Warum denn in die Ferne schweifen?

BERLIN/TRIER. Selten kehrten Trierer Teilnehmer so erwartungsfroh von der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin zurück. "Wir haben uns gut verkauft und sind sehr optimistisch", bilanziert Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch.

 Deutsch-luxemburgisches Gespräch bei der ITB: Michel Theisen, Christiane Horsch, Hans-Artur Bauckhage, Georges Theis und Francis Reuter (von links) stoßen auf das Gelingen der Landesgartenschau 2004 an.Foto: Roland Morgen

Deutsch-luxemburgisches Gespräch bei der ITB: Michel Theisen, Christiane Horsch, Hans-Artur Bauckhage, Georges Theis und Francis Reuter (von links) stoßen auf das Gelingen der Landesgartenschau 2004 an.Foto: Roland Morgen

Alle reden von Rückgang, die Trierer nicht. Wenigstens nicht beim Fremdenverkehr. Wenn Christiane Horsch am kommenden Montag in einer Pressekonferenz Triers Tourismus-Bilanz 2002 offiziell vorstellt, wird sie "mit sehr guten Ergebnissen aufwarten. Entgegen dem Landes-Trend haben wir Zuwachsraten aufzuweisen". Mehr will die Wirtschaftsdezernentin noch nicht verraten. Branchen-Insider munkeln aber bereits von der höchsten Zahl an Gäste-Übernachtungen. Zu überbieten ist das Rekordjahr 2000, das mit rund 614 000 Übernachtungen in Deutschland ältester Stadt zu Buche schlug. Abseits aller Spekulationen darf als Fazit zur ITB festgehalten werden: Trier liegt im Trend - abseits vom Tagestourismus (rund vier Millionen Besucher jährlich) zunehmend als Ziel für einen anspruchsvollen Kurztrip. Hans-Albert Becker, Chef der Tourist-Information Trier (TIT) führt den wachsenden Zuspruch vor allem auf gemeinsame Marketing-Aktivitäten der regionalen Fremdenverkehrs-Leistungsträger zurück: "Mit gebündelten Auftritten auf Fach- und Publikumsmessen erreichen wir unsere künftigen Kunden am effektivsten." Dazu komme die Ausstrahlungskraft von Kulturevents wie dem Wein & Gourmet-Festival und den Antikenfestspielen: "Sie finden international Aufmerksamkeit und sind ausgezeichnete Image-Träger". Frei nach der Devise "Warum denn in die Ferne schweifen . . .?" profitiert Trier unverkennbar von der schwierigen Auslandsmarkt-Situation. Jüngster Erfolg: Der sich zunehmend auf deutsche Städte konzentrierende Kieler Studienreisen-Veranstalter Dr. Tigges hat erstmals Trier in sein Programm aufgenommen. Für 290 Euro pro Kopf bietet das renommierte Unternehmen betreute Wochenenden an. Nebst anderen Leistungen im Preis enthalten: zwei Übernachtungen im Mercure-Hotel, Besuch einer Antikenfestspiel-Aufführung, Stadtrundgang. Maximale Teilnehmer-Zahl je Gruppe: 26. "Wir sind sehr gespannt auf die Resonanz", sagt Dr. Tigges-Europamanagerin Annegret Goller. Im Städtereisen-Prospekt, den sie druckfrisch zur ITB mitbrachte, macht sich Trier als Auftakt-Leckerli mit einem großformatigen Foto von Dom und Liebfrauen ausgesprochen gut. Auf den folgenden Seiten haben Berlin, Dresden, Freiburg und Bonn die Ehre. Die Tourist-Information verspricht sich nach den Worten von Mitarbeiterin Patricia Ellendt eine langfristige Zusammenarbeit mit Dr. Tigges: "Die Zeichen stehen gut. Trier und die Region können erwartungsvollem Publikum mehr bieten denn je." Aber in einem Punkt mangelte es in Berlin: In Sachen detaillierte Antikenfestspiele-Informationen musste das Trierer ITB-Personal passen. "Wir haben vom Theater keine Broschüren oder Flyer bekommen." Immerhin: Für Richard Wagners "Rienzi" (am 27. und 29. Juni sowie 4. und 6. Juli im Amphitheater) zeichnet sich laut Patricia Ellendt "riesiges Interesse" ab. Außerdem im Angebot: William Shakespeares Römerdrama "Julius Caeasar" am 11., 12., 13. und 16. Juli, ebenfalls im Amphitheater. Mit Werbematerial tut sich auch die Stadt schwer. Christiane Horsch drängt seit geraumer Zeit auf ein frisches, Souvenir-taugliches Trier-Plakat-Motiv, das sich auch als T-Shirt- und Taschen-Aufdruck vermarkten ließe. Dazu würde die Wirtschaftsdezernentin gern einen Wettbewerb im FH-Fachbereich Kommunikationsdesign ausloben. "Allerdings brauche ich alles in allem 10 000 Euro, die mir der Stadtrat erst einmal bewilligen muss." Fruchtbare Überzeugungsarbeit lässt sich aber nicht nur mit Infomaterial-Schlachten leisten: "Es ist goldrichtig, dass wir bereits jetzt für die Landesgartenschau 2004 die Werbetrommel rühren", lobt TIT-Chef Becker den Berliner Einsatz der LGS-Mitarbeiter Wolfgang Rommel und Petra Mattuscheck, die das direkte Gespräch mit Reiseveranstaltern suchten. Auch mit Tourismus-Hochkarätern des Großherzogtums Luxemburg kamen (wie gestern berichtet) die Trierer in Berlin ins Gespräch. Christiane Horsch: "Toll, dass die Luxemburger uns unterstützen wollen."

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