Von Taoperten und tollen Frauen

TRIER-SÜD. Geiz ist geil? Von wegen! Die KG Trier-Süd schüttet gleich ein ganzes Füllhorn an Frohsinns-Elixier über den Besuchern seiner Premieresitzung aus. Da dürften auch passionierte Feministinnen sich wohl fühlen, denn vor allem die "Herren der Schöpfung" bekommen kübelweise ihr Fett weg.

"90 - 80 - 90. Und der andere Oberschenkel ist genauso." Klarer Fall, da muss etwas getan werden. Was, das weiß Gaby Schwan, Betreiberin einer "Männer-Schönheitsfarm". Die künstlich aufgeregten "Buh"-Rufe aus Männerkehlen nimmt sie genüsslich in Kauf. Scheint ja doch was dran zu sein an den multiplen Unzulänglichkeiten des angeblich starken Geschlechts. Wer noch zweifelt, den belehren die Viezbrüder Werner Franzen und Karl-Heinz Wagner eines Besseren. Die inkontinenten und komplett Sexappeal-freien Schmuddelbacken ("Mir gieht et wie meiner Bux - glänzend") lamentieren über gesellschaftliche Ungerechtigkeiten wie den "ab 2006 wegfallenden Beamten-Feiertag Siebenschläfer", protzen mit neuen Hörgeräten ("Wat hat et gekost'?" - "Gleich halb elf") und wissen, was der Oberbürgermeister auf der Spitze der Herz-Jesu-Kirche macht: "Dän hat en' Flugreis' gewonn'. Mit Abflug vom Hahn." Kneipenwirtin Kathrinchen (Michaela Rothgerber) trägt's mit Fassung und empfiehlt zum Abschied: "Vergesst nicht, Euer Viagra zu nehmen - damit Ihr nicht aus dem Bett rollt." Brigitte Mattes rät ihren Geschlechts-Genossinnen gar: "Traut niemals dem Lächeln eines Mannes, es könnte die Sonne sein, die durch seine hohle Birne strahlt." Bütt-Partner Josef Müller lächelt tapfer.Keine Frage, die weiblichen Akteure machen meist die bessere Figur in der Premiere-Sitzung der KG Trier-Süd. Aber das ist natürlich gewollt, und das Publikum in der voll besetzten Festhalle Am Bach hat seine helle Freude an den Darbietungen auch der Kindergarde, der Jugendgarde, dem Showtanz von Theresia Castello, Nicole Kleemann und Janine Rosch sowie Jennifer Adrians Gesangseinlagen. Kriegen die Männer da noch die Kurve? Sie kriegen! Die Musiker der Hausband "Magic", Stadtprinz Niki Weber (im Duett mit Prinzessin Gabi Hahn), die singenden Backmelodiker und "Taxifahrer" Detlev "Det" Schu (Premiere-Auftritt!) zeigen, dass längst nicht alle Männer Brachial-"Taoperten" sind wie der von Karl-Heinz Wagner verkörperte arg lädierte "Mountainbiker". Köstlich!

"Kritikaster" Fred Dewald plagt ein ganz anderes Problem: "Vielleicht sollte die KG Trier-Süd statt fünf Sitzungen und einer Wuppdus-Beerdigungen lieber eine Sitzung und fünf Wuppdus-Beerdigungen veranstalten", sinniert er in Anspielung auf den publicityträchtigen Wellenschlag der 2005er-Karnevals-Kehraus-Veranstaltung in der Festhalle Am Bach.

Unter die Rubrik "ganz exklusives Vergnügen" fällt das Gast-spiel von Rolf Kettermann. Der "Rolli von Trier-Süd" springt ein, weil die "Babett & Susettchen"-Nummer wegen Erkältung kurzfristig platzt. Bei seinem ersten Büttenauftritt nach 15 Jahren für seinen alten Verein zieht der 61-Jährige viele Register seines komödiantischen Könnens, ohne eine Miene zu verziehen. Ein ganz schlimmer "Hejel", der Dahm & Schädler für die Söhne von Adam und Eva hält und als Kind keinen Wecker brauchte: "Wir waren 13 Geschwister. Wenn der Eimer voll war, dann war halb sieben."

Beim Finale mit den "Wapedis" (Siegfried Klein, Werner Franzen und Sitzungspräsident Dietmar Schwan) hält es die fast 300 Besucher nicht mehr auf den Plätzen. Auch der vermutlich älteste Gast, Adolf Nonnweiler (90), und seine Frau Doris (83) sind entzückt: "Es war herrlich!"

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