Von der Millionenstadt in die Provinz

Aus Angst vor den politischen Verhältnissen in seiner indonesischen Heimat kam Tasyrif Adnan vor acht Jahren nach Deutschland. Seit vier Jahren lebt der 26-jährige Student in Trier, das er vor allem wegen seiner römischen Baudenkmäler "cool" findet.

 Tasyrif Adnan aus Medan (Indonesien) studiert an der Fachhochschule. Schon jetzt entwirft er Modestücke. Nach seinem Studium zieht es ihn erst einmal wieder in die Heimat. TV-Foto: Karl-Peter Jochem

Tasyrif Adnan aus Medan (Indonesien) studiert an der Fachhochschule. Schon jetzt entwirft er Modestücke. Nach seinem Studium zieht es ihn erst einmal wieder in die Heimat. TV-Foto: Karl-Peter Jochem

Trier. Als Tasyrif Adnan vor acht Jahren nach Deutschland kam, war es für ihn wie der Eintritt in eine andere Welt. Von seiner Geburtsstadt Medan, der am Indischen Ozean gelegenen Hauptstadt Nord-Sumatras und mit rund 5 Millionen Einwohnern drittgrößten Stadt Indonesiens, ging es ins beschauliche Bonn. Auf Grund der politischen Unruhen in seiner Heimat zog er zu einem Onkel.Hier traf der im islamischen Glauben erzogene Student auf die mitteleuropäische Freizügigkeit, sah Menschen, die sich in der Öffentlichkeit küssten oder Alkohol tranken. "So etwas war bei uns tabu", sagt Tasyrif Adnan. "Natürlich hatte ich Ängste, als ich von zu Hause wegging", erinnert sich der 26-Jährige, "aber ich habe mich auch darauf gefreut, eine andere Kultur kennen zu lernen." Der Indonesier hatte schon als Kind ein Faible für Mode. Gemeinsam mit der Mutter suchte er Stoffe zum Nähen aus. Auch heute stöbert er noch gerne stundenlang in Stoffläden. Während er nach dem Abitur ein Jahr lang das Studienkolleg besuchte, erkundigte er sich nach geeigneten Studienplätzen für seinen "Traumberuf Modedesigner". Schließlich zog er einen Studienplatz an der Fachhochschule in Trier den Universitätsstädten Hamburg, München oder Berlin vor, "weil Trier einen sehr guten Ruf in der Modebranche hat." In seiner neuesten Kollektion hat Tasyrif Adnan seine verlorene Kindheit aufgearbeitet. "Ich hatte früher nie Zeit zum Spielen und musste nach der Schule noch die Koranschule besuchen", sagt er. So hat er in seine Kleider spielerische Elemente, Kindermalereien und Legosteine eingearbeitet. Auch dem Thema "Kindersoldaten" hat sich der 26-Jährige gewidmet. Mit strahlend weißen Stoffen drückt er die Hoffnung der Kinder auf Frieden und Freiheit aus. Mittlerweile hat sich Tasyrif Adnan an der Mosel gut eingelebt. "Am Anfang war es sehr schwer", sagt er. "Die Menschen sind hier trotz der vielen Touristen und Studenten Fremden gegenüber wenig kontaktfreudig." Ganz anders als in seiner Heimat sei man bei Problemen weitgehend auf sich alleine gestellt. Besonders als Erstsemester sei dies "tierisch hart" gewesen. Trotzdem gewinnt der Student dem Begriff "Ellenbogengesellschaft" auch etwas Positives ab. "Man wird selbständig und unabhängig", sagt Tasyrif Adnan und begrüßt mit asiatischer Freundlichkeit die typisch deutschen Eigenschaften Sauberkeit, Disziplin und Pünktlichkeit als weitere positive Dinge, die er hierzulande kennen gelernt hat. Den Schritt, nach Trier zu gehen, hat er nicht bereut. "Eine coole Stadt", sagt er. Besonders die römischen Baudenkmäler haben es dem Studenten angetan. In diesem Jahr beendet der 26-Jährige sein Studium. Dann will er zunächst in seine Heimat zurückkehren, die er seit sechs Jahren nicht gesehen hat. Eine Rückkehr nach Deutschland, das ihm am Anfang wie eine andere Welt vorkam, kann er sich gut vorstellen.

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