Wasser für die Welt

Trier. (bru) Für seine Doktorarbeit hat Karsten Schittek viel auf sich genommen: In der Hochebene Argentiniens bei minus 15 Grad nachts und 25 Grad am Tag erforschte er die andinen Hartpolstermoore – natürliche Wasserspeicher in einem von Verödung bedrohten Land. Nun wurde er dafür mit einem Förderpreis von "National Geographic Deutschland" ausgezeichnet.

Wenn es um Argentinien geht, kommt Karsten Schittek ins Schwärmen. "Es ist nicht gerade ein Wohlstandsland", umschreibt er vorsichtig die bescheidenen Bedingungen, unter denen die Menschen dort leben und arbeiten. 2003 kam er durch ein Praktikum zum ersten Mal nach Argentinien. Die Menschen, das Thema, das Land - alles fesselte ihn. "Schon am zweiten Tag meines Praktikums an der Universität von Jujuy fragte man mich, ob ich Lust hätte, nach Patagonien mitzufahren. Und schon war ich auf einer 5000-Kilometer-Reise quer durch Argentinien. Dabei arbeiten die Studenten am Andenrand unter Bedingungen, die sich hiesige Studenten kaum vorstellen können. Trotzdem sind sie unwahrscheinlich hilfsbereit. Außerdem ist gerade mein Thema - die Untersuchung der Hartpolstermoore der Anden - kaum erforscht. Ich kann mich zumindest damit revanchieren, dass ich neues Wissen weitergebe. Das ist auch unbedingt nötig, um dieses für den ökologischen Haushalt so wichtige Wasserreservoir zu erhalten." Allerdings müssen die Torfproben, um die es in seiner Moorerforschung geht, in Deutschland ausgewertet werden. Hunderte Tütchen mit Erde und Wurzeln füllten seine Koffer. "Das letzte Mal musste ich allein 300 Dollar für Übergewicht bezahlen", erzählt er humorvoll. "Dabei hatte ich eigentlich nix als Dreck im Gepäck." 2004 und 2006 führten Schittek weitere Reisen nach Argentinien, dieses Jahr gezielt für seine Doktorarbeit. Sein größtes Problem: Seine Forschung muss er bislang aus eigener Tasche finanzieren. Dafür arbeitet er in Deutschland nachts in der Fledermausforschung. "Tolles Thema, aber körperlich aufreibend. Gerade bei dem momentanen Sommerwetter - versuchen Sie mal, bei über 30 Grad tagsüber zu schlafen." Vorerst hat dies ein Ende. National Geographic Deutschland hat zusammen mit der Bayer AG Wissenschaftler aufgefordert, Ideen zum weltweiten Wasserschutz zu entwickeln. Aus 94 eingereichten Arbeiten wurden neun ausgezeichnet - darunter die von Karsten Schittek, ein Entwurf seiner Doktorarbeit. "Die anderen acht Preisträger sind alle Professoren und Doktoren. Ich bin quasi das Nesthäkchen darunter", erzählt der 33-Jährige. Respekt vor der Natur ist überlebenswichtig

Und noch etwas unterscheidet seine Arbeit von den anderen: Während die gestandenen Kollegen Methoden entwickeln, um Trinkwasser zu gewinnen, handelt seine Arbeit vom Erhalt vorhandenen Wassers. Der Preisträger betont die Armut in Argentinien. "Selbst die Bauern sind interessiert am Erhalt ihrer Natur. Aber wenn sie keine andere Möglichkeit haben, treiben sie ihr Vieh in die Anden zum Weiden. Deren Hufe zerstören die Polsterpflanzen. Die Folge: Es kann kein Wasser mehr gespeichert werden, das Land trocknet aus." Seine größte Hoffnung: "Vielleicht hilft meine Arbeit, den Respekt vor der Natur wiederzuerlangen."

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