Von der Mosel an die Copacabana

Rio de Janeiro/Trier · Beim Trierer Bürgerfernsehsender OK54 hat Andreas Wunn seine ersten Erfahrungen mit Medien gesammelt. Heute arbeitet der 37-Jährige als Korrespondent für das Zweite Deutsche Fernsehen und leitet das Studio in Rio de Janeiro. Im Januar erscheint Wunns Buch "In Brasilien geht\'s ohne Textilien", in dem er augenzwinkernd von seinem Leben in Südamerika berichtet.

 Journalist Andreas Wunn hat seine Heimat Trier gegen Fernsehstudio und Strände in Rio de Janeiro eingetauscht. Foto: privat

Journalist Andreas Wunn hat seine Heimat Trier gegen Fernsehstudio und Strände in Rio de Janeiro eingetauscht. Foto: privat

Rio de Janeiro/Trier. "Rio de Janeiro ist die schönste Stadt der Welt", sagt Andreas Wunn über seinen ersten Eindruck von der brasilianischen Metropole. Den bekam er, als er 20 Jahre alt war und an einem Bolivienaustausch des Bistums Trier teilnahm.
Menschen ganz nah



In dieser Zeit wurde sein Interesse für Südamerika geweckt, das der heutige Leiter des ZDF-Studios in Brasilien bis heute nicht verloren hat. "Ich wollte schon immer Journalist werden", berichtet der in Konz aufgewachsene Diplom-Politologe. "Ich will überall dabei sein, wo etwas passiert."
Bei der Schülerzeitung, beim Radio und beim Bürgerfernsehen sammelte Wunn erste journalistische Erfahrungen. Später studierte er Politikwissenschaften in Berlin und gelangte über einen Job beim Morgenmagazin zum ZDF, wo er eine Ausbildung zum Redakteur machte.
Am Fernsehen gefällt Wunn besonders "dass man nie alleine ist, sondern immer im Team arbeitet". Obwohl er als Kind nicht besonderes viel gereist ist, konnte er "Fernweh schon immer schwieriger ertragen als Heimweh". Für ihn stand schon früh fest, dass er im Ausland leben und arbeiten möchte. Diesen Wunsch konnte er sich beim ZDF erfüllen. Dort war er zunächst außenpolitischer Reporter, moderierte zwei Jahre lang die Sendung "heute in Europa". Seit 2010 ist Wunn Auslandskorrespondent in Brasilien.
Für den 37-Jährigen ist seine Arbeit in Südamerika ein "Traumjob". Denn er darf "den ganzen Kontinent bereisen und für verschiedenste Sendeformate produzieren". Trotzdem ist er seiner Heimat Trier sehr verbunden, erklärt Wunn. Hin und wieder könne es vorkommen, dass er zu Freunden in Brasilien sage, "ich möchte gern mal wieder einen Weinberg und die Mosel sehen". In Sachen Ausblick kann Trier mit Brasilien fast mithalten. Wunns Lieblingsplatz ist an der Mariensäule, weil "der Blick auf die Stadt genauso toll ist, wie der von der Christusstatue auf dem Corcovado-Berg in Rio".
Die kulturellen Unterschiede, wenn "ein ordentlicher, disziplinierter Deutscher auf einen Brasilianer" trifft, hat der 37-Jährige jetzt in einem Buch niedergeschrieben. "Ich kann nicht empfehlen, nur in Badeshorts vor dem Kühlregal im Supermarkt zu stehen", sagt Wunn lachend über den leicht bekleideten Alltag in Brasilien.
Die Cariocas, also die Bewohner Rios, bewundert er für "ihre Offenheit und Lebensfreude, trotz der sozialen Probleme des Landes". Und natürlich für ihre Tanzkünste: "Da kann man als Deutscher nur verlieren - aber wenn man einfach mitmacht, hat man ihr Herz schon gewonnen." jwa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort