Kandidaten nominierte, war die spannende Frage: Wer kippt sich von ihnen Eiswasser über den Kopf? Am schnellsten reagierte CDU-Kandidatin Hiltrud Zock. Via Facebook kündigte sie an: "Na klar bin ich dabei, Video folgt." Und das passierte gestern, gewohnt professionell organisiert von der Medienagentur-Besitzerin.

Zock ließ sich nicht allein Wasser über den Kopf kippen, sondern nominierte drei befreundete Geschäftsfrauen, die direkt mitmachten. Dem Eiswasser trotzten die vier - allesamt auch Taucherinnen - in Neopren-Anzügen. Und dann weist Zock im Video auch noch darauf hin, dass es künftig beim Eiscafe Calchera ein von ihr kreiertes OB-Eis gibt (Farbe und Sorte wie Zocks Wahlkampffarbe: Orange), dessen Verkaufserlös komplett in eine ALS-Stiftung fließt.

SPD-Kandidat Wolfram Leibe dagegen hat dem Eimer entsagt. Weil er seit Jahren mit Menschen zusammenarbeite, die an seltenen Krankheiten wie ALS litten, sei ihm deren Bekämpfung ein großes Anliegen, schreibt er auf Facebook und ruft dazu auf, für Hilfsorganisationen zu spenden. Im übrigen hätten diejenigen, die ihn in den letzten Monaten begleitet haben, ihn ja schon "patschnass und durchgefroren" gesehen, schreibt er und gibt damit einen Einblick in den harten Wahlkämpferalltag.

Bei Fred Konrad, dem Kandidaten der Grünen, ist noch nicht ganz klar, ob er die Herausforderung annimmt. Konrad ist zurzeit in Ruanda. Der Landtagsabgeordnete und Kinderarzt hilft jedes Jahr für zwei bis drei Wochen in Afrika in einer Klinik und wollte diese Hilfeleistung auch nicht dem OB-Wahlkampf opfern. Ein Internetvideo zu drehen, dürfte angesichts der Verbindung in Ruanda aber unmöglich sein, auch wenn Konrad zeitweise Internetzugang hat. Dem TV hinterließ er die Nachricht: "Eimerdusche habe ich im Moment jeden Morgen! Aber Eis ist Mangelware. Kalt ist es trotzdem morgens auf 2000 Metern im Projekt in Ruanda. Also bin ich bei meiner Rückkehr bestens präpariert. Dann mehr!"

Via Facebook musste Konrad auch schon auf einen Angriff auf seinen Wahlkampf parieren. Der Schriftzug mit seinem Namen fand sich nämlich nicht nur auf auf Straßenbelag und Pflaster in der City, sondern auch auf einem der Säulenreste auf dem Porta Nigra-Vorplatz. Ein Foto davon stellte David Natus ins Netz, versehen mit Kritik an Konrad und dem Aufruf "Ich ziehe Sie zur Verantwortung und hoffe sehr, dass Sie unsere Kulturgüter schnellstmöglich wieder reinigen werden!" Natus bezeichnete sich als "Trierer Wähler, dem seine Stadt und ihre Wahrzeichen etwas bedeuten!" Fehlen sollte an dieser Stelle nicht der Hinweis, dass Natus für die SPD im Ortsbeirat von Kürenz sitzt. Konrad jedenfalls wies darauf hin, es handele sich um Sprühkreide, die man wegwaschen könnte oder die nach zwei kräftigen Regengüssen von selbst verschwunden sei. Die Kreide auf der Säule tue ihm leid, es sei nicht beabsichtigt, Gebäude oder Baudenkmäler zu besprühen. Ein Trierer Grünen-Mitglied kündigte an, die Säule reinzuwaschen - was Konrad aus dem fernen Ruanda auch einigermaßen schwer gefallen wäre.

Michael Schmitz

Der OB-Wahlkampf in Trier geht in die heiße Phase. Im Wahltagebuch betrachten wir in unregelmäßiger Folge das Wahlkampfgeschehen.

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