Vorerst ein Ding der Unmöglichkeit

Anfang Juli 2007 forderte der Stadtrat einmütig die Erstellung eines archäologischen Katasters. Knapp 14 Monate später rudert der Bau-Ausschuss zurück. Es fehlt an Geld, aber auch an einer gesetzlichen Verpflichtung zu einem solchen Vorhaben.

 Programmierte Überraschung: Immer wieder kommt bei Tiefbauarbeiten in Trier antikes Erbe zum Vorschein. Hier Landesmuseums-Grabungstechniker Marcus Thiel an spätrömischen Gräbern an der Aulstraße. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Programmierte Überraschung: Immer wieder kommt bei Tiefbauarbeiten in Trier antikes Erbe zum Vorschein. Hier Landesmuseums-Grabungstechniker Marcus Thiel an spätrömischen Gräbern an der Aulstraße. TV-Foto: Archiv/Roland Morgen

Trier. Die Anregung war aus dem Denkmalpflegebeirat gekommen, den Antrag hatten die fünf Stadtratsfraktionen gemeinsam gestellt: Die Verwaltung solle ausloten, wie und mit welchem finanziellen Aufwand ein archäologisches Stadtkataster erstellt werden könne. Ein solcher Plan sollte alle bekannten und zu erwartende Befund-Situationen darstellen - vor allem für Flächen, die noch nicht unterkellert oder ausgeschachtet sind. Erhoffter Effekt: Mehr (Planungs-) Sicherheit für Bauherren und Investoren, aber auch für die Archäologen, die das historische Erbe untersuchen und möglichst bewahren sollen.

Das war vor knapp 14 Monaten und vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit dem Paulinus-Gelände. Bei den Ausschachtungen im Vorfeld des Baus der Trier-Galerie waren weitaus mehr antike Gemäuerreste zum Vorschein gekommen, als ursprünglich vermutet. Die Fundstellen lagen teils deutlich unter den Kellern des abgerissenen Paulinus-Komplexes aus dem 1950er Jahren. Jetzt ist man schlauer im Rathaus: Für die Erstellung eines Archäologie-Katasters ist die Stadt als untere Denkmalschutzbehörde gar nicht zuständig. Insofern musste der Bauausschuss sich in seiner Sitzung am Donnerstagabend auch keine Gedanken machen, wie denn die fast 600 000 Euro aufzutreiben seien, die das sich über mindestens vier Jahre hinziehende Erstellen eines Planes kosten würde. Dem von Dominik Heinrich (Grüne) gemachten Vorschlag, zu prüfen, ob EU, Unesco, oder der Bund Geld geben könnten, erteilte Denkmalamts-Chefin Angelika Meyer eine Absage: "Ich sehe keine Möglichkeit, Drittmittel einzuwerben."

Landesmuseum will Daten digital erfassen



Ganz katasterlos soll Trier aber nicht bleiben. Relevante Flächen werden ins "Kommunale Raumbezogene Informationssystem" (KRIS) der Stadt aufgenommen. Das schafft nach Einschätzung von Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani die Voraussetzung, dass die Belange der archäologischen Denkmalpflege frühzeitig erkannt werden können. Damit werde die Planungssicherheit für alle Beteiligten verbessert.

Das Landesmuseum strebt derweil die digitale Erfassung von archäologischen Befunddaten an. Die Stadt will diese Arbeiten "im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen".

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