Weg mit den Schwarzkitteln!

TRIER. Zum Schwarzwild-Symposium hatte der Landesjagdverband (LJV) seine Jäger geladen. Der weitere Anstieg der Wildschwein-Population, das "Kirren" und die Schweinepest wurden heiß diskutiert.

66 000 Wildschweine haben die Jäger in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr geschossen. Aber trotz dieser "Rekord-Strecke" ist die Zahl der Schwarzkittel in den Wäldern, Feldern und Weinbergen angestiegen. "Wir haben etwa 3,5 Stück Schwarzwild pro 100 Hektar und müssen mit Zuwachsraten von bis zu 300 Prozent rechnen. 75 000 Schweine müssen pro Jahr alleine geschossen werden, um das Bestandswachstum zu stoppen. Um den Bestand zu senken, muss allerdings deutlich mehr geschossen werden", sagte Forstdirektor Rüdiger Kassel bei dem Schwarzwild-Symposium im Ramada-Hotel in Trier. Darüber, dass die Wildschwein-Population dezimiert werden muss, waren sich mit Kassel alle Experten auf dem Podium einig - nicht so über die Mittel dazu. Während Paul Müller, Leiter des Biogeografischen Institutes der Universität Trier, für das vermehrte Schießen von Bachen ohne Frischlinge plädierte, wehrte sich Norbert Happ, Forstamtsrat im Ruhestand, gegen dieses Vorgehen: "Wer erkennt bei einer Rotte schon auf Anhieb, welche Bache Frischlinge mit sich führt und welche nicht? Schießt man allerdings eine Frischlinge führende Bache, können sich die führungslosen Jungen zu einer marodierenden Schar entwickeln, die erhebliche Schäden in Weinbergen und Feldern verursacht." Außerdem würde der Nachwuchs bei fehlenden Bachen schneller trächtig. "So erreicht man keine Reduzierung, sondern einen Anstieg des Bestands", sagte Happ. Der Vizepräsident des Landesjagdverbandes, Lorenz Steden, sekundierte: "Zahl vor Wahl bringt keine Lösung." Neben der Frage des Bachenabschusses war das Kirren, das Füttern zur besseren Bejagung, ein heiß diskutiertes Thema in der mit knapp 500 Jägern voll besetzten Halle. "Untersuchungen zeigen, dass 30 Prozent der ständigen Nahrung von Sauen aus Kirrungen bestehen. Das darf nicht sein", kritisierte Hans-Dieter Pfannenstiel vom Präsidium des LJV Brandenburg. Auch ein Landwirt und Wildschadens-Schätzer aus dem Publikum schimpfte: "Finanzstarke Pächter bringen tonnenweise Mais aus, erlegen aber nicht die entsprechenden Stückzahlen. Viele Schweine, die ohne diesen Mais den Winter nicht überleben würden, kommen so durch." Julia Binz, Tierärztin beim Ministerium für Umwelt und Forsten, informierte, dass durch das Ausbringen von Impfködern 60 Prozent der Schweine in der Eifel gegen die Schweinepest immunisiert worden sind. "Mit einer letzten Köderwelle im Oktober hoffen wir, die Impfrate noch einmal zu erhöhen und anschließend die Schutzmaßnahmen beenden zu können."

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