Von Taugenichtsen und Königskindern

TRIER. (ae) Das erste Trierer Märchenfest lockte zahlreiche große und kleine Gäste in den historischen Gewölbekeller des Max-Planck-Gymnasiums (MPG). Dort erlebten sie geheimnisvolle Geschichten in romantischer Atmosphäre.

Eine tiefe Treppe führt nach unten. Stufe für Stufe leitet in eine andere Welt. Es geht vorbei an Hexenbesen und Spinnweben bis in ein durch flackernde Kerzen schummrig beleuchtetes Gewölbe. Samtige Stoffe schimmern auf Podesten, in Nischen und Winkeln. Es ertönt ein Gong, die Besucher werden still und finden sich sogleich in einem gefühlvoll und heiter erzählten Märchen wieder. Es ist das vom Prinzen Aschenbrödel, einem Taugenichts, der an schier unlösbaren Aufgaben wächst und dafür zum Schluss eine Prinzessin zur Braut bekommt. Eva Egloff, eine von vier Märchenerzählerinnen des Festes, hat es für ihre Erzählrunde über "Stolze Jungs und kecke Mädchen" ausgesucht. Damit trifft sie nicht nur den Nerv Erwachsener, sondern auch Jugendlicher wie Tobias (12) und Simon (11) aus der Klasse 6c des MPG, die grinsend zugeben, sich für kecke Mädchen zu interessieren. Der andere Grund, aus dem die beiden Schüler der Klasse 6c des MPG gekommen sind, ist: "Unser Musiklehrer, Michael Tenschert hat doch zusammen mit der Märchenerzählerin Gitta Pelzer das Fest organisiert." Tenschert, der die Benefizveranstaltung für die Renovierung der Aulaorgel des MPG im Namen des Orgelbauvereins initiiert hat, ist ebenfalls im Keller unterwegs: Er ist aufgeregt, aber auch begeistert, nicht nur über die große Resonanz: "Mit diesem Projekt ist ein Stein ins Rollen gekommen. Immer mehr Schüler und Lehrer haben sich engagiert, diesen herrlichen Platz gestaltet und für die liebevollen Details gesorgt." Details wie die "Dornröschentafel", an der sich die Gäste an Kalifentrunk, Feenschnitten, Schneewittchensaft oder Wasser des Lebens laben können. Oder die musikalische Begleitung von Jenny Eberhard (Querflöte), David Turku (Gitarre) und den "Trierweiler Flötenkids", die in Erzählpausen für Stimmung sorgen. Und dann spielt Krista Leber mit Puppen aus Märchenwolle "Hans im Glück" für die Kleinsten. Inga Giegerich gibt ihrem Publikum Rätsel auf oder flüstert Geschichten von Königskindern. Gitta Pelzer nimmt ihre Zuhörer mit auf abenteuerliche Reisen ihrer Helden zu deren Ich. Die alte Tradition des Märchenerzählens, "von Mensch zu Mensch, von Herz zu Herz" (Eva Egloff) begeistert sowohl die Kleinen, wie Elias Wittschier (7): "Das hat Spaß gemacht", als auch die großen, wie Gabi Becker (45): "Ganz bezaubernd." Lediglich die erste Veranstaltung erntet Kritik: "Es war zu voll, die Kinder konnten nicht richtig sehen", bemängeln einige Mütter. "Da gab es Anfangsschwierigkeiten", gibt Michael Tenschert zu. Doch insgesamt kann er auf ein gelungenes Fest zurückblicken, das, wie er hofft, Auftakt zu weiteren Veranstaltungen sein wird.

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