Von der Steinzeit ins dritte Jahrtausend

Ab dem 19. September wird in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier eine Wanderausstellung über die Entwicklung der rheinland-pfälzischen Polizei von der Landesgründung bis heute gezeigt. Was dort Exponate dokumentieren, wird lebendig in den Schilderungen von Hugo Wust. Der in Trier lebende Pensionär und Bundesverdienstkreuzträger war seit 1959 bei der Polizei und der erste Pressesprecher des Polizeipräsidiums Trier.

Trier. "Die Zeit war damals einfach anders." Diese Feststellung zieht sich wie ein roter Faden durch Hugo Wusts Erinnerungen an 37 Jahre Polizeilaufbahn. Sie begann für den 19-jährigen gelernten Bäcker aus Unzenberg im Hunsrück am 1. Oktober 1959 als einer von 125 Polizeischülern in Koblenz. "Einer hatte Abitur, die anderen alle Hauptschulabschluss. Den haben wir angestaunt wie ein exotisches Tier, denn er hätte doch alles andere werden können." Nach Ausbildung in Koblenz und Tätigkeit in Mainz wechselte er 1964 in die Gendarmeriestation Jünkerath im Kreis Daun. "Zuständig für alles außer Kapitalverbrechen haben wir mit einem alten VW-Käfer, dem monatlich nur Benzin für 400 Kilometer zustand, neun Gemeinden betreut." Ein Jahr lang war das allein Hugo Wusts Aufgabe, weil sein Vorgesetzter krank war. "Das hieß: 45 Sonn- und Feiertage Dienst ohne Überstundenbezahlung und Kirchbesuch in Uniform." Er musste sich um Kuhdiebstahl kümmern, fuhr als 24-Jähriger aber auch allein zu Kirmesschlägereien. Ohne Angst: "Ich wusste, es sind genug Leute da, die mir helfen." Das Verhältnis zu den Bürgern sei "unheimlich gut" gewesen, trotz der verblüffenden Entdeckung, dass viele von ihnen wegen Schmuggels vorbestraft waren. Selbst der Pastor von Neuerburg habe geschmuggelt, Fleisch, das er in Vianden für einen Besuch des Bischofs erworben hatte. Auch später hatte Hugo Wust mit Grenzen zu tun, zum Beispiel bei nächtlichen Kontroll-Sondereinsätzen während der Terroristenfahndungen in den 70er Jahren. "Ein Stochern nach der Nadel im Heuhaufen, aber wir waren da!"Ein anderes Mal wurde er selbst Opfer von Kontrollen: Bei einer Dienstreise nach Berlin 1973 nahm ihn die DDR-Grenzpolizei fest, weil er mit ungültigem Reisepass unterwegs war. Hugo Wusts Wege führten ihn nach der Wende erneut in den Osten, in Triers Partnerstadt Weimar, wo er bei der Neustrukturierung der Polizei Aufbauhilfe leistete und eine Verfolgungsjagd per Trabi erlebte. Die Wende-Zeit habe ihm Weitsicht gebracht, sagt der Mann, dessen Karriere in Trier mit allen entscheidenden Umstrukturierungen der Polizei einherging, zum Beispiel, dass sie 1993 aus der Zuständigkeit der Landratsämter in die des Polizeipräsidiums überführt wurde. Damals wurde das Amt eines nur dem Polizeipräsidenten unterstellten Pressesprechers geschaffen, das Wust fortan bekleidete. "Ich war über Besprechungen der Sonderkommissionen in alle spektakulären Fälle, zum Beispiel den Prostituierten-Mord im Eros-Center, eingebunden."Ohne jedes technisches Gerät

Neben besonderen Ereignissen hatte er schon in Leitungsfunktionen auch Modernisierungsschübe mitgestaltet. Seinem beharrlichen Einsatz sei es zu verdanken, dass seit 1974 Ampeln statt Verkehrspolizisten den Kreuzungsverkehr an Römer- und Kaiser-Wilhelm-Brücke regeln. Noch 1990 fand er die Polizei-Inspektion Trier West ohne jedes technische Gerät wie Kopierer oder Computer vor: "Zwei Beamten fuhren für eine Kopie in die Südallee." Heute ist jeder Arbeitsplatz mit Computern ausgestattet. Die Bilanz seiner Laufbahn mit der Auszeichnung mit dem Bundesverdienstkreuz als Höhepunkt: "Ich habe den Weg von der Steinzeit ins dritte Jahrtausend mitgemacht."

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