Was ist schon normal?

Trier · Die Homosella-Kulturtage bringen auch in diesem Jahr Filme, Musik und Vorträge schwuler und lesbischer Künstler nach Trier. Im Kokolores war die Verlegerin Ilona Bubeck zu Gast.

Trier. Schon zum 13. Mal finden derzeit die schwul-lesbischen Kulturtage Homosella in Trier statt. Unter dem Titel "Was ist "normal"?" erwartet die Gäste bis zum 3. Dezember ein bunt gemischtes Programm zum Thema Bi- und Transsexualität in der Kunst. Veranstaltet wird die Reihe vom autonomen Schwulenreferat und dem autonomen feministischen Frauen- und Lesbenreferat des AStA der Uni Trier.
Mit dem thematischen Schwerpunkt Kunst soll ein möglichst breites Publikum angesprochen werden. "Wir richten uns nicht nur an die Szene, sondern auch an alle anderen", sagt Referentin Annika Jähnke. "Und wir konzentrieren uns nicht allein auf die Uni, sondern wollen unsere Präsenz in der Stadt zeigen", ergänzt Kollege Mateusz Buraczyk. Homosexuelle Literatur war Thema eines Vortrags von Ilona Bubeck. Die Verlegerin erzählte von der Entstehung des lesbischen Schreibens in Deutschland. In den 1970er Jahren stammten die meisten Bücher aus den USA. Im Zuge der Frauenbewegung kamen aber auch in der Bundesrepublik langsam die ersten Frauenbuchläden und -verlage auf. Damals dienten Texte immer auch als politisches Statement und waren autobiografisch. "Es ging darum, sich aus dem heterosexuellen Leben zu lösen, und das wurde in literarischer Form dokumentiert", erklärt Bubeck.
Später wurden auch andere Genres von lesbischen Autorinnen abgedeckt. Das Politische wich Fantasy, Krimis, historischen Romanen und der Erotik. Heute ist vor allem die sogenannte L-Word-Unterhaltungskultur erfolgreich. Lesbisch-schwule Buchläden sind unterdessen immer schwieriger zu halten. Mit Wehmut stellt Bubeck fest, dass der größte Markt für homosexuelle Literatur heute Amazon ist.
Die Organisatoren freuen sich, dass der Vortrag bei einem heterogenen Publikum auf Interesse gestoßen ist. Gut angekommen ist auch der Besuch des schwulen Autors Ralf König. Er ließ im Broadway seine Comic-Figuren auf der Kinoleinwand lebendig werden. maf

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