Vorgarten-Bunker und Folter-Quartett

TRIER. Unter dem Motto "Erinnerungsräume – Topografien der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit" präsentierten rund 50 Studierende des Fachbereichs Gestaltung an der Fachhochschule (FH) Trier ihre Zwischenergebnisse für eine im Herbst in Trier geplante Ausstellung.

Zusammen mit den Werken von Studenten der Partnerhochschulen in Lüttich, Metz und Épinal zeigt das im Rahmen der Kulturhauptstadt Luxemburg initiierte Projekt den kreativen Umgang mit Architektur und Krieg. Eindrücke in Ideen umgewandelt

Jeder Krieg hinterlässt Spuren. Und besonders viele finden sich sogar in unmittelbarer Nähe, entlang der rund 600 Kilometer langen Verteidigungslinie mit dem Namen "Westwall", die von Kleve, vorbei an der luxemburgischen Grenze bis hinunter nach Weil am Rhein führte. Einige Überreste jener dunklen Epoche des vergangenen Jahrhunderts haben die rund 50 Studenten bei einer Exkursion im vergangenen Herbst in Augenschein genommen und aus ihren Eindrücken verschiedenste Ideen in den Bereichen Kommunikationsdesign, Architektur und Fotografie entwickelt. "Mein erster eigener Bunker" lautet beispielsweise der ironische Titel des Beitrags von Frank Nordmann. Der angehende Kommunikationsdesigner hat eine "Bauanleitung" mit Tipps und Tricks für den eigenen Heimbunker im Vorgarten entwickelt. "Als ich nach Trier gezogen bin, fiel mir auf, dass viele Vorgärten irgendwie seltsam und nach alten Bunkern aussehen", sagt er augenzwinkernd, "ich habe dann von besonders schönen Beispielen Fotos gemacht." Am Ende soll eine Rauminstallation stehen, die dem Besucher die Frage stellt, ob denn seinem Haus ein Bunker eigentlich gut stehe. Ebenfalls vom Bunkerbesuch inspiriert, haben Claudia Riquelme, Margerita Wilhelm und Selver Demirtas eine Installation mit dem Titel "Bruch" konzipiert. "Die oxidierten Metalle im alten Bunker haben uns auf die Idee gebracht, verschiedene im Bruch befindliche Materialien vor drei Wände zu hängen. Eine Lampe in der Mitte wirft dann einen Schatten des jeweiligen Objekts auf die dahinter liegende Wand", sagt Selver Demirtas. Die Materialien Stoff, Metall und Plastik sowie Holz stünden für verschiedene Schicksale. Die großen Panzersperren aus Beton, die heute noch in der Nähe von Orscholz erhalten sind, haben die Architekturstudenten Thomas Schiller, Ramona Thurat, Sonja Heinen, Daniel Zimmer, Waldemar Oster und Walter Reimer zum zentralen Gegenstand ihrer Arbeit gemacht. Rund 100 Betonpyramiden haben sie unter dem Motto "Eine Wunde heilt" mit symbolischer roter Kreide angemalt, die sich im Laufe der Zeit durch die Witterung wieder abwäscht. Mit einem "Folter-Quartett" spielte Tobias Fritschen auf den für ihn allgemeinen Hang des Menschen zum Sadismus an. Bei dem Spiel stehen den Spielern verschiedene Folterinstrumente zur Auswahl, zudem können sie ihre Karten in den Kategorien "Kreativität, Qualen, Demütigung und Traumatisierung" vergleichen."Die Ideen sind wirklich gut!"

Die Architektur-Professorin Marion Goerdt, die die Studenten zusammen mit Anna Bulanda-Pantalacci aus dem Bereich Kommunikationsdesign und der Kunsthistorikerin Christina Threuter betreut, ist mit den 17 Arbeiten der Studenten zufrieden. "Die Ideen sind wirklich gut, man darf auf die Ausstellung gespannt sein." Auch für Anna Bulanda-Pantalacci ist das Ausstellungsprojekt interessant: "Es ist spannend zu sehen, wie junge Leute mit dieser Aufgabe umgehen", sagte sie. Die Ausstellung "Erinnerungsräume" findet ab Oktober in der ehemaligen Gendarmerie in der Zurmaiener Straße statt. Neben den bislang 17 Projekten von den Trierer Studenten werden dann auch die Werke der Partnerhochschulen zu sehen sein.

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