Von Müdigkeit keine Spur

TRIER. Es war eine Premiere der angenehmen Art: Die Nikolaus-Koch-Stiftung hatte zum ersten Mal in ihrer Geschichte Preisgelder von insgesamt 100 000 Euro ausgelobt. Am Montag fand die offizielle Übergabe der Gewinne an Organisationen statt, die an einem Wettbewerb für Ideen gegen Schulmüdigkeit und -verdrossenheit teilgenommen hatten.

Mehr als 100 Projekte im sozialen und im Bildungs-Bereich unterstützt die Nikolaus-Koch-Stiftung (benannt nach dem früheren Verleger des Trierischen Volksfreunds) pro Jahr. Jährlich fließen so 1,5 bis drei Millionen Euro in regionale Einrichtungen. Im Januar hatte die Nikolaus-Koch-Stiftung einen mit 100 000 Euro ausgelobten Ideen-Wettbewerb gestartet. Gesucht waren Konzepte zur Motivation schulmüder Kinder."Auch problematischen Bereichen widmen"

"Wir wollten uns gemäß unseres Stiftungsauftrags auch problematischen Bereichen widmen, nicht nur den Hochbegabten", sagte Stiftungs-Präsident Manfred Bitter in Anspielung auf die kräftige Finanzspritze der Stiftung für ein Beratungszentrum am Auguste-Viktoria-Gymnasium Trier. Die Einstellung von Kindern zur Schule verschlechtere sich mit zunehmendem Alter, die Zahl der Schulverweigerer und Jugendlichen ohne Schulabschluss sei hoch. Um diesen Schülern eine Perspektive zu geben, sei der Ideen-Wettbewerb entstanden. "Wir waren uns damals nicht sicher, wie die Resonanz sein würde", sagte Bitter bei der Preisverleihung am Montagvormittag im Kurfürstlichen Palais.

Mit 36 Vorschlägen sei das Ergebnis anspruchsvoller Konzepte "extrem gut" gewesen, sagte der Stiftungs-Präsident - und die Jury hatte die Qual der Wahl. Das bewog die Stiftung, neben den Hauptpreisen "das Tor für weitere elf Anerkennungspreise zu öffnen". Wie die praktische Umsetzung der Konzepte aussehen kann, demonstrierte eindrucksvoll der "Schulchor Donnerwetter und Band" der Rosenberg-Schule Bernkastel-Kues. Der Chor der Schule mit dem Förderschwerpunkt "ganzheitliche Entwicklung" und eine externe Band kooperieren - mit ihren ausgelassenen Mutmachliedern wirkten die Kinder und Jugendlichen alles andere als schulmüde.

Festredner Stefan Troitzsch, Pädagoge aus Stuttgart, ging auf die Ursachen von Schulverweigerung ein. Er appellierte an die Verantwortung von Familien, stabile Beziehungen zwischen Eltern und Kindern zu erhalten. Denn bereits im Grundschulbereich sei das Phänomen der Schulverweigerung alarmierend. ADD-Präsident Josef-Peter Mertes, Gastredner und Hausherr, versprach für die Schulaufsicht, das Thema weiter im Auge zu behalten.

Dass das nicht überall der Fall ist, zeigte die Reaktion eines Preisträgers. Die Fördermittel für die Kooperation zwischen Bürgerservice und Kurfürst-Balduin-Hauptschule würden auf ministeriellen Erlass hin zukünftig gestrichen, sagte er.

DIE PREISTRÄGER: 1. Preis (50 000 Euro): Gesellschaft für Psychologische und Soziale Dienste Trier für "Aufsuchendes Krisenmanagement bei Schulverweigerung"; 2. Preis (20 000 Euro): Kinder- und Jugendhilfe Palais Trier für das Projekt "Reintegration in die Zukunft"; 3. Preis (je 10 000 Euro): Martin-Luther-King-Schule Traben-Trarbach ("Zukunft gestalten - das Projekt Leben, Lernen und Arbeiten") und Bürgerservice Trier/Kurfürst Balduin-Hauptschule Trier ("Berufsorientierungs- und Qualifizierungsprojekt"); Sonderpreise erhielten: Rosenberg-Schule Bernkastel-Kues ("Schulchor Donnerwetter und Band" und "Laufgruppe"); St. Martinus-Schule Reinsfeld (Schulkonzept); Förderkreis der Freiherr-vom-Stein-Realschule Bernkastel-Kues e.V. ("Corporate Citizenship"); Deutsches Rotes Kreuz/Europäisches Bildungswerk Bitburg (Bienenprojekt); Porta-Nigra-Schule Trier (Schüler-Firma "Porta Workers"); Maximin-Schule Bitburg (Konzept einer Oberstufenreform); Lernen Fördern Trier e.V. (Kooperationsprojekt Lernwerkstatt); Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg (Valdocco-Schule); Hauptschule Ehrang (Berufsorientierung mit Elisa-Modell); Grundschule Zeltingen-Rachtig ("Leben und Lernen"); Grundschule Bitburg-Nord (Schulkonzept "Fit in die Zukunft").

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