Was halten die Erwerbslosen davon?

Der Jesuitenpater und Direktor des Oswald-von-Nell-Breuning-Instituts in Frankfurt am Main, Professor Friedhelm Hengsbach, schrieb am 5. März in der Frankfurter Rundschau. Im Zusammenhang gesellschaftlicher Erwerbsarbeit sollten gerade die Männer gefordert und gefördert werden, dass sie ihre Erwerbsarbeitszeit verkürzen und mehr Zeit für die verschiedenen Formen des zivilen Engagements verfügbar halten.

Erwerbstätige Männer, die hoch qualifiziert, komfortabel entlohnt und zu unbezahlter Mehrarbeit gezwungen sind, sollten jenseits ihrer Erwerbsarbeit eine höhere Lebensqualität aufspüren, statt sich darin zu gefallen, in das eigene Unternehmen verknallt zu sein. Nach dem Landrat von Daun und der Landrätin von Bernkastel-Wittlich hat nun auch der Landrat von Trier-Saarburg seine Nebeneinkünfte auf den Tisch gelegt. Zusammen mit seinem Tarifeinkommen 118 500 Euro im Jahr. Nicht schlecht. Die darüber berichtenden TV-Redakteure haben alle vergessen zu erwähnen, welche Pensionsansprüche sich die Dame und die Herren außerdem entsprechend ihrem Tarifeinkommen auf Steuerzahlerkosten erworben haben. Ansprüche, die kein normal arbeitender, nicht beamteter Arbeitnehmer je erreichen kann. Auch dass hier das "Unternehmen" der Staat ist, ändert nichts an der Richtigkeit von Hengsbachs Überschrift: "Verknallt". Denn alle betonen auch noch, dass sie jeden Tag mindestens 16 Stunden und sogar noch mehr arbeiten. Außer dieser "Verknalltheit": Was sollen davon die vielen Erwerbslosen halten? Und die ehrenamtlich Tätigen, die weder Aufwandsentschädigungen noch Nebeneinkünfte erzielen? Norbert Damm, Trier

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