Von den Tücken der Fortbewegung

Klingt seltsam, stimmt aber: In Trier verkehrt zu viel Verkehr verkehrt. Warum das so ist und wie sich das ändern könnte, will der Trierische Volksfreund in einer neuen Serie aufzeigen.

Trier. Es gab einmal eine Zeit, in der in Trier für alle Verkehrsteilnehmer ausreichend Platz da war und geordnete Verhältnisse herrschten. Aber das ist lange her. Als römische Ingenieure die neue Stadt Augusta Treverorum um 17 vor Christus am Reißbrett entwarfen, waren sie so klug, das Wachstum der kommenden Jahrzehnte und Jahrhunderte zu berücksichtigen. Die Probleme begannen erst im 4. Jahrhundert, als Trier Kaiserstadt war und sich auf dem rund drei Quadratkilometer großen Terrain innerhalb der Stadtmauer 50 000 Menschen tummelten.Dann kamen im 5. Jahrhundert germanische Barbaren und zerstörten die Stadt mehrfach. Die Normannen, die in der Karwoche 882 in Trier wüteten, machten die letzten Reste des römischen Trier mit seinem rechteckigen Straßennetz platt.Die Nachwirkungen sind noch heute zu spüren. Die Fleisch-, Brücken und Karl-Marx-Straße haben ihren Ursprung im Trampelpfad vom Hauptmarkt (angelegt 958) zur Römerbrücke.Zwischen dem 13. und späten 19. Jahrhundert spielte sich Trier auf nur einem Quadratkilometer Fläche, der heutigen Altstadt, ab. Der Alleenring zeichnet den Verlauf der mittelalterlichen Stadtmauer nach. Als die überflüssig gewordene Stadtbefestigung abgerissen wurde, hatte das Baugewerbe Hochkonjunktur. Neue Stadtteile entstanden, Trier wuchs rasch über die eingemeindeten Vororte hinaus. Die Verkehrsplaner kamen kaum noch nach und kapitulierten schließlich im 20. Jahrhundert im Spannungsfeld zwischen rapide wachsendem motorisierten Verkehr und wirtschaftlicher Nöte in Kriegs- und Nachkriegs-Zeiten.Darunter leidet Trier heute mehr denn je. Statt leistungsfähiger Ein- und Ausfallstraßen gibt es Nadelöhre wie die Bitburger Straße (B51). Das Fehlen des Moselaufstiegs und einer Nordbrücke belastet Stadtteile beiderseits der Mosel. Auch bestehende Brücken bereiten Kopfzerbrechen, vor allem solche, die über Bahnlinien führen. Die marode Aulstraßen-Brücke ist schon gesperrt, die sogenannte "Zementbrücke" zwischen dem Grüneberg und der Metternichstraße steht längst auf der Abrissliste.Kraftfahrer müssen auf andere Strecken ausweichen und verstopfen die ohnehin überlasteten und reparaturbedürftigen Straßen der City noch mehr. Das Nachsehen haben auch Radfahrer, deren Wege mitunter im Nichts enden, und Fußgänger, die sich mit absurden Ampelschaltungen herumplagen.Viele gute Ideen, aber zu wenig Geld

An guten Ideen mangelt es nicht, wohl aber an Geld. Kürenz und Zewen werden noch auf Jahre hinaus vom Durchgangsverkehr gebeutelt und der Fußgänger-Tunnel unter der Zurmaiener Straße (Höhe Jugendherberge) trotz Überfällen auf Studentinnen in den vergangenen Jahren weiterhin geöffnet bleiben: Der Bau eines Überwegs mit Ampel ist teuer.Wenn die Trier-Galerie am 4. September öffnet, wird sich zeigen, ob die City mehr Parkplätze braucht. Eine Möglichkeit könnte der Bau von Quartier-Garagen in der Nähe der Tufa oder auf dem Ex-Post-Gelände in der Deutschherrenstraße sein.Aber es gibt auch Lichtblicke. Die Verkehrs-GmbH der Stadtwerke ist dabei, nach Jahren Sparzwang-bedingter Einschnitte ihr Angebot zu verbessern, und die dicksten Projekte im Baustellen-trächtigen Leitungserneuerungs-Programm des Versorgungsunternehmens gehen dem Ende entgegen. Verkehr - der Dauerbrenner unter den Trierer Reizthemen. Der Trierische Volksfreund widmet ihm und seinen unterschiedlichen Facetten eine neue Serie. Lesen Sie am Samstag im TV: Seit Jahren im Gespräch: Die Reaktivierung der Regionalbahn-Westtrasse.

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