Was sich im Gaspreis versteckt

Auf Anfrage des TV haben die Stadtwerke erstmals die Zusammensetzung ihres Gaspreises zumindest teilweise transparent gemacht. Die Kosten, die die SWT für den Gaseinkauf aufwenden müssen, machen daran 53 Prozent aus.

Trier. Eine drei- bis vierköpfige Familie verbraucht in einem Einfamilienhaus durchschnittlich rund 20 000 Kilowattstunden Gas im Jahr. Nach der fünfprozentigen Erhöhung des Gaspreises zum 1. Juli müssen sie dafür 1525,46 Euro brutto an die Stadtwerke zahlen. Am Bruttopreis macht die Mehrwertsteuer mit 243,56 Euro nicht 19, sondern 16 Prozent aus. Enthalten sind außerdem 110 Euro Erdgassteuer, die sich nach dem Verbrauch berechnet: Für eine Kilowattstunde werden 0,55 Cent fällig. Beide Steuern geben die Stadtwerke an den Staat weiter.Lieferant und Gesellschafter in einem

Weitere 0,03 Cent pro Kilowattstunde gehen an die Stadt Trier, in der Beispielrechnung sind das mit sechs Euro weniger als ein Prozent. Mit dieser sogenannten Konzessionsabgabe "erkaufen" sich die Stadtwerke die Zulassung, die Kommune mit Energie zu beliefern. 805,40 Euro, also 53 Prozent der Beispielrechnung, geben die Stadtwerke für den Einkauf der 20 000 Kilowattstunden Gas bei ihrem Lieferanten Saar Ferngas aus. Die Saar Ferngas, die den Rohstoff vom Energieriesen "Ruhrgas" bezieht, ist allerdings nicht nur alleiniger Lieferant der Trierer Stadtwerke, sondern hält gleichzeitig 24,9 Prozent am Unternehmen. "Was allerdings keinen Einfluss auf unseren Einkaufspreis hat", beteuert SWT-Vertriebsleiter Thomas Waßmuth. Bevor ein neuer Jahresvertrag eingegangen werde, würden die SWT stets mehrere weitere Angebote anderer Gaslieferanten einholen. "Aber mit der Saar Ferngas konnten wir bisher immer den günstigsten Preis festmachen", erklärt Waßmuth die Verhandlungstrategie der Stadtwerke.21 Prozent oder 316,41 Euro des Bruttopreises von 1525,46 Euro veranschlagen die Stadtwerke für den Erhalt ihres Gasleitungsnetzes. Neben den Nutzungsentgelten für die vorgelagerten Leitungen der Saar Ferngas bis an die Stadtgrenze ist darin die Wartung und Sanierung des SWT-Netzes inklusive des notwendigen Fuhrparks enthalten. "Das Problem ist, dass wir ein Versorgungsgebiet so groß wie das Saarland haben", erklärt Waßmuth. Von Thalfang bis Bitburg, von Saarburg bis Bernkastel-Kues müssten Gaskunden versorgt werden, mehr als 20 Übergabestationen seien dazu notwendig. "Die Stadtwerke Ludwigshafen versorgen dagegen mit nur zwei Übergabestationen weitaus mehr Kunden auf einem Gebiet, das nur etwas größer ist als das Trierer Stadtgebiet", erklärt der Vertriebsexperte, warum die Netznutzung in Trier teurer ist als bei den Stadtwerken Pirmasens, Bad Kreuznach und Koblenz. Dass das Trierer Gasleitungsnetz in die Jahre gekommen ist und zurzeit an vielen Stellen saniert wird, wirke sich dagegen nicht negativ auf die Netznutzungskosten aus. "Hätten wir früher mehr Geld in das Netz investiert, müssten wir jetzt mehr für die Abschreibung veranschlagen", erklärt Waßmuth.Überdies könnten die SWT den Preis, der an die Kunden für die Netznutzung weitergegeben werde, sowieso nicht frei kalkulieren und festsetzen. "Seit Oktober 2007 muss die Bundesnetzagentur als zuständige Regulierungsbehörde der Höhe des Netzentgeltes zustimmen", erklärt Waßmuth. Gewinn erzielen die Stadtwerke trotzdem aus dem Netzentgelt. Wie viel, will Waßmuth allerdings nicht offen legen.Gewinnmarge ist Betriebsgeheimnis

Nach Abzug von Steuern, Konzessionsabgabe, Gaseinkauf und Netznutzung bleiben noch drei Prozent von der Gesamtrechnung "übrig". In der Beispielrechnung sind das 44,02 Euro. Aus diesem Anteil finanzieren die Stadtwerke ihren Vertrieb, inklusive Personal, Büroausstattung, Gebäudeerhaltung und Kundenservice. Und auch in diesem Posten versteckt sich eine Marge, die die SWT unter "Gewinne" verbuchen kann. Wie hoch diese bei insgesamt 28 000 Gaskunden ist, will Waßmuth jedoch mit Hinweis auf das Betriebsgeheimnis ebenfalls nicht preisgeben. Fakt ist: 2007 hat die SWT-Versorgungs-GmbH aus dem Vertrieb von Gas, Strom und Wasser 11,5 Millionen Gewinn vor Steuern gemacht.

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