Von wegen Eintüten – Gelbe Säcke bleiben Mangelware

TRIER. Der Ärger um den Gelben Sack reißt nicht ab. Nach wie vor gibt es sie nicht immer in ausreichender Zahl an den Ausgabestellen. Den Unmut der Verbraucher bekommen die Händler zu spüren, die den Service anbieten.

"Ich finde es unmöglich, dass es keine Ausgabestelle in der Nähe gibt und nicht genügend Säcke zur Verfügung stehen", sagt eine empörte Dame, die ihren Namen nicht genannt haben möchte. "Die Folge ist doch, dass die Leute am Ende alles zusammen in den normalen Müll werfen - so viel zum Umweltschutz". Was die Einwohner von Trier-Mitte auf die Palme bringt: Es gebe nicht genügend Gelbe Säcke beziehungsweise zu wenig Verteilstellen. Auch Lottoverkäufer Manfred Neimann ist völlig unzufrieden. Der Zewener Händler ist nach eigenen Angaben Anlaufpunkt für bis zu 500 Familien. Im Dezember 2004 hatte er gegenüber dem TV seinem Unmut geäußert. "Es funktioniert nun noch schlechter. Die Lieferung mit den Säcken ist unregelmäßig. Mehr als zwei Rollen kann ich nicht herausgeben", sagt er nun. Am anderen Ende von Trier, kurz vor dem Verteilerring, zeigt auch Neimanns Branchenkollegin Petra Keller Unverständnis über die Verteilpraxis: "Ich bekomme monatlich 200 Rollen, aber das ist für die Umgebung hier zu wenig. Von meinen Kunden bekomme ich oftmals zu hören, woanders gebe es die Säcke nicht". Konsequenz ob des Andrangs: Keller hortet die Rollen wie zu alten Rationalisierungszeiten unter der Theke, jeder Kunde erhält maximal zwei Rollen. "Das kann es nicht sein", beschwert sich auch Geschäftsfrau Regina di Pasquale, "ich ärgere mich". Sie betrachte das Angebot als Kundendienst und mache es gern, müsse aber den Ärger ihrer Kunden über fehlende Gelbe Säcke hinnehmen. Neben den privaten Verbrauchern fragten auch Einrichtungen die Gelben Säcke in erheblichem Maße nach: "Bei mir holen sich auch Mitarbeiter der Caritas und von Kindergärten und Schulen die Säcke ab". Das gleiche Spiel wiederholt sich bei Händlern in Ehrang und Pfalzel. Zuständig für die Belieferung ist die Tochtergesellschaft des Zweckverbands Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART): Die Trierer ART GmbH versorgt rund 120 Händler, Banken und Behörden einmal monatlich, mitunter auch im 14-Tage-Rhythmus, mit den begehrten Tüten. "Bei der früheren Verteilpraxis gingen zehn Millionen Säcke an die Banken, aber nur 3,5 Millionen kamen gefüllt zurück", sagt Thomas Schwarz, zuständig für die Verteilung. Den Unmut der Händler könne er nachvollziehen. "Manche von ihnen haben nun einmal Großabnehmer, die auf einen Schlag 20 Rollen wollen." Sein Appell an die Verbraucher: "Sorgfältig mit den Gelben Säcken umgehen und nicht alles Mögliche einwerfen." Die ART-GmbH könne nur das verteilen, was sie erhalte - und dafür sei die Sita GmbH aus Ochtendung zuständig, die eigentlich Verantwortliche für die Auslieferung der Säcke sowie die Rücknahme und Sortierung des Verpackungsmülls. Sie hat zwar den Auftrag an die ART GmbH als Subunternehmer delegiert, bestimmt aber die Menge der Gelben Säcke. Rund 500 000 Säcke erhält Schwarz monatlich von der Sita für die Verteilung in Geschäften und öffentlichen Ämtern. "Vergleicht man die Abfallmenge mit den Haushalten und der Einwohnerzahl, geben wir in Trier und im Kreis Trier-Saarburg mehr Gelbe Säcke aus als in anderen Kreisen und Städten", sagt Thomas Nickenig vom Abfallriesen Sita. "Das lässt darauf schließen, dass im Trierer Raum die Missbrauchsquote relativ hoch ist." Nicht überall herrscht Mangel: Im Stadtzentrum wundert sich eine Mitarbeiterin des Modehauses Marx über den Mangel an anderen Ausgabestellen. Sorgenfrei auch das Bürgeramt am Augustinerhof, ebenso die Kreisverwaltung Trier-Saarburg. "Primär versorgt werden die Anlaufstellen mit dem größten Zulauf", erklärt Schwarz. "Wir wissen, dass andere Landkreise andere Verteilsysteme haben", sagt der Mann von der ART, "aber die sind nicht günstiger. Wenn wir beispielsweise einmal im Jahr direkt an die Haushalte verteilen würden, müssten wir trotzdem eine Infrastruktur für Nachlieferungen unterhalten."Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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