Vulkanausbruch mit Geige

Schon mehrmals machte Farfarello in Trier Station. Nun, 25 Jahre nach ihrer Gründung, gastierte die Band um "Teufelsgeiger" Mani Neumann in ihrer Urform als Trio in der Tufa Trier. Dort begeisterte sie etwa 120 Besucher mit einer temperamentvollen Mischung aus Folk, Klassik und Pop.

 Gefühl und Temperament zeichneten das Konzert von Farfarello, hier Bassist Urs Fuchs und der Frontmann „Teufelsgeiger“ Mani Neumann, in der Tufa Trier aus. TV-Foto: Anke Emmerling

Gefühl und Temperament zeichneten das Konzert von Farfarello, hier Bassist Urs Fuchs und der Frontmann „Teufelsgeiger“ Mani Neumann, in der Tufa Trier aus. TV-Foto: Anke Emmerling

Trier. Mit mancher Erinnerung an Trier und der Absicht, wieder Spuren im musikalischen Gedächtnis der hiesigen Musikfans zu hinterlassen, waren Mani Neumann und sein Trio Farfarello in der Tufa angetreten. Das signalisierten nicht nur die warmen Worte, mit denen der Bandleader sein Publikum begrüßte. Einem furiosen Einstieg und dem überbordenden Temperament des oft als "Teufelsgeiger" bezeichneten Virtuosen fiel gleich beim ersten Titel eine Saite seines Instruments zum Opfer. Das einzige übrigens, das an diesem Abend gebracht wurde - auf dem Altar der Zeit war keins zu beklagen. Nach 25 Jahren steht das Trio aus Ulli Brand (Gitarre), Urs Fuchs (Bass) und Mani Neumann (Geige, Flöten) noch immer für einen ganz eigenen kraftvollen und mitreißenden Folk-Sound. Da wechseln sanfte, sehnsüchtig-melancholische Melodien mit eruptiv-rhythmischen Temperamentsausbrüchen. Die davon inspirierte Bilderflut im Kopf reicht von einem Glas Rotwein bei Sonnenuntergang am Mittelmeer bis zum ekstatischen Tanz eines Kobolds. Nicht umsonst hat sich Farfarello nach einem solchen Fabelwesen aus dem Balkan benannt. Mani Neumann hat etwas von einem Derwisch. Er traktiert seine Geige bis an die Schmerzgrenze, streicht sie sanft, zupft oder hämmert, begleitet von einem Mienenspiel, das die ganze menschliche Gefühlsskala abdeckt. Seine Soli gleichen dem Ausbruch eines Vulkans, dessen herausgeschleudertes Material nur durch feste Fließbahnen gezügelt werden kann. Das sind bei Farfarello ins Ohr gehende Melodien, die nach fast klassischem Muster die Kompositionen strukturieren. Ruhige Stücke und dröhnender Sound-Brei

Garanten für den geordneten Fluss sind Urs Fuchs und Ulli Brand, obwohl auch sie "als kleinste Rock'n'Roll-Band der Welt" Temperament an den Tag legen. Die Instrumente sind elektronisch verstärkt, es wird viel mit Hall gearbeitet, was den Hörgenuss bei dramatisch-lebhaften Stücken manchmal trübt. Denn für so viel Power ist die Akustik der Tufa nicht ausgelegt. Musik, die sich ungebremst entfalten müsste, wird durch die niedrige Enge zu einem dröhnenden Sound-Brei. Ruhigere Stücke überzeugen daher mehr, zum Beispiel die charmante Hommage an den "Eifeler", einer der von Trier und der Region inspirierten Titel, die die Band eigens mitgebracht hatte. Der Eifeler ist demnach ein zwar bedächtiges, aber in sich ruhendes Wesen von harmonischem Wohlklang. Der begeisterte Applaus für dieses und die anderen mitreißenden Stücke des Konzerts bestätigen, was Farfarello in einem Titel und an diesem Abend festgeschrieben hat: Sie sind "Herr der Zeit".

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