Warten auf den Messias

TRIER. Das Institut für Geschichte der Juden an der Universität Trier feiert sein zehnjähriges Bestehen. Im Festvortrag über den jüdischen Gelehrten Maimonides zeigte der Historiker Israel Yuval Parallelen zwischen religiösen Vorstellungen in Christentum und Judentum auf.

Der Namensgeber des Trierer Instituts, Arye Maimon (1903 bis 1988), wurde als Herbert Fischer in Breslau geboren und wählte sich seinen hebräischen Namen in Anlehnung an den mittelalterlichen Rabbi Maimon und dessen Sohn Moses Ben Maimon, der in Europa als Maimonides bekannt wurde. Maimonides gilt als einer der bedeutendsten jüdischen Gelehrten. Im Jahre 1138 im spanischen Córdoba geboren, führte ihn sein Weg über Fès, Jerusalem und Alexandria nach Fustat, dem heutigen Kairo, wo er 1204 starb. In seinem Hauptwerk "Mischne Tora" versucht Maimonides, die mündlich überlieferten religiösen Vorschriften systematisch darzulegen. Gleichzeitig modernisiert er die Tradition des Talmuds, indem er die Lehre an den aktuellen Stand der Wissenschaft seiner Zeit anpasst. Zwischen der Tora, den fünf Büchern Mose, und seiner Schrift brauche der Leser kein weiteres Buch mehr zu lesen, so der Autor.In der Tradition des biblischen Mose

Damit stellt sich Maimonides in die Tradition des biblischen Mose. Professor Israel Yuval von der Hebräischen Universität Jerusalem glaubt, dass die Identifikation des Moses Ben Maimon mit seinem Namen sogar noch weiter ging. Möglicherweise sah er sich selbst als wiederkehrender Moses an. Christliche Vorstellungen über die Geburt Jesu, die körperliche Unversehrtheit nach dem Tod und die endzeitliche Wiederkehr haben ihre Wurzeln in der jüdischen Tradition. Dort allerdings beginnen sie mit der Übernahme durch das Christentum zu verblassen. Im Kreis um Rabbi Maimon, den Vater des Maimonides, wird der Glaube an die bevorstehende Ankunft des Messias oder eines Vorboten aber wieder aktuell. Parallelen finden sich auch im schiitischen Islam in der Person des "Verborgenen Imam" Mahdi. Für Yuvals These spricht, dass in der Tradition 80 Jahre als Alter des Mose beim Auszug aus Ägypten angesehen werden. Maimonides, dessen Geburtsjahr in der Überlieferung auch mit 1135 angegeben wird, prophezeit die Ankunft des Messias für das Jahr 1216, also gerade dann, wenn er selbst dieses Alter erreicht hätte. Nicht nur die Ähnlichkeiten in den Personen Moses und Jesus überraschen. Auch die Schaffung einer verbindlichen Textsammlung durch Maimonides "mutet christlich an", sagt Yuval, der bei aller Unterschiedlichkeit der Religionen in Glaubensfragen zu dem Schluss kommt: "Religiöse Prinzipien sind Judentum und Christentum weit gehend gemeinsam."

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