Vorbildliche Bauern-Klopperei

Die Museumsstadt Trier macht mobil: Mit außergewöhnlichen Aktionen lockt die zweite "Lange Nacht der Trierer Museen" am Samstag. Die Veranstalter hoffen, den Zuspruch zur Erst-Auflage (5000 verkaufte Tickets) deutlich toppen zu können.

 Vorbild: Januarius Zicks um 1760 entstandenes Gemälde „Raufende Bauern“ können Besucher im Stadtmuseum nachstellen. Das Resultat wird fotografiert. TV-Foto: Roland Morgen

Vorbild: Januarius Zicks um 1760 entstandenes Gemälde „Raufende Bauern“ können Besucher im Stadtmuseum nachstellen. Das Resultat wird fotografiert. TV-Foto: Roland Morgen

Trier. Heiteres Personenraten bei der Pressekonferenz gestern im Bischöflichen Museum. Elisabeth Neu vom Karl-Marx-Haus weigerte sich "aus rechtlichen Gründen" standhaft, den Namen der berühmten Komiker-Truppe zu nennen, die morgen per Video-Vorführung im Karl-Marx-Haus zu erleben ist.

Kommunisten-Sketche aus der Konserve



Marx Brothers? Fehlanzeige, denn das waren Amis und frönten nicht dem - so Elisabeth Neus einziger heißer Tipp - "schwarzen britischen Humor" und ihrem Faible für Philosophen-Veräppelung.

Zur Beruhigung aller Kinobetreiber: Der Name "Monty Python" fiel nicht, aber als die Karl-Marx-Haus-Vertreterin auf in der Journalisten-Runde spontan rezitierte Filmphrasen wie "Jeder nur ein Kreuz!" und "Werft den Purschen zu Poden!" mit herzhaftem Lachen reagierte, war alles klar. Wenn auch die Marx- und Kommunisten-Sketche der Blödel-Briten aus der Konserve kommen - der weitaus größte Anteil der Programmpunkte zur zweiten langen Museumsnacht ist live.

Unter dem Motto "Schauen und sich amüsieren" laden die vier großen Trierer Museen ein zu "einer Nacht voller Kunst und Kultur", wobei der Begriff "Nacht" relativ zu sehen ist.

Die Einrichtungen sind morgen zusätzlich von 18 bis 24 Uhr geöffnet - sechs Stunden prall gefüllt mit Kunst, Kultur, Sonderführungen, Konzerten, Aktionen für Kinder und Blicken hinter die Kulissen.

Die Premiere 2007 kam prächtig an: Mehr als 5000 Tickets wurden verkauft. Diese Marke wollen die Veranstalter laut Stadtmuseums-Chefin Elisabeth Dühr deutlich toppen. Die Chancen stehen gut, zumal im Gegensatz zum Konstantin-Jahr diesmal auch das Marx-Haus samt Studienzentrum mit von der Partie ist.

Winfried Weber, Direktor des Bischöflichen Dom- und Diözesanmuseums, verspricht angesichts des üppigen Angebots eine "Qual der Wahl." Das außergewöhnliche Museumsstadt-Trier-Erlebnis sei "fast geschenkt". Ein Ticket kostet 5 Euro und berechtigt zum Besuch aller vier Museen. Kinder bis zwölf Jahren haben freien Eintritt. Alle Museen planen, ihre Außengelände mit einzubeziehen. Falls es regnet, gibt es Musik und Gaumen-Genüsse drinnen.

Im Bischöflichen Museum steht "Paulinus von Trier" im Blickpunkt. Die dem legendären Bischof des vierten Jahrhunderts gewidmete Ausstellung wurde eigens verlängert. Musikalische Beiträge liefern Wolfgang Manz am Steinway-Flügel und die saarländische Combo "Jazzattakk".

Im Karl-Marx-Haus spielt das Odeon-Jazz-Quartett, im Studienzentrum wartet die Foto-Sonderausstellung "Ladislav Bielik, Bratislava August 1968" (Invasion der Warschauer-Pakt-Truppen).

Ein Highlight im Landesmuseum: Barbara Ullmann und Michael Ophelders (Theater Trier) präsentieren ihr (Chanson-)Programm "Ich Tarzan, Du Jane". Dazu kommen Foto-Sonderausstellungen von Helmut Thewalt, Yaph und Roswitha Kaster.

Im Stadtmuseum können Besucher "handgreiflich" werden. Beim Nachstellen von Gemälde-Szenen (Resultate werden fotografiert) dürfte sich die "Raufenden Bauern" des kurtrierischen Hofmalers Januarius Zick (1730 - 1797) besonderer Beliebtheit erfreuen. Musik kommt vom "ensemble 85", im Kreuzgang mixen die "Flying Barmen" Cocktails. Museumsnacht am Samstag, 13. September, von 18 bis 24 Uhr: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum (Windstraße 6-8), Karl-Marx-Haus (Museum: Brückenstraße 10, Studienzentrum: Johannisstraße 28), Rheinisches Landesmuseum (Weimarer Allee 1) Stadtmuseum Simeonstift (Simeonstraße 60; an der Porta Nigra). Detailliertes Programm als Download unter www.museumsstadt-trier-de oder auf den Webseiten der Museen.

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