Von der Behörde zum Dienstleister

TRIER. Seit zwei Jahren durchlaufen Volkshochschule und Musikschule der Stadt Trier ein Qualitätstestierungs-Programm. Jetzt hat Gutachterin Anna-E. Poll von der Artset ein Testat überreicht, das dem Bildungszentrum Qualitätsarbeit bescheinigt und dabei weitere Erwartungen formuliert.

 Endlich ein Testat: Bildungszentrums-Leiter Rudolf Hahn mit einer Kachel von Georg Kratz.Foto: Martin Möller

Endlich ein Testat: Bildungszentrums-Leiter Rudolf Hahn mit einer Kachel von Georg Kratz.Foto: Martin Möller

Draußen vor dem Turm Jerusalem drängten sich die nobel gewandeten Festgäste. Die waren zwar zu einer Hochzeit gekommen, aber für die Übergabe eines Testats passte der Rahmen zufällig ganz genau. Sichtlich aufgeräumt bezeichnete Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink die Angelegenheit als "freudigen Anlass". Zur Erinnerung ein buntes Kachel-Kunstwerk

Zwei Jahre lang haben die im Bildungszentrum gleichberechtigt zusammengefassten Institution Volkshochschule und Musikschule ein Qualitäts-Testierungsprogramm durchlaufen. Darin ist die jetzt übergebene Testierurkunde eine Zäsur, aber kein Abschluss. Gleichermaßen anerkennend und erwartungsvoll heißt es im Gutachten "Das Bildungszentrum Trier hat gezeigt, dass es kontinuierlich an der inhaltlichen und organisatorischen Qualität arbeitet." Damit das nicht in Vergessenheit gerät, überreichte Anne-E. Poll vom Testierungs-Unternehmen Artset eine bunte Kachel. Die wurde vom Künstler Georg Kratz gestaltet und soll an gut sichtbarer Stelle im Bildungszentrum aushängen. Im Internet wird sie sogar in ein virtuelles Kachelkunstwerk mit über 300 Keramik-Arbeiten eingefügt - Symbol für die Ausbreitung des Qualitäts-Managementgedankens in der Erwachsenenbildung. Wer beim Kursus-Teilnehmer so etwas wie Wissen produzieren will, richtet sich nach anderen Regeln als irgend ein Hersteller materieller Produkte. Darum muss ein Qualitätsmanagement im Bildungsbereich anders ansetzen. "Lernorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung" (LQW) heißt das Verfahren, das ausdrücklich nicht nur die Qualität von Einrichtungen fördern, sondern einen ständigen Prozess der Qualitätsentwicklung einleiten soll. Wichtige Neuerungen für das Bildungszentrum

In elf Bereichen, darunter Leitbild, Bedarfserschließung, Schlüsselprozesse, Infrastruktur, Führung und Personal, hat das Bildungszentrum seine Leistungen in einem Selbstreport dokumentiert, der durch eine kontrollierende Visitation bestätigt werden konnte. Mit dem Abschlussworkshop, der unmittelbar nach der Übergabe des Zertifikats stattfand, wurden die Entwicklungsziele für die Zukunft erörtert. Der Qualitätsmanagement-Prozess sei anstrengend gewesen, hieß es aus dem Mitarbeiterkreis des Bildungszentrums, aber es sei ein positiver Stress, eine Neuordnung, die jetzt die Arbeit einfacher mache. Anne-E. Poll hob vor allem die Zusammenarbeit von Volkshochschule und Musikschule als gleichberechtigte Partner hervor. Da könne ein Modell entstehen für künftige Kooperationen in anderen Bereichen. Das Zertifikat soll nicht nur Markenzeichen sein: mit dem Prozess, den es dokumentiert sind wesentliche Neuerungen der Institution Bildungszentrum verbunden. Leiter Rudolf Hahn zählte einige auf: Ein überprüfbares und im Programmheft abgedrucktes Leitbild; klare Aufgaben-Definitionen; Kommunikation mit den Benutzern durch einen Anregungsbogen im Programmheft und auf der Internet-Site des Bildungszentrums; die Verbesserung der internen Kommunikation; ein funktionierendes Beschwerdemanagement; Strukturen zu schaffen, die auch beim Wechsel von Mitarbeitern oder Leitung Bestand haben; schließlich auch die Erreichbarkeit aller Mitarbeiter. Alle diese Maßnahmen sollen die Mitarbeiter dazu befähigen, flexibler einzugehen auf subjektive Wünsche und objektive Bedürfnisse der Kursteilnehmer, die man jetzt ganz zeitgerecht "Kunden" nennt. Ständige Lernprozesse im Inneren der Institution, sagte Rudolf Hahn, seien Voraussetzung für die erfolgreiche Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten.

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