Walzer ins Ungewisse

TRIER. Die geplante Schließung der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen an der Fachhochschule (FH) Trier stößt auf immer größeren Widerspruch. Am Montagmorgen sprachen sich HWK und IHK bei einer gemeinsamen Pressekonferenz gegen das Vorhaben aus. Am Nachmittag demonstrierten Studenten in der Innenstadt.

Die Fachhochschule sei ein "unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor" für die Region, sagte Wolfgang Natus, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier. Der enge Kontakt der Unternehmen zur Wissenschaft, insbesondere den Forschungsinstituten der FH, ermögliche Innovationen und versorge die Region mit qualifizierten Arbeitskräften. Natus bezeichnete die Forderung der vom Wissenschaftsministerium eingesetzten Arbeitsgruppe, im Hinblick auf die zukünftige Baukonjunktur die Zahl der Studienplätze in den Bereichen Bauingenieurwesen und Architektur zu verringern, als plausibel. Die daraus abgeleitete Empfehlung der Kommission jedoch, einzig die Fachbereiche der FH Trier vollständig zu schließen, seien "nicht nachvollziehbar".Gravierende Folgen für Baugewerbe

Trier sei mit 5463 Studierenden nicht nur die größte FH des Landes, sondern auch "organisch gewachsen und hat sich zu dem gemausert, was sie ist", sagte Natus. Er schlage deshalb vor, sich in Mainz der "Grundsatzdiskussion über die Zukunftsfähigkeit aller 13 FH-Standorte" zu stellen. Allerdings dürfe auch die Zusammenlegung der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen in Trier kein Tabu sein. Hans-Josef Jänschke, Präsident der Handwerkskammer, befürchtet, dass durch die "gezielte" Veröffentlichung der Empfehlungen der Kommission vollendete Tatsachen geschaffen würden. Studienanfänger würden nicht mehr nach Trier kommen, wenn sie nicht sicher sein könnten, dort ihr Studium auch abschließen zu können. Jänschke kritisierte, dass die Empfehlungen ohne Abstimmung mit den Hochschulen veröffentlicht worden seien. Zudem wies er darauf hin, dass eine Schließung der Fachbereiche die bereits bestehenden Fachkräftemangel im Bau- und Bauhauptgewerbe der Region noch verstärken werde: "Viele, die die Region zum Studieren verlassen, kommen nicht wieder zurück." Im Gegenzug sei es äußerst schwierig, qualifizierte auswärtige Kräfte an die Mosel zu locken. Dies habe besonders für das Baugewerbe der Region gravierende Folgen, das mit 3000 Betrieben und 25 000 Beschäftigten nicht nur eine der wichtigsten Branchen sei, sondern dank der Nähe zu Luxemburg auch wirtschaftlich besser dastehe als anderswo."Schließung der Bereiche ist Anfang vom Ende"

Ingo Becker, Geschäftsführer der Vereinigung Trierer Unternehmer (VTU), sagte, laut Schätzungen sei bereits für das Jahr 2005 mit einem Mangel an Bauingenieuren zu rechnen. Er äußerte zudem die Befürchtung, dass die Schließung der beiden Fachbereiche nur der Anfang sei für das endgültige Aus des FH-Standortes Trier. Am Nachmittag zogen etwa 200 meist studentische Demonstranten vom Gebäude der FH aus in Richtung Innenstadt. Auf Transparenten protestierten sie gegen eine "Bildungspolitik mit dem Vorschlaghammer" und die Schließung ihrer Fachbereiche. Vor der Porta Nigra tanzten einige Demonstranten in Hochzeitskleidern Walzer, andere warfen Reiskörner. Damit wollten sie symbolisch auf eine mögliche Rettung der Fachbereiche per "Hochzeit" hinweisen; dann nämlich, wenn Teile der Grundstudien zusammen gelegt würden.

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