Wandel in Triers Westen

TRIER. Viele Visionen, doch kaum Verbindliches: Der erstmals vorgestellte Stadtteil-Rahmenplan für Trier-West und Pallien definiert zahlreiche Problemfelder und deren mögliche Lösung. Die Gneisenaukaserne steht im Mittelpunkt.

Von draußen knallen Unbekannte erst Faustschläge, dann Schneebälle an die Fenster des Dechant-Engel-Hauses unweit der Eurener Straße. Mehrmals. Der Krach überdeckt teilweise die Ausführungen des Raumplaners, Benediktinerbruder Simeon. Der Experte hat den Rahmenplan im Auftrag des Büros für Sozialplanung Kappenstein und der Stadt erstellt. Der Lärm ist typisch für die Probleme des Stadttteils. "Sozialer Brennpunkt" und "Schandfleck" sind nur zwei Schlagwörter. Mit den Worten "Wohnst du in Russland?", erzählt ein Anwohner, hätten Besucher sein Viertel rund um die Eurener Straße beschrieben. Doch es bewegt sich was. Nach dem Bürgergutachten im vergangenen Jahr folgt nun seitens der Stadtverwaltung der Stadtteilrahmenplan. Das "integrierte Handlungskonzept", wie es Baudezernent Peter Dietze nennt, soll verbindlichen Charakter für künftige Baumaßnahmen im Stadtteil haben. Anwohner können bis April Änderungsvorschläge einbringen, das Abschlusspapier soll dann Mitte 2005 vom Stadtrat verabschiedet werden. "Schöne Projekte", meint einer der Zuhörer, "aber was ist realistisch machbar?" Eine Nachbarin macht nach der Präsentation ihrem Unmut Luft: "Wir hören immer nur Abriss und nochmals Abriss. Aber was passiert nun Konkretes?" Sollte der Bagger anrollen, wird sich am Moselufer tatsächlich sehr viel tun. Kernziel ist die Schaffung einer "Stadtmitte" auf Höhe der einstigen Gneisenaukaserne. Ein kompletter Abriss steht nicht mehr zur Diskussion. "Der Bau von Einfamilienhäusern oder Kleingärtenanlagen wäre zwar kurzfristig eine gute Lösung. Nachhaltig sind sie jedoch kein sinnvoller Bestandteil einer Stadtmitte", erläutert Bruder Simeon. Ein Gutachten der Stadt, sagt Dietze, habe festgestellt, dass eine Modernisierung des Komplexes (mit gewissem Teilabriss) grundsätzlich möglich ist. Aber: "Die öffentliche Hand muss Ansiedlungen subventionieren." Gemeint sind Gemeinschaftshaus, Seniorenzentrum, Jugendhotel oder Studentenwohnheim. Sogar ein Militärmuseum wird als denkbare Möglichkeit genannt, was allerdings scharfen Protest der Zuhörer auslöst. Der Baudezernent erklärt, noch 2005 werde es eine endgültige Entscheidung hinsichtlich der Sanierung geben.Stadt fehlt Geld für westliche Bahnstrecke

Weitere Schwerpunkte setzt der Plan in den Bereichen Wohnumfeld, Verkehr und Konversion brachliegender Gewerbegebiete. Dietze: "In diesen Stadttteil gehören kleine und mittelständische Unternehmen, nur sie bieten ortsnahe Arbeitsplätze." Konkret genannt wird das einstige Bahn-Ausbesserungswerk, hier hoffe man bei der Umgestaltung auf ein Entgegenkommen der Grundstücksbesitzer. In diesem Zusammenhang soll eine Straße vom nördlichen Ende der Eurener Straße durch das Gebiet gebaut werden. Über all den Projekten schwebt die Geldfrage. Manches sei, so Dietze, über Landes- und Bundeszuschüsse realisierbar, so wie die Kasernensanierung. Bei anderen Projekten muss die Stadt zunächst passen. Die im Plan erwähnte "Reaktivierung" der Bahn-Weststrecke für den öffentlichen Nahverkehr mit mehreren Haltepunkten hat im zuständigen Landeszweckverband Priorität. Es gebe jedoch ein Problem mit der "kommunalen Gegenfinanzierung". Wird all dies umgesetzt, wandeln in Zukunft vielleicht auch Touristen durch die Hornstraße oder neu begrünte Wohngebiete. Neue Fußgängerbrücken ("Moselstege") und Schiffsanlegestellen sollen den Zugang erleichtern, unter anderem nach Pallien: Sein "pittoreskes Ortsbild" (Bruder Simeon) verdient mehr Beachtung.

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