Von frustriert bis erfreut

TRIER/KONZ. Die mögliche Abstufung des Moselaufstiegs Igel und der Trierer Nordumgehung (Meulenwaldstrecke) im neuen Bundesverkehrswegeplan erfreut Umweltschützer und Grüne, stößt aber bei CDU-Kommunalpolitikern auf massive Kritik. Bei der Wirtschaft ist die Meinung geteilt.

"Auf lange Sicht eine Fehlentscheidung", meint der frühere Bundestagsabgeordnete Franz-Peter Basten. Beide Projekte seien bedeutende Teile im europäischen Fernstraßensystem. Und weil die Abstufung in der Praxis mit dem Aus gleichzusetzen sei, werde die Region zurück geworfen. Von einem herben Schlag, der Fakten für zehn bis 15 Jahre schafft, spricht der Leiter des Straßen- und Verkehrsamtes Trier, Klaus Wittenkämper. Der Straßenbauer glaubt, dass der Knotenpunkt A 602/Ehranger Brücke "zu läuft". Schon heute würden dort 40 000 Fahrzeuge am Tag gezählt, "und die Tendenz ist steigend". Bedeckt hält sich der Trierer Baudezernent Peter Dietze, SPD: "Die Projekte Ayl und Könen sind offensichtlich wichtiger, Moselaufstieg und Nordumgehung von der Kosten-Nutzen-Analyse leider nicht so vordringlich." Naturgemäß weniger diplomatisch äußern sich die CDU-Bundestagsabgeordneten Peter Rauen und Bernhard Kaster (CDU): Die Entwicklung in Konz und Saarburg sei "den Ministerien in Mainz und Berlin völlig gleichgültig", die Entscheidung "nach Gutsherrenart" getroffen worden. Eine Verhinderung der Nordumgehung beschwöre den "Verkehrs-Gau" herauf. Bis zur Verabschiedung des Bundesverkehrswegeplans wollen Kaster und Rauen Überzeugungsarbeit leisten, damit die Projekte wieder als vordringlicher Bedarf eingestuft werden. Auch Landrat Richard Groß und die Bürgermeister Manns (Konz) und Schartz (Saarburg) sind unzufrieden: Es sei "nicht nachvollziehbar, warum der Kosten-Nutzen-Quotient für dieses Projekt so niedrig angesetzt ist", sagt der Landrat und fordert eine Offenlegung der Bewertungskriterien. Manns wertet die Abstufung des Moselaufstieg als "politische Entscheidung", die von fachlichen Gegebenheiten nicht gedeckt werde. Die Kosten für den Moselaufstieg seien mit 43,5 Millionen Euro nicht höher als bei vergleichbaren Projekten. Angst um Ansiedlungen

Von einem "erheblichen Rückschlag" spricht Schartz. Es sei schon schwer genug, Firmen zu einer Ansiedlung zu bewegen oder die ansässigen Betriebe zu halten: "Jetzt wird es noch schwerer". Vollkommen anders ist das Meinungsbild bei Umweltverbänden und Grünen. "Wir sind sehr zufrieden", betont Christian Weber vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). Angesichts eines Gesamtvolumens von 250 Millionen Euro für Moselaufstieg, Brücke, Umgehungen und Meulenwald-Autobahn sei das Geld "sinnvoller für wichtigere Dinge zu verwenden". Weber erinnert an die unter skandalösen Umständen zustande gekommene, hauchdünne Mehrheitsentscheidung im Trierer Stadtrat zugunsten des Projekts. Das könne man "schwerlich als breite Zustimmung der Bevölkerung werten". Der erhoffte Entlastungseffekt des Moselaufstiegs für die Trierer Innenstadt sei ohnehin nicht zu erwarten: "Nur 7 bis 10 Prozent des Talstadt-Verkehrs gehören zum Durchgangsverkehr". "Ein Stück Vernunft setzt sich durch", sagt auch Manfred Becker, der für die Grünen im Trierer Stadtrat sitzt. Die "Wahnsinnskosten" für "wenige Kilometer und wenige Minuten Ersparnis" seien nicht zu rechtfertigen. Das Geld sei "besser in die Konzer Bahnbrücke und Verbesserungen bei den Wasserwegen investiert". Die Grünen stünden einem "schonenden und bedarfsgerechten Ausbau" von Ortsumgehungen durchaus aufgeschlossen gegenüber, nicht aber "neuen Verbindungen, die nur zusätzlichen Verkehr anziehen". Die Industrie- und Handelskammer Trier (IHK) sieht die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplanes mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Die Wirtschaft begrüßt die Aufnahme der A 1 und der B 50neu in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplanes. Es handelt sich dabei um absolut zentrale Verkehrsprojekte in der Region", so IHK-Verkehrsexperte Philipp Schultz. Das weinende Auge vermisst schmerzlich die West- und Nordumfahrung Triers. SPD-Staatssekretär Karl Diller, der gemeinsam mit seiner Parlamentskollegin Elke Leonhard die neue Schwerpunktsetzung in der regionalen Verkehrsplanung auf den Weg gebracht hat, mahnt derweil zu Geduld. Die Entscheidung zum Bundesverkehrswegeplan falle erst Ende der Woche. Bislang handele es sich nur um Vorschläge, nicht um Entscheidungen. Dennoch bleibe er "vorsichtig optimistisch", dass seine Konzepte auch in die Tat umgesetzt werden.

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