Von der Rumpel- zur Schatzkammer: Altes Stadtmuseum Trier neu erfunden

Trier · Vor zehn Jahren war das Stadtmuseum Simeonstift geschlossen und eine Baustelle, weil es für die Konstantin-Ausstellung auf Vordermann gebracht werden musste. Seit der Wiedereröffnung 2007 hat sich die einstige "Rumpelkammer" zu einem Museum von großregionalem Renommee entwickelt. Dahinter stecken viele Ideen und ein kreatives Team.

 Das Stadtmuseum Simeonstift verbucht im vergangenen Jahr mehrere Rekorde. TV-Foto: Roland Morgen

Das Stadtmuseum Simeonstift verbucht im vergangenen Jahr mehrere Rekorde. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Wer das Stadtmuseum Simeonstift mit dem Begriff "Rumpelkammer" in Verbindung bringt, läuft Gefahr, sich den Zorn von Direktorin Elisabeth Dühr (57) zuzuziehen. Dennoch gab es eine lange Zeit, in der die museale Präsentation im Simeonstift ihren ganz speziellen Charme hatte und selbst gestandene Stadtvorstands- und -ratsmitglieder den "Rumpelkammer"-Vergleich bemühten. Gut 20 Jahre ist das her. Längst bietet sich ein anderes Bild. "Und wenn Sie jetzt von Schatzkammer sprechen, dann stimme ich zu", so Direktorin Dühr.
Rückblende: Vor zehn Jahren war das Simeonstift Baustelle und der Museumsbetrieb eingemottet. Der mittelalterliche Stiftsbering wurde mit Multimillionen-Aufwand auf Vordermann gebracht und erhielt zusätzlich einen neuen Anbau, der zunächst als einer der drei Standorte der großen 2007er Konstantin-Ausstellung diente. Im Jahr darauf begann unter besseren Bedingungen und mit mehr Platz denn je (zwei großzügige Räume für Wechselausstellungen) ein neues Kapitel in der Geschichte des 1904 gegründeten städtischen Museums. Die frisch im Kulturausschuss präsentierten Zahlen sprechen für sich.
2014 ist das Jahr der bisherigen Bestwerte: Fast 46 000 Besucher, davon 10 500 Teilnehmer an 471 Veranstaltungsterminen und 1800 Teilnehmer an 113 Führungen vor allem zur jüngsten Sonderausstellung "2000 Jahre Schifffahrt auf der Mosel". Ein Museum als Ort, "alte Dinge anzuschauen" - dieses Angebot reicht nicht mehr, um ein großes Publikum zu beglücken. Der Erfolg des Stadtmuseums basiert nach Einschätzung seiner Chefin auf zwei Säulen. "Erstens: Wir haben uns neu erfunden und bieten jede Menge Rahmenprogramm zu unseren Themen." Zum Beispiel: Museum auch als Ort, um Gleichgesinnte zu treffen und sich auszutauschen wie etwa bei der neuen Veranstaltungsreihe "Reif für die Kunst" vor allem für die Ü60-Generation - Kaffee und Kuchen inbegriffen. Zum Zweiten: "Ich habe ein wunderbares junges Team", lobt die Chefin und meint damit nicht nur die 14 fest angestellten Kollegen (davon sechs Aufsichtskräfte), sondern auch die 20 "festen Freien". Alles in allem eine "sehr kreative Truppe, die neue und frische Ideen hat und realisiert, das Stadtmuseum längst auch im sozialen Netzwerk Facebook und beim Kurznachrichtendienst Twitter "spielt" und das Online-Lexikon Wikipedia mit Biografien regionaler Künstler anreichert. Fazit: "Wir sind gut aufgestellt."2017/18 Krisam-Ausstellung


Und das vor allem, weil die 80 Prozent des Museumsbestands, die nicht dauerhaft im Simeonstift präsentiert werden können und in Depots lagern, nun weitgehend inventarisiert sind: "Als letzte Baustelle haben wir den Sammlungsbereich Möbel abgehakt."
Doch trotz weitgehend abgeschlossener Aufarbeitung geht den Inventarisierungsspezialisten die Arbeit so schnell nicht aus. Aktuell in der Auswertung sind Aquarelle und Zeichnungen des Trierer Malers und Kunstlehrers Peter Krisam (1905-1985). Ein Großteil der insgesamt 180 Werke, die Sohn Hanno Krisam und seine Familie als Schenkung ans Stadtmuseum gegeben haben, werden in einer Sonderausstellung vom 5. November 2017 bis 8. April 2018 auf beiden Obergeschossen des Simeonstift-Anbaus gezeigt. Die Ausstellungsplanung des Stadtmuseums reicht derzeit bis 2019/20. Sinnigerweise am 11. 11. soll eine dem "Karneval in Trier" (Arbeitstitel) gewidmete Sonderschau zu sehen sein.

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