Vor lauter Bäumen auch den Wald sehen

TRIER. Nicht nur als Hüterin der Bäume, sondern auch als Dienstleisterin für Trier sieht sich Kerstin Bendiks, die neue Revierförsterin im Weißhauswald. Gemeinsam mit Dezernentin Christiane Horsch und Forstamts-Chef Gundolf Bartmann will die 35-Jährige das Potenzial des Stadtwaldes besser nutzen.

Vor lauter Bäumen nicht den Wald sehen - das ist nach Auffassung von Christiane Horsch ein typisch trierisches Phänomen: "Wir haben da ein riesengroßes Juwel direkt vor der Haustür. Aber die meisten Leute nutzen es nicht", weiß die Beigeordnete, die als Liegenschaftsdezernentin im Rathaus für den Stadtwald verantwortlich zeichnet. An der Entfernung kann es nicht liegen. Vom Hauptmarkt schafft man es ganz gemütlich per pedes binnen einer halben Stunde bis zum Wildfreigehege. Und an mangelnder Größe liegt es ebenso wenig. Trier darf sich mit Fug und Recht "Stadt im Grünen" nennen. 35 Quadratkilometer - fast ein Drittel des 117 Quadratmeter umfassenden Stadtgebietes zwischen Zewen im Süden und dem Wolfskaulweiher im Norden bestehen aus Wald. Der allerdings gehört, wenn auch für jedermann zugänglich, unterschiedlichen Besitzern. Der Mattheiser Wald beispielsweise ist Staatsforst, der Eurener und Trier-Wester Wald gehört den Vereinigten Hospitien. Gut 70 Prozent (25 Quadratkilometer) aber sind stadteigener Wald, aufgeteilt in die beiden Reviere Ehrang und Weißhaus/Pfalzel. Das größere von beiden, Weißhaus/Pfalzel mit 14 Quadratkilometer, steht seit Jahresbeginn erstmals unter weiblicher Leitung: Kerstin Bendiks hat die Nachfolge des im vergangenen Frühjahr plötzlich verstorbenen Revierförsters Jürgen Kramer angetreten.Futter für alle Sinne

An die 35-jährige neue Chefin im Drachenhaus, dem Sitz der Revierförsterei, knüpft Stadtwald-Dezernentin Christiane Horsch große Hoffnungen: "Wir haben sie aus 188 Mitbewerbern und -bewerberinnen ausgewählt. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit ihr einen guten Fang gemacht haben." Neben den traditionellen Tätigkeitsfeldern Waldwirtschaft und -schutz lautet ihre Mission: Mit mehr Öffentlichkeitsarbeit und Umweltbildung eine neue Waldlobby schaffen. Damit kennt sich Kerstin Bendiks gut aus. Die gebürtige Baumholderin, die zuvor im Forstamt Kempfeld arbeitete, hat beispielsweise auf der Landesgartenschau das Kulturwaldhaus mitgestaltet und betreut. Den Weißhauswald nennt sie "mein Traumrevier. Sehr sorgfältig bewirtschaftet, stabil, ein guter Mix aus Laub- und Nadelbäumen - und aufgrund der wunderbaren Topografie und Stadtnähe - optimale Voraussetzungen, dem Bürger seinen Wald schmackhaft zu machen". Dem stimmt neben Christiane Horsch auch Gundolf Bartmann, seit einem Jahr Chef des Forstamtes Trier, zu dem auch der Stadtwald gehört, ausdrücklich zu: "Früher verstand sich Forstverwaltung als Bewahrer des Waldes, die gar nicht erpicht war, dort großen Andrang zu erleben. Heute wollen wir Tourismus und Freizeitleistungen aktiv anbinden", schildert der 44-Jährige die neue Betrachtungsweise. Um den Menschen, "der sich immer weiter vom Wald entfernt hat" (Bendiks) wieder dorthin zurückzubringen, wollen die Forstleute "auch andere Partner mit ins Boot nehmen. Zum Beispiel Vereine, Verbände, Kindergärten, Schulen". "Jetzt beginnt die Zeit des Dialogs", bekräftigt Christiane Horsch. Mountain-Bike-Parcours, Nordic-Walking-Routen, organisierte Nachtwanderungen, kulturelle Events - sämtliche Ideen seien willkommen. "Sofern es nicht darauf hinausläuft, dass unser schöner Stadtwald zum Rummelplatz wird". Mit Kerstin Bendiks hat die Dezernentin eine zutiefst überzeugte Verbündete, die vor ansteckender Freude sprüht: "Wald bietet Futter für alle Sinne. Und Bäume sind auch ganz nette Menschen. Man muss es nur erkennen." Ansprechpartner zum Thema Wald: Forstamt Trier, Im Heiligenbungert 1, 54317 Kasel, Telefon 0651/82497-0, E-Mail: Forstamt.Trier@wald-rlp.de und Kerstin Bendiks, Telefon 0651/85886.

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