Wasserkraft soll Trier elektrisieren

TRIER. Aus Trierer Steckdosen soll verstärkt Strom aus Wasserkraft fließen. Die Stadtwerke bieten neben dem Standard-Tarif künftig einen Tarif "S-Komfort-Öko" an. Die meisten Verbraucher kämen damit sogar günstiger weg als bisher, heißt es bei dem Versorger.

In den kommenden Tagen erhalten alle Stromkunden der Stadtwerke Trier (SWT) Post. Inhalt: Informationen zum neuen Produkt "S-Komfort-Öko". Mit diesem Angebot verknüpfen die Verantwortlichen ehrgeizige Ziele: "Wir wünschen uns, dass wir 50 Prozent unserer 55 000 Stromkunden davon überzeugen können", sagt Vertriebsleiter Thomas Waßmuth. Der Öko-Strom stammt zu 100 Prozent aus Wasserkraft - und zwar aus Österreich. Dort gebe es an Talsperren und an der Donau riesige Wasserkraftwerke, die vergleichsweise günstig "grünen Strom" produzieren könnten, erklärt SWT-Vorstand Olaf Hornfeck. Waßmuth erläutert das Prinzip: "Wir garantieren, dass das, was der Trierer Öko-Strom-Kunde verbraucht, wenn er das Licht einschaltet, gleichzeitig an Wasserkraft erzeugt wird." Wer sich für den Öko-Strom entscheidet, muss im vergangenen Jahr pünktlich seine Rechnungen beglichen haben, per Bankeinzug zahlen und sich für ein Jahr an den Tarif binden. So halten die Stadtwerke ihre Verwaltungs-Kosten möglichst gering. Das und die günstige Produktion erlaubten, den "S-Komfort-Öko"-Strom billiger anzubieten als den normalen, sagt Waßmuth. Bei einem Verbrauch von 1500 Kilowattstunden pro Jahr sparten Kunden, die auf den Öko-Strom umstiegen, etwa zwölf Euro pro Jahr, rechnen die Stadtwerke vor. Liege der Verbrauch höher, steige die Ersparnis. Spagat zwischen "öko" und günstig

Konkret kostet der Öko-Strom in der Klasse bis 1500 Kilowattstunden im Jahr netto 16,75 Cent pro Kilowattstunde - bei einem Grundpreis von fünf Euro monatlich. Ab einem jährlichen Verbrauch von 1501 Kilowattstunden beträgt der Preis pro Einheit 15,15 Cent, der Grundpreis sieben Euro im Monat. Zum Vergleich: Im Standard-Tarif "S-Kompakt" liegt der Verbrauchspreis einheitlich bei 15,58 Cent netto pro Kilowattstunde, hinzu kommen monatliche Gebühren von 6,83 Euro. Der "S-Kompakt"-Strom stammt zu 66,4 Prozent aus Fossilen Energieträgern wie Kohle, zu 10,6 Prozent aus erneuerbaren Energien und zu 23 Prozent aus Kernkraft. Der bisherige Tarif "EnerTri", mit dem die SWT vor Jahren ins Öko-Strom-Geschäft einstiegen, bleibt auch in Zukunft bestehen: "EnerTri"-Kunden zahlen rund vier Cent Aufschlag pro Kilowattstunde auf den Standard-Tarif und fördern damit die Wasserkraft in der Region. Vor Ort sind, anders als in Österreich, nur kleine Wasserkraftwerke möglich, die entsprechend teurer produzieren. "Der Erfolg von EnerTri war relativ begrenzt", sagt Waßmuth. Nur rund 300 Kunden hätten sich dafür entschieden. Eine Studie habe ergeben, dass die Verbraucher zwar Interesse an Öko-Strom zeigten, aber nicht bereit seien, dafür mehr zu zahlen. "Mit dem S-Komfort-Öko-Strom versuchen wir diesen Spagat", sagt Waßmuth. Bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz beurteilt man das neue Trierer Angebot skeptisch. "Die entscheidende Frage ist: Wie viel daran ist Öko?", sagt Energie-Experte Hans Weinreuther. Komme der Strom aus abgeschriebenen Wasserkraftwerken, handele es sich um Energie, die vorher Teil des gewöhnlichen Mixes gewesen sei und nun lediglich gesondert vermarktet werde. Entscheidend sei, dass der Bau neuer Wasserkraftwerke gefördert werde. Das Tüv-Zertifikat, mit dem die SWT ihren neuen Öko-Strom bewerben, überzeugt Weinreuther nicht. SWT-Sprecher Carsten Grasmück hält dagegen, dass ein Teil der Öko-Strom-Erlöse durchaus in den Bau neuer Anlagen fließe. Der Kriterienkatalog für das Tüv-Zertifikat bestätigt das. Werbeträger Leiendecker

In diesen Tagen rollt eine Kampagne für den Öko-Strom an. Werbeträger ist Mundart-Sänger Helmut Leiendecker. "Man braucht nur aus dem Fenster zu sehen: Wir haben Januar, und es ist Frühling", begründet das Trierer Original sein Engagement. "Mit der Umwelt ist etwas nicht in Ordnung. Wer da zum Öko-Strom Nein sagt, der passt nicht auf im Leben." Die Unterlagen für einen Umstieg liegen dem Schreiben der Stadtwerke bei, Infos dazu gibt es auch unter www.stadtwerke-trier.de.

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