Vorbilder und Vaterfiguren

TRIER. Bundespräsident Horst Köhler war bisher selten in Trier. Eng verbunden mit der ältesten Stadt Deutschlands ist er dennoch – zumindest auf dem Papier. Fünf Urkunden anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande unterschrieb er jüngst und ehrte so besonders engagierte Ehrenamtliche aus der Region.

Karl-Heinrich Orth hat sich, dem Anlass entsprechend, in besonders feinen Zwirn gehüllt. "Das geht ja bestens, bei den festen Feuerwehruniformen habe ich manchmal Probleme", scherzt ADD-Präsident Josef Peter Mertes als er dem Kommunalpolitiker den Verdienstorden ans Revers heftet. Verdient machte sich Orth in vielen Bereichen: Als Ortsbürgermeister der Grenzgemeinde Langsur bemüht er sich um die Kooperation zwischen Deutschland und Luxemburg. So setzte er sich dafür ein, dass der Langsurer Kindergarten als erster der Region Französisch unterrichtet. Er war zudem Mitinitiator der Deulux-Messe, die seit 1988 stattfindet.Vom Milchkontrolleur zum "Traumtänzer"

Einen weiteren Preisträger konnte man früher im Kuhstall kennen lernen, wie einer der Laudatoren berichtet. Doch seinen Beruf als Milchkontrolleur tauschte Günter Hunsicker aus Fisch ein: Seine ehrenamtliche Tätigkeit reicht von der Politik bis zur unterhaltsamen Kultur, die er als Mitbegründer der Laienschauspielgruppe "Fischer Traumtänzer" unterstützte. Neben seinem Amt als Erstem Vorsitzendem des Sportvereins zählt er, seit 1958 im Dienst, zu den dienstältesten Feuerwehrmännern an der Obermosel. Rüdiger Lancelle legt seinen Fokus mehr auf die Kirche und die Kinder, nicht nur als Lehrer und Konrektor der Realschule Cochem. So gründete der agile Moselkerner 1973 eine ökumenische Jugendgruppe und schuf Begegnungsstätten für Heranwachsende. Offene Türen finden diese stets auf Lancelles Bauernhof, der ihnen in besonders schweren Konfliktfällen auch schon einmal als Unterkunft dient. Ähnlich sozial und unkonventionell gestaltet sich seine Arbeit als Camping-Seelsorger. So verbringt er mehrere Wochen seines Urlaubs auf Campingplätzen - in seinem mobilen Beichtstuhl auf vier Rädern.Für ein positives Deutschlandbild

Heinrich Mandel hat sich der Malerei und der Kunst verschrieben. Als passionierter Sammler von Chagall-Werken verfasste der Irreler eines der wissenschaftlichen Standardwerke über den weißrussischen Künstler. Mit der Übergabe seiner unfangreichen Bibliothek und Lithographie-Sammlung ermöglichte er ein Chagall-Museum in dessen Heimat. Generell setzt er sich für die deutsch-russische Freundschaft und ein positives Deutschlandbild im Osten ein. Lokalmatador unter den Preisträgern ist Eduard Wollscheid, besser bekannt als Bruder Basilius. Als Gründer und Leiter des ältesten Konzertchores, der "Trierer Sängerknaben", ist er weit über die Grenzen der Region gereist und auch bekannt. Voller Emotion erinnert er sich noch heute an Konzerte in Rom oder Paris. Dass er mehr ist als ein Musiklehrer, wird vielfach betont: Er vermittle gesellschaftliche Werte und sei seinen Schützlingen väterlicher Freund und Vorbild. Den Vorbildcharakter ihres ehrenamtlichen Wirkens betont ADD-Chef Mertes, der die Geehrten bittet, den dekorativen Orden doch "bitte recht häufig" zu tragen, damit sie als leuchtendes Vorbild möglichst viele Nachahmer finden. Gelingt dies, wird Bundespräsident Köhler vielleicht doch noch einmal persönlich die Region beehren.

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