Von der Idee zum gemeinsamen Heim

Trier · Im Norden Triers tut sich was: Die Genossenschaft Wogebe, die seit 1991 durch sozialen, kooperativen Städtebau die Wohn- und Lebensqualität im Quartier voranbringt, feierte mit zukünftigen Mietern den Spatenstich des neuesten Projekts.

 Einer für alle, alle für einen: Die künftigen Bewohner der neuen Gebäude in der Thyrsusstraße und die Projektentwickler feiern gemeinsam den Baubeginn. TV-Foto: Frank Göbel

Einer für alle, alle für einen: Die künftigen Bewohner der neuen Gebäude in der Thyrsusstraße und die Projektentwickler feiern gemeinsam den Baubeginn. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Ein buntes Völkchen ist auf einer Wiese in der Thyrsusstraße in Trier-Nord mit Schaufeln zugange und vollführt einen symbolischen Spatenstich. Einige Dutzend Menschen sind da: Jüngere, ältere, eine Dame mit Kopftuch mit ihren Kindern, und ein Herr im Rollstuhl lässt es sich nicht nehmen, mit anzupacken, so gut es geht.
Fröhliche Aufbruchstimmung vereint die, die bald zusammenwohnen wollen: Das Projekt Neues Wohnen Thyrsusstraße der Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg (Wogebe) wird gerade Realität, nachdem es erst nur als Idee, dann als Zeichnung und Modell und schließlich in der Bauplanung Bestand hatte (der TV berichtete). Jetzt spüren die 45 zukünftigen Bewohner der Wohnanlage erstmals ganz konkret: Hier werden wird bald unser Zuhause haben.
Mehr als drei Millionen Euro


21 Wohnungen von 50 bis 120 Quadratmetern Größe werden errichtet, außerdem wird ein Gemeinschaftsraum für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung stehen. Die Wogebe veranschlagt die Gesamtkosten mit 3,4 Millionen Euro (davon 2,6 Millionen reine Baukosten).
Das Projekt ist barrierefrei angelegt: Ein Aufzug wird die Bewohner zwischen den drei beziehungsweise vier Geschossen der beiden Hauptgebäude hin und her befördern. "Damit können dort sowohl Behinderte als auch ältere Menschen wohnen", erklärt Projektentwickler Joachim Fischer, der von der Stadt bezahlt wurde, um das Projekt im Rahmen der Sozialen Stadt gemeinsam mit der Wogebe zu stemmen.
Alle zukünftigen Mieter werden Mitglieder der Genossenschaft: Sie leisten eine Einlage, dafür sind die Mieten für zehn Jahre festgeschrieben. Wer einen Wohnberechtigungsschein hat, zahlt 50 Euro pro Quadratmeter in die gemeinsame Kasse. Dafür beträgt die Miete später höchstens 5,95 Euro pro Quadratmeter. Die "frei finanzierten" Wohnungen kosten 7,50 bis acht Euro pro Quadratmeter. Die Einlage beträgt 300 Euro pro Quadratmeter.
Tamara Breitbach gefällt das Konzept. "Mein Mann und ich haben uns schon viel nach Wohnungen umgeschaut, haben aber gemerkt, dass das nicht so einfach ist bei unseren Mitteln. Er studiert noch, ich bin gerade erst in den Beruf eingestiegen. Von daher war das hier mehr als nur eine Alternative."
Wobei Breitbach klar macht, dass die Entscheidung für den Einstieg in die Genossenschaft nicht nur finanzielle Gründe hatte: "Wir finden das gemeinschaftliche Wohnen auch sehr spannend!"
Über den "Querschnitt durch die Gesellschaft", den die zukünftigen Mieter darstellten, freut sich auch Projektentwickler Fischer, denn: "Das schafft Stabilität. Ich sage, die Leute werden im Schnitt zehn bis 20 Jahre hier wohnen bleiben. Und das erzählen Sie mal jemandem: Dass Leute aus der Mittelschicht, dass Akademiker hier in die Thyrsusstraße ziehen."
Detlef Schmitt wohnte bisher um die Ecke. Seit der ehemalige Maler und Lackierer auf den Rollstuhl angewiesen ist, kommt er aber nur noch schwer aus dem Haus. Darum freut auch er sich schon sehr auf sein neues barrierefreies Domizil, das er mit seiner Tochter beziehen wird: "Ich kann dann wieder raus, ohne auf jemand anderen angewiesen zu sein", sagt er. Gegenüber seiner bisherigen Wohnung wird der Neubau aber auch in jeder anderen Hinsicht ein Quantensprung sein. "Ich hätte hier auch eine Kellerwohnung genommen", sagt er lachend. Eine seiner Nachbarinnen wird Agnes Willems sein. Die Rentnerin wohnte bisher mit ihrem Mann auf dem Dorf im nördlichsten Ende von Rheinland-Pfalz. "Aber das wurde uns einfach zu trostlos. Darum freuen wir uns sehr, das hier gefunden zu haben - wobei uns speziell auch die genossenschaftliche Idee sehr angesprochen hat!"
Das kooperative Vorgehen ist für Projektmacher Fischer definitiv ein Modell für die restliche Stadt. "Natürlich nicht, wenn es um maximale Rendite geht. Aber wenn man günstigen Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung anbieten will, ist es der einzig gangbare Weg!"
Den frühstmöglichen Einzugstermin für die ersten Mieter schätzt er auf den Spätsommer 2015.

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