Trier. Der erste Eindruck ist nicht unbedingt vielversprechend. Bescheidener als das Kollegium der Ausonius-Grundschule und Rektorin Margret Wingertszahn kann man schwerlich residieren. Der schmale Gang vor dem winzigen Verwaltungstrakt wirkt dunkel, innendrin ist der Platz sehr begrenzt, alles scheint baulich heruntergekommen.Aber die Schule bietet mehr, als sie auf den ersten Blick verspricht. Die Klassenräume sind groß und hell, die Zahl der Schüler pro Klasse vergleichsweise niedrig. Weil man als Schwerpunktschule für Integration arbeitet, ist das zahlenmäßige Lehrer-Schüler-Verhältnis günstig, das zusätzliche Fachpersonal für Förderung und Betreuung in den acht Klassen kommt auch den "normalen" Schülern zugute.Die Zusammensetzung der Schülerschaft ist mit keiner anderen Schule zu vergleichen. Die Nähe zur Innenstadt beschert der Ausonius-Schule ein ungewöhnlich buntes Spektrum: Kinder mit 13 verschiedenen Nationalitäten sind hier eingeschult, quer durch alle sozialen Schichten, von hochbegabt bis lernschwach. Die Kehrseite: eine vergleichsweise hohe Fluktuation durch viele Zu- und Wegzüge kurzfristiger Innenstadt-Anwohner. Sprachlich wirft die Schüler-Struktur schon mal Probleme auf, aber für die Schule bedeutet das auch Chancen. "Es macht für uns die Arbeit interessant, viele Kulturen kennenzulernen", sagt die Rektorin. Auch aus Elternsicht: "Die Vielfalt bereichert unsere Klassen", bestätigt Elternsprecherin Claudia Mohr. Man integriert die kulturellen Anstöße gezielt in den Unterricht, nimmt Ideen und Anregungen auf. Die Schule setzt auf individuelle Förderung, sowohl bei schwächeren als auch bei leistungsstarken Schülern. "Wir sind weder Elite- noch Brennpunkt-Schule", bringt Margret Wingertszahn die Sache auf den Punkt.Die Zweck-Gemeinschaft mit der Musikschule sehen Schulleitung und Eltern inzwischen durchaus kritisch. Das hat mit den Einschränkungen bei der Raumnutzung zu tun. An Ganztags-Schule war nicht zu denken, stattdessen organisiert der Förderverein eine Betreuung bis 16 Uhr, Mittagessen inklusive. Obwohl viele Kinder das umliegende Hort-Angebot nutzen, sind 40 bei der Betreuung - in der City ist der Bedarf offenkundig besonders groß.Da musste man die Bücherei und den Spieleraum schon aus dunklen Garderoben-Ecken schnitzen, und das Sälchen für den musical-aktiven Schulchor "Ausonius Singers" (nächste Premiere am 1. Juni) mit seinen 60 Akteuren ist gleichzeitig auch Computer-Raum. Alles ist eng, Kleinräume für Förderung und Differenzierung fehlen. AGs wie Kochen, Nähen, Theater, Computer, Sport oder Schach erhöhen den Raumbedarf. Da überrascht es nicht, dass die Schule durchaus sehnsüchtig auf den schon lange angekündigten Umzug der Musikschule in die Paulinstraße wartet.Freilich hat das Gastspiel der Musikschule manches auch beschleunigt, wie etwa die Fenster-Renovierung und die Verbesserung des Sonnenschutzes vor drei Jahren. Seither freilich, so merkt Claudia Mohr ernüchtert an, sind die Fenster noch nicht ein einziges Mal geputzt worden - die Stadt schickt nur noch alle paar Jahre ein Reinigungs-Kommando. Mager ist auch das Lehr- und Lernmittel-Budget. Baulich sind für den Sommer weitere Sanierungsarbeiten an Decken und Beleuchtung vorgesehen.Die Eltern helfen, wo sie können. Gerade sind sie dabei, einen Bewegungsraum einzurichten, der dringend nötig ist angesichts mangelnder Hallenkapazitäten. Dank der Hilfe des Ortsbeirats konnte man den Außenbereich deutlich aufbessern und in eine attraktive Spielfläche verwandeln. Spiel, Sport und Laufen sind bei den Innenstadt-Kindern mangels anderweitiger Freiflächen besonders gefragt. Morgen in unserer Serie: Das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium