Von der Gartenstadt zum Gartendorf

MARIAHOF. "Mariahof ist ein liebenswerter, schöner Stadtteil, in dem es sich gut leben lässt", sagt Ortsvorsteherin Maria Marx. Aber die einstige Gartenstadt entwickelt sich zum Dorf: Es gibt immer weniger Mariahofer.

Vorrund 40 Jahren beäugten die Talstädter das geschäftige Treibenauf der Höhe mit einer Mischung aus Neid und Skepsis. Damalsentstand auf der "grünen Wiese" des Hofgutes Mariahof ein neuesWohngebiet. Der Bund förderte Triers bis dahin größteBaugebiets-Erschließung (40 Hektar) über ein aufwändigesProgramm. Die gbt baute nach den Plänen vonStädtebauwettbewerbs-Sieger Prof. Kühn (Aachen) 352 Mietwohnungenund 247 Eigenheime; allesamt in Flachdach-Bauweise. Ende 1962bezogen die ersten Familien die Neubauten. Ortsvorsteherin Maria Marx (62) gehört zur "zweiten Generation". Sie zog mit ihrer Familie vor 30 Jahren von Ruwer nach Mariahof: "Ich finde auch hier oben die Vorzüge eines Dorfes wieder. Hier kriegt mich niemand mehr weg."

Die Mariahofer schätzen ihre "Gartenstadt". Weil offiziell nur eine Straße zum Plateau führt, belastet kein Durchgangsverkehr die frische Höhenluft. Wer es ganz bequem mag, muss sich gar nicht erst vom Mariahof weg bewegen. Maria Marx: "Wir sind zwar eine Schlafstadt mit wenigen Arbeitsplätzen, aber autark. Für den täglichen Bedarf ist alles vorhanden."

Weitaus weniger vielfältig präsentiert sich die Vereinslandschaft. Für Sportfreunde gibt es die SSG Mariahof, um ältere und behinderte Menschen kümmert sich der ökumenische Sozialdienst e. V.; außerdem gibt es Angebote der katholischen Pfarrgemeinde St. Michael. Wer aber im Verein singen oder musizieren will, muss auf andere Stadtteile ausweichen. "Ganz klar ein Manko", bedauert die Ortsvorsteherin.

Angesichts der Bevölkerungsentwicklung wäre es jedoch unrealistisch, von neuen Vereinen zu träumen. Die Mariahofer werden immer weniger! Die Einwohnerzahl sank kontinuierlich von knapp über 4700 anno 1967 auf 3243 zum 31. Dezember 2002. Dafür ist die Zusammensetzung bemerkenswerter denn je. In den Stadtteil mit auffallend hohem Polit-Promi-Anteil (Oberbürgermeister Helmut Schröer, SPD-Veteran Karl Haehser, die CDU-Altvorderen Horst Langes und Paul Kreutzer) leben inzwischen viele übergesiedelte Wolgadeutsche. Drei von zehn Mariahofern sind über 65 Jahre alt; außerdem weist der Stadtteil einen "Frauen-Überschuss" (54,5 Prozent) auf. Laut Amt für Stadtentwicklung und Statistik sind fast 70 Prozent der Stadtteil-Bewohner katholisch, mehr als 14 Prozent evangelisch. Die drittstärkste Gruppe, Ende 2002 genau 457 Menschen, lässt sich keiner Religion zuordnen.

Beim Pfarrfest, das die Mariahofer traditionsgemäß am Wochenende nach Pfingsten feiern (in diesem Jahr am 14./15. Juni) spielt die Religionszugehörigkeit keine große Rolle. Nachdem die St. Michaels-Kirmes 1996 ihren Geist aufgegeben hat, avancierte das kombinierte Pfarr- und Kindergarten-Fest zum geselligen und generationsübergreifenden Top-Ereignis des Stadtteils. Dann erklingt sogar gelegentlich der fröhliche "Mary-Ranch-Song", den einst Dietmar Schwabe komponierte.

Am Montag: Leben von der Stammkundschaft - die Einzelhandels-Situation im Stadtteil.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort