Vor den Römern auf der Höhe: die Olewiger

Trier-Olewig · Für den legendären Fischers Maathes (1822-1879) war das Dorf eine Bastion der Glückseligkeit. Wenn der Weltuntergang nahe, dann werde er nach Olewig gehen, denn "dao hann eich noch en’ Tant’". Der Untergang ist bisher ausgeblieben - und Olewig blickt auf eine spannende, bis in vorrömische Zeit reichende Geschichte zurück.

 Eines der ältesten Fotos von Olewig: Die „Fabrik“ am heutigen Beginn der Riesling-Weinstraße, aufgenommen 1863. Foto: Stadtarchiv Trier

Eines der ältesten Fotos von Olewig: Die „Fabrik“ am heutigen Beginn der Riesling-Weinstraße, aufgenommen 1863. Foto: Stadtarchiv Trier

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"
 1898 verschickt: Gruß aus dem Olewiger Restaurant Blesius (heute Blesius Garten). Bildquelle: Stadtarchiv Trier/Postkartensammlung August Hertmanni

1898 verschickt: Gruß aus dem Olewiger Restaurant Blesius (heute Blesius Garten). Bildquelle: Stadtarchiv Trier/Postkartensammlung August Hertmanni

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 Um 1970: Das Neubaugebiet Caspar-Olevian-Straße nimmt Gestalt an. Links davon Tiergartental mit Gärtnerei und Weinberg. Foto: Stadtarchiv Trier

Um 1970: Das Neubaugebiet Caspar-Olevian-Straße nimmt Gestalt an. Links davon Tiergartental mit Gärtnerei und Weinberg. Foto: Stadtarchiv Trier

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Trier-Olewig. Der erste "bekannte" Olewiger war ein stolzer Krieger. Als er Mitte des ersten Jahrhunderts v. Chr. gestorben war, bereiteten ihm die Angehörigen eine luxuriöse Feuerbestattung. Sie legten ihm Helm, Schwert, Lanze und Keramikgefäße mit auf den Scheiterhaufen. Was die Flammen übrig ließen, setzten sie in einem in den Boden eingetieften Brandgrab bei: Die Asche des Toten in einer mit Deckel verschlossenen Tonschale, dazu die lädierten Statussymbole. Ans neuzeitliche Tageslicht kam das Brandgrab zwei Jahrtausende später: bei Ausschachtungen im Neubaugebiet Auf der Hill. Ein Sensationsfund, der dem Landesmuseum gemeldet wurde - im Gegensatz zu vielen anderen Entdeckungen aus vorrömischer Zeit, die Bauherren und -arbeiter lieber für sich behielten. Dennoch gilt als gesichert, dass Auf der Hill zeitweilig Treverer - nach heutigen Gemarkungsmaßstäben Olewiger - lebten. Möglicherweise hatten sie sich aus dem Tal auf den besser zu verteidigenden Hügel zurückgezogen, als Julius Cäsars Legion in Gallien Krieg (58 bis 50 v. Chr.) führte und schließlich auch das Treve rerland dem römischen Imperium einverleibte.
Der Hügel war zudem ein strategisch bedeutsamer Punkt. An seinem Nordhang fließt der Olewiger Bach, flankiert von einem vorgeschichtlichen Weg, der über
die Furt, an der die Römer 17. v. Chr. die erste Trie rer Moselbrücke bauten, Hunsrück und Eifel verbindet.
Auch in Olewig finden sich eine Vielzahl von Spuren aus römischer Zeit. So kamen Mitte des 19. Jahrhunderts auf dem Gelände des Kleeburger Hofs die Reste eines Landguts (villa rustica) zum Vorschein. Die Lebensader ist der Bach, der wohl auch schon in der Antike Mühlen antrieb. Anno 993 wird er erstmals urkundlich erwähnt und heißt Olevia, eine latinisierte Form des fränkischen Begriffs "olafa" (Sumpfwasser des Wiesentals). Wie im Fall von Ruwer heißt der Ort später wie das Gewässer und das Tal, durch das es fließt. Aus "in der Ollevin" (1379) wird 1624 "In der Olewig". Ab dem 18. Jahrhundert heißt es nur noch schlicht Olewig. Weniger einfach sind die Besitzverhältnisse. Die Ländereien und Weinberge teilen sich auf in Besitztümer des Kurfürsten und Erzbischofs, des Domkapitels sowie eines halben Dutzend Klöster. Ein eigenes Gotteshaus bekommt Olewig aber erst später. Über Jahrhunderte gehört das Dorf zur Stadtpfarrei St. Gervasius; auf deren Friedhof in den Kaiserthermen werden bis 1784 die verstorbenen Olewiger beigesetzt.
Der berühmteste Sohn Olewigs gehört nicht dazu: Caspar Olevian, 1536 geborener Theologieprofessor, muss nach seinen vergeblichen Bemühungen, die Trierer für die Reformation zu gewinnen, ins Exil und stirbt 1787 in Herborn (Hessen).
Die französische Herrschaft im Trierer Land (1794 bis 1814) beendet die kirchlichen Besitzverhältnisse. Olewig, obwohl immer schon "Quasi-Stadtteil", wird aber 1852 der neu eingerichteten Bürgermeisterei der Vororte zugeordnet. Die offizielle Eingemeindung nach Trier folgt 1930 gemeinsam mit Euren, Kürenz und Biewer.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ist es vorbei mit der ländlichen Idylle. Bis 1940 wurde nur ein einziges Neubaugebiet (Am Kandelbach) geschaffen; ab Mitte der 1950er Jahre bis 1980 folgten die Wohnsiedlungen Trimmelter Weg (mit Juffernberg, Ketteler- und Novalisstraße) und Auf der Hill/Caspar-Olevian-Straße. Seit der Eingemeindung hat sich die Einwohnerzahl mehr als verdreifacht.
Geblieben ist die Bedeutung des Stadtteils als "Weinberg Triers". Mathias Josef Fischer alias Fischers Maathes ist übrigens in finsteren Zeiten doch nicht nach Olewig gegangen. Er hat sich in seinem Kolonialwarenladen in der Trierer Hosenstraße erhängt.

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