Wegen Bauarbeiten: Zurlaubener Moselfest steht dieses Jahr auf der Kippe

Trier · Das Zurlaubener Heimatfest kann in diesem Jahr wegen der Bauarbeiten am Hochwasserdamm nur in sehr abgespeckter Form stattfinden – wenn überhaupt.

Ein Sommer ohne Zurlaubener Heimatfest? Eine Vorstellung, die bei vielen Trierern eine leichte Schockstarre auslösen dürfte. Peter Kretzschmar scheint sich an den Gedanken dagegen schon gewöhnt zu haben: "Wir sind enttäuscht, hegen aber keinen Groll und müssen einfach sehen, wie wir mit den Fakten umgehen", sagt der Geschäftsführer der Karnevalsgesellschaft "M'r wiewelen noch". Zusammen mit dem Männergesangsverein Zurlauben veranstalten die Wieweler seit Jahrzehnten das große Moselfest.

Die Fakten sind, dass die übliche große Hangwiese am Hochwasserdamm derzeit einem aufgerissenen Acker gleicht. Auch die Böschung zwischen Rad- und Spazierweg am Fuß des Hangs und dem Moselufer ist im Zuge der Deichsanierung (der TV berichtete) aufgerissen worden. "Es ist so, dass der vordere Teil der Hangwiese bis zum Termin des Heimatfestes nicht begrünt und damit nicht nutzbar sein wird", sagt Kretzschmar. Auch der Hangabschnitt ab der ehemaligen Treppe bis zum Ex-Kabinenbahngelände könne - wenn überhaupt - fürs Festwochenende vom 7. bis 9. Juli nur eingeschränkt freigegeben werden.
Vor allem den vorderen Hang diente bislang Besuchern beim Fest nicht nur als Abkürzung vom unteren Weg auf die obere Promenade. Abertausende nutzten die Sitzwiese, um die Konzerte auf der großen Bühne unten zu erleben.
Aber auch die Konzertbühne kann dort dieses Jahr nicht aufgebaut werden. Die Böschung zur Mosel ist bis dahin noch nicht wieder befestigt.

"Der gesamte Bereich ist essenzieller Teil des Baufelds und eine Bepflanzung macht hier erst Sinn, wenn alle Arbeiten weitestgehend abgeschlossen sind, was voraussichtlich Ende August sein wird", bestätigt Ralf Frühauf, Pressesprecher der Stadt, auf TV-Nachfrage. Als Festbereich genutzt werden könne der Abschnitt nicht.
Am heutigen Donnerstag treffen Stadtverwaltung und Festausschuss sich noch mal vor Ort, um Details zu klären. "Aber dass Zurlauben dieses Jahr in gewohnter Form stattfindet, ist jetzt schon ausgeschlossen", sagt Kretzschmar.
Möglich seien drei Alternativen:
Erstens: Ein stark abgespecktes Fest, beschränkt auf den oberen Weg. Es gäbe weder eine große Konzertbühne, noch ein auch nur annähernd so großes Festgelände mit entsprechend wenigen Getränke- und Essensständen. "Das bedeutet für uns weniger Einnahmen aus den Standgebühren - bei mindestens 20?000 Euro Mehrkosten", sagt Kretzschmar.
Zusätzliches Geld würde nicht nur die Absicherung des gesperrten Hangs kosten, sondern auch zum Beispiel die Einrichtung neuer Fluchtwege. "Außerdem ist die Beleuchtung des neuen Moseldamms noch nicht fertig - wir müssten eine komplette Notbeleuchtung organisieren."

Zweitens: Das Heimatfest wird auf den Spätsommer oder Herbst verlegt. "Von dieser Idee haben wir uns allerdings schon so gut wie verabschiedet - wir kämen dann anderen Großveranstaltungen zu sehr in die Quere", sagt Kretzschmar.

Drittens: Das Fest fällt komplett aus. "Dann würden wir 2017 auf einem vollständig hergestellten Gelände, das mit Sicherheit sehr schön sein wird, neu starten", sagt Kretzschmar. Entschieden sei zwar noch nichts, "aber das ist die von mir ganz persönlich favorisierte Alternative". Der Stadt als Bauherren der Maßnahme machen die Wieweler und der MGV übrigens keine Vorwürfe. "Wir stehen komplett hinter der Maßnahme - das Gelände wird durch neue Wege und eine große, 20 Meter breite Freitreppe zur Mosel deutlich aufgewertet!" Die Zusammenarbeit und die Absprachen mit der Stadt liefen außerdem sehr konstruktiv.
Für welche der drei Möglichkeiten sich der Festausschuss entscheidet, soll sich in den nächsten Tagen - auf jeden Fall vor dem Ende der Osterferien - klären.Kommentar

Lieber ausfallen lassen als rumwurschteln

Auch, wenn es für manche ein Sakrileg sein mag: Die Veranstalter sollten das Zurlaubener Heimatfest 2017 ausfallen lassen. Denn bereits bei normalen Bedingungen ist das Gedränge oft schon zu heftig. Wie eng wird es erst, wenn das Ganze auf einem um die Hälfte verkleinerten Gelände stattfindet? Denn Abertausende Besucher werden trotzdem kommen - und zum Großteil abgewiesen werden müssen. Dazu Bauzäune zu den gesperrten Moselhängen, ein Kirmesgelände, das zur Hälfte als Baustellenlager dient, wenige Buden, keine große Musikbühne, mehr Kosten. Ein großer Spaß wäre das wohl kaum. Hätten Stadt und Land, die zusammen an der Baustelle beteiligt sind, alle Auswirkungen, die die Arbeiten haben können, frühzeitiger absehen können? Ja, vielleicht. Hätte das etwas geändert? Nein, zumal die Bauarbeiten voll im Zeitplan liegen.
Die Trierer werden 2017 ohne Moselfest auskommen müssen.
Christiane Wolff

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