Von Schaltern und Dialogtheken

TRIER. Mit der Zeit wandelten sich die Schwerpunkte im Beruf des Bankkaufmannes vom bloßen Ausführen von Anweisungen hin zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, was besonders den Auszubildenden intensiv beigebracht wird.

Die erste Sparkasse nach modernem Verständnis entstand 1778 in Hamburg. So lange ist die Ausbildung zum Bankkaufmann von Wolfgang Ziewers, dem Leiter des Personalmanagements der Sparkasse Trier, zwar noch nicht her, aber auch in den 23 Jahren, seit er diese begonnen hat, hat sich in diesem Berufsbild viel getan. "Zu meiner Zeit waren für eine erfolgreiche Bewerbung für einen Ausbildungsplatz bei der Sparkasse gute Beziehungen sehr wichtig", sagt er. Hatte man diese, fing man mit 470 Mark im ersten Lehrjahr an. Heute kaum mehr vorstellbar für Kerstin Neudert, die 2005 mit rund 550 Euro ihre Ausbildung bei der Sparkasse Trier begonnen hat. Ebenfalls Beziehungen sind nicht mehr ausschlaggebend für den Erhalt eines Ausbildungsplatzes. "Vitamin B gibt es bei der Sparkasse Trier seit 1995 definitiv nicht mehr, auch wenn das nicht alle glauben wollen", erklärt Wolfgang Ziewers. Ausgewählt wird heutzutage eher nach persönlichen Kompetenzen, den so genannten "Soft Skills", und einem Gruppenvorstellungsgepräch mit sechs anderen Bewerbern. Ist man dann erstmal dabei, spielt der Computer eine große Rolle. "Computer-Kenntnisse werden schon vorausgesetzt. Aber auch wenn man keine Ahnung davon hat, lernt man es recht schnell", sagt die 20-jährige Kerstin Neudert. Ohne diese technische Errungenschaft mussten früher die Lehrlinge zum Beispiel vierteljährlich tagelang nur Kontoauszüge eintüten und sortieren. "Da hatte man die ganzen Fingerkuppen aufgeschnitten", erinnert sich Wolfgang Ziewers. Heute erfolgt dieser Vorgang natürlich durch Automaten, die dem Kunden die Kontoauszüge ausdrucken, viel schneller - und ohne schmerzende Finger. Auch wo dieser Tage der Kundenkontakt und die sozialen Kompetenzen der angehenden Jungbanker durch Rollenspiele und Projekte besonders gefördert werden, hatte der Azubi von früher wenig zu melden, da mit dem Kunden kaum gesprochen werden durfte. Das bekannte, moderne Motto "Der Kunde ist König" rückt heute also ganz deutlich in den Vordergrund. Und das nicht nur dadurch, dass die bunkerartigen Schalter zu offenen Dialogtheken wurden, an denen es sich gleich viel besser über die zukünftigen Geldgeschäfte reden lässt, denn nach wie vor gilt: Der Rubel muss rollen!/fcg

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