Von Zewen in die Suppenküche

"Berlin, 11 000 Kilometer" steht auf einem Schild in Windhoek, Namibia, wo Anke Kuhlmann seit Januar lebt, arbeitet und sich ehrenamtlich für eine Suppenküche für Kinder engagiert. Mehr als 11 000 Euro haben ihre ehemaligen Schüler der Grund- und Hauptschule Zewen dafür gesammelt.

 Die ehemalige Zewener Grundschullehrerin Anke Kuhlmann unterstützt eine Suppenküche für Kinder in Katutura, Namibia. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Die ehemalige Zewener Grundschullehrerin Anke Kuhlmann unterstützt eine Suppenküche für Kinder in Katutura, Namibia. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier-Zewen. Der Jubel ist groß, als die rund 300 Schüler der Grund- und Hauptschule (GHS) Zewen ihre ehemalige Lehrerin Anke Kuhlmann wieder sehen. Vier Jahre lang hat die 31-Jährige hier Grundschulkinder unterrichtet. Anfang des Jahres kehrte sie Trier den Rücken und reiste in eine andere Welt: nach Afrika.

"Ich wollte schon immer dahin", erzählt sie. Seit Januar unterrichtet sie an der Deutschen Höheren Privatschule in Windhoek, der Hauptstadt Namibias. "Das kulturelle und sprachliche Umfeld ist völlig anders dort", sagt Kuhlmann. Die Kinder seien alle bilingual. Zurzeit genießt sie ihre Sommerferien in Deutschland und hat auch einen Abstecher in ihre alte Schule gemacht. Nicht nur, um die alte Klasse wiederzusehen, sondern auch, um den Schülern zu zeigen, wofür sie sich engagiert haben.

Denn bevor Kuhlmann nach Afrika übersiedelte, hätten Kollegen sie aufgefordert: "Wenn du eine sinnvolle Hilfsaktion weißt, melde dich." Gesagt, getan. So haben die Zewener Kinder Kuchen für Afrika verkauft und im September einen großen Spendenlauf organisiert (der TV berichtete).

Das Geld geht an eine Suppenküche in Katutura, einem Township in Windhoek, in der sich Kuhlmann ehrenamtlich engagiert. "Die Suppenküche haben Jugendliche vor zwei Jahren aufgebaut." Beeindruckt habe sie, dass sie die Nahrungsmittel anfangs selbst finanzierten, obwohl die meisten arbeitslos und Aids-Waisen seien. Bis zu 200 Kinder zwischen zwei und 14 Jahren füttern die rund 60 jugendlichen Helfer sonntags durch - für viele die einzige warme Mahlzeit in der Woche. Leiter ist Samuel Kapepo, selbst Waise. Den 23-jährigen Stage-Manager habe sie kurz nach ihrer Ankunft in Afrika in einem Kulturzentrum kennengelernt. Seitdem helfe sie alle zwei Wochen beim Kochen und Essen verteilen. Anfangs sei der Besuch in Katutura ein großer Schock gewesen. Denn es werde im Freien gekocht und gegessen; es gibt Reis, Fleisch und Gemüse.

"Ich sehe, wie sie sich freuen, wenn ich komme. Und ich kann einen kleinen Beitrag leisten und helfen", sagt die Grundschullehrerin. "Denn Kinder sind die schwächsten Glieder der Gesellschaft. Und das Team engagiert sich, obwohl es selbst kaum eine Perspektive hat." So wie Kapepo, der rund 200 Euro verdiene und davon etwas für die Suppenküche abzwacke. Er wohne in einer Blechhütte und teile sich den Wasserhahn mit zehn Familien.

Schüler erlaufen 120 000 Namibia-Dollar



Damit die, denen es noch schlechter geht, etwas zu essen haben, haben die Zewener Schüler 10 322,45 Euro - 120 000 Namibia-Dollar - erlaufen. "Wir waren überrascht von der Höhe der Summe", gesteht Kuhlmann. Kapepo und seine Freunde seien sehr gerührt gewesen, dass deutsche Kinder einen ganzen Tag für sie opfern. Das Geld reiche, um die Suppenküche rund fünf Jahre zu betreiben oder sieben Kindern eine Schulausbildung zu finanzieren. Weil namibische Schulen Schulgeld verlangen, werde überlegt, einen Fonds einzurichten.

Noch ein Jahr läuft Kuhlmanns Vertrag in Afrika. Sie würde ihn gerne verlängern. "Ich kann mir gut vorstellen, dort zu leben. Die Menschen sind so zufrieden."

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