Wandern am Westwall

TRIER Die Reste des Westwalls einer sinnvollen Nutzung zuführen - das ist das Ziel des vom 11. bis zum 13. März dauernden Symposiums "Fortis 2005". Historiker, Geographen und Vertreter von Politik und Medien versuchen - erstmalig in Deutschland - Möglichkeiten des Erhalts und der touristischen Nutzung dieser Festungsanlage zu erörtern.

 Gesprengter Westwallbunker in der Nähe von Igel.Foto: Alexander Fischbach

Gesprengter Westwallbunker in der Nähe von Igel.Foto: Alexander Fischbach

"Es wird nie gelingen, den Westwall zu einem absoluten Highlight zu machen", meint Ingo Eberle, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeographie an der Universität Trier. Er ist einer der Hauptinitiatoren dieser Tagung. Zusammen mit Anja Reichert erforscht er schon jahrelang die Festungsgeschichte im Saar-Lor-Lux-Raum. "Es gibt keine Landschaft in Europa, die reicher ist an Festungsrelikten aus unterschiedlichen Epochen als diese", erläutert er weiter. In Deutschland hatte Festungsforschung bisher ein Schattendasein gefristet, ganz im Gegensatz zum europäischen Ausland. In Frankreich und Luxemburg gehören Festungen zum festen Bestandteil des historischen Erbes. Dort wurden und werden einzelne Festungswerke zum Teil aufgebaut oder auch - wie die Magazingebäude in Metz - als Kunstgalerie, Gaststätte oder Wohnraum genutzt. Eine solche Form der Wertschätzung historischer Militäranlagen - insbesondere des Zweiten Weltkrieges - ist bisher in der Bundesrepublik nicht sehr verbreitet. "Wenn man ein restauriertes deutsches Bunkersystem aus dem Zweiten Weltkrieg besichtigen will, muss man schon nach Belgien fahren", so Eberle weiter. Dabei handelt es sich um einen rekonstruierten Teil des in den 40er-Jahren von Hitler errichteten Atlantikwalls. Ein offensiver und aufklärerischer Umgang mit diesem architektonischen Erbe der Nazis ist für Eberle besonderes wichtig. Ziel sei es, Leute zu erreichen, die mit Festungswerken bisher nichts zu tun hatten. Durch diese Aufklärung könne auch verhindert werden, dass ehemalige Bunker als Wallfahrtsstätten für ewig Gestrige herhalten müssen.Das Thema "Westwall" bisher verdrängt

Genau diese Bedenken, so Eberle und Reichert, hätten bisher zu einer weitgehenden Verdrängung des Themas "Westwall" geführt. Doch auch in der Bundesrepublik findet ein allmähliches Umdenken statt. "Immerhin wird "Fortis 2005" sowohl vom Land Rheinland-Pfalz als auch von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz unterstützt. Reichert könnte sich vorstellen, dass durch Rad- und Wanderwege Teile des Westwalls als Mahnmal in der Landschaft erwandert und erfahrbar gemacht werden könnten. Die wenigen größeren Anlagen können auch zu kultureller Nutzung herangezogen oder als Museum wie beispielsweise der Katzenkopf in Irrel ausgebaut werden. Einen Großteil der Befestigungen wurde allerdings direkt nach dem Zweiten Weltkrieg gesprengt, so dass nur noch kleine Höhlungen und Kammern in den ehemaligen Bunkerräumen vorhanden sind. Als Rückzugsgebiete für bedrohte Tiere wie Fledermäuse oder Eulen sind diese von besonderer ökologischer Bedeutung.

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