Warten auf Glühweinwetter

So durchwachsen wie das Wetter fällt die Zwischenbilanz zum 30. Weihnachtsmarkt aus. "Bisher liegt die Resonanz unter den Erwartungen", berichtet Chef-Organisatorin Angela Bruch. Das bevorstehende Glühweinwetter soll die Wende bringen.

Trier. "An manchen Tagen dachte ich, wir hätten statt Tannen besser Palmen aufgestellt und eine Advents-Strandparty veranstaltet." Angela Bruch, Chef-Macherin des Trie rer Weihnachtsmarkts, begegnet dem "Mistwetter" mit trotzigem Humor. Temperaturen um 15 Grad, oft ziemlich stürmisch und noch öfter "feucht-unfröhlich. Bei so viel Regen kann doch keine Stimmung aufkommen." Und damit keine rechte Genuss- und Kauflaune. Echten Grund zur Klage über den Zuspruch zu den bisherigen zweieinhalb Weihnachtsmarkt-Wochen sieht die 39-Jährige trotz reduzierten Erlebniswerts aber nicht: "Es könnte schlechter laufen."

Die Tochter von Oscar und Inge Bruch, die 1980 den Trie rer Weihnachtsmarkt aus der Taufe gehoben haben, zeichnet seit 2004 hauptverantwortlich für das Jahresendzeit-Groß event auf Hauptmarkt und Domfreihof und ist selbst aktiv dabei. Ihre Bemühungen um "sanfte Erneuerung" sind von unterschiedlichem Erfolg gekrönt. "Bombig eingeschlagen" sei die Deutsche Glühweinkönigin Nadine Thome, die 2008 auf dem Trierer Weihnachtsmarkt gekürt wurde. Die 24-Jährige fungiert als offizielle Repräsentantin sowohl des Weihnachtsmarkts als auch des Reben-Heißgetränks, "und hat uns schon jede Menge zusätzlicher Publicity beschert". Jeweils von donnerstags bis samstags, wenn die Buden bis 22 Uhr geöffnet sind, ist Nadine Thome in ihrem Reich anzutreffen. Mehr als die Hälfte der 10 000 gedruckten Autogrammkarten ist schon weg - und das, obwohl Nadine I. auch 2010 regiert. Ihre Nachfolgerin wird in einem Jahr gewählt und regiert zu den Weihnachtsmärkten 2011 und 2012.

Von einer anderen Neuerung will Angela Bruch reumütig wieder abrücken. Das Kirmeskarussell mit kombinierter Erlebniswelt auf dem Domfreihof komme zwar "bei Kindern sehr gut an, aber nicht bei Jugendlichen und Erwachsenen." Also feiert 2010 das Holzpferde-Karussell sein Comeback.

Im Rathaus zeigt man sich mit dem bisherigen Verlauf der 30. Weihnachtsmarkt-Auflage zufrieden. Was weniger mit Umsätzen und Besucherandrang zu tun hat als dem Einhalten von Abmachungen. Um das Holzbudendorf auf dem Hauptmarkt zu entzerren, wollte die Stadt die Hauptmarkt-Blumenhändler im Advent auf den Kornmarkt schicken. Mit heftigen Protesten erkämpften sich die Marktleute das Bleiberecht, mussten sich aber verpflichten, ihre Stände so lange offen zu halten wie die des Weihnachtsmarkts. "Nach unseren bisherigen Beobachtungen ist das der Fall", erklärt Stadt-Pressesprecher Jürgen Backes. Eine Bleibegarantie für 2010 bringe das aber nicht: "OB Jensen will im Frühjahr noch einmal mit allen Beteiligten reden." Fester im Sattel sitzen dürfte die Familie Bruch: Sofern die Stadt nicht bis zum 15. Januar 2010 kündigt, verlängert sich deren Weihnachtsmarkt-Veranstaltungsvertrag automatisch um zwei weitere Jahre. Angela Bruch zeigt sich unterdessen "sehr erfreut" über eine kurzfristige Entwicklung. Meteorologen kündigen das Ende des Schmuddelwetters und einen Temperatursturz an: "Endlich Glühweinwetter!" Und damit das Startsignal für die heiße Weihnachtsmarkt-Phase.

Einen Weihnachtsmarkt-Test finden Sie heute in unserer Beilage Rendezvous. Extra Einsatz Weihnachtsmarkt: Die internationale Polizeistreife, die auf dem Weihnachtsmarkt für Sicherheit sorgt, erhält an den beiden letzten Adventssamstagen Verstärkung durch Polizeibeamte aus Frankreich. Möglich ist diese Einsatzform durch den Prümer Vertrag: 2005 haben die Regierungen Belgiens, Spaniens, Frankreichs, Luxemburgs, der Niederlande, Österreichs und Deutschlands in der Eifelstadt die Möglichkeit gemeinsamer Streifen vereinbart. Die verstärkte Polizeipräsenz findet bei Weihnachtsmarkt-Gästen große Zustimmung. (rm.)

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